HAMMERFALL - (r)Evolution
Mehr über Hammerfall
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blact
- Release:
- 29.08.2014
- Hector's Hymn
- (r)Evolution
- Bushido
- Life Live Loud
- Ex Inferis
- We Won't Back Down
- Winter Is Coming
- Origins
- Tainted Metal
- Evil Incarnate
- Wildfire
Hector ist zurück!
Lange Zeit habe ich gedacht, dass HAMMERFALL niemals ein Album veröffentlichen würde, welches ich nicht sofort erstmal ganz oben hinsetzen würde oder gar ein schlechtes. Meine ehemalige Lieblingsband war unfehlbar, selbst in der Zeit, als andere Bands schon wichtiger für mich wurden. 2012 dachte das Quintett bzw. Bandkopf Oscar Dronjak sich aber offensichtlich, dass die bislang beschrittenen Pfade uninteressant würden und veröffentlichte mit "Infected" genau das, von dem ich dachte, dass es nie eintreten würde.
Was frisch klingen sollte, hatte einen zwar entschlackten, aber schwachen Sound und Songs, die oft in die richtige Richtung gingen, aber teilweise sogar schlampig arrangiert klangen und viel Potential verschenkten. Außerdem hatte man mir nichts, dir nichts das geliebte Bandmaskottchen Hector vom Cover verbannt. Vor diesem Hintergrund habe ich die Pause, die man dann einläutete, durchaus begrüßt und harrte gespannt der Dinge, die da kommen sollten. Nach und nach wurden dann Cover und Tracklist enthüllt und die Spannung mischte sich mit Vorfreude. Denn wo Hector seinen Hammer schwang, war bislang auch immer Hector drin.
Dann der erste Durchgang. Ich hätte schon fast Freudentränen weinen können, als ich das Eröffnungsriff von 'Hectors Hymn' gehört habe. Uptempo? Check, Doublebass? Check. Feeling wie ganz früher? Ja, sogar das, denn der Song klingt durchaus nach Sachen, die so z.B. auch auf "Renegade" (2000) hätten stehen können. Der Chorus mag etwas zu simpel und bewusst Richtung Hymne gebaut worden sein, nichtsdestotrotz ist der Song quasi stärker als alles, was auf dem Vorgänger zu hören war. Der darauffolgende Titelsong erinnert mich von den Melodien her etwas an die düsterere Phase mit "Chapter V" (2005) und "Threshold" (2006), verbunden mit der eher dezent gesangs- statt rifflastigen Ausrichtung, die man bei einigen Songs in letzter Zeit entwickelt hatte. In "Bushido" geht es nicht um den Kampf des Maskottchen Hectors gegen den Berliner Rapper, sondern um Samurai (daher auch das Cover der gleichnamigen Single). Der Song geht in die gleiche Richtung, ist eher langsam und hymnisch, inklusive augenzwinkernder Referenz an einen Hit der Band. Mit "Live Life Loud" versucht man sich wieder an einer Stadion-Party-Hymne, wie seiner Zeit "Get It On" ("Infected"). Das ist zwar ähnlich banal, aber trotzdem ganz amüsant. 'Ex Inferis' hingegen, ein schleppender Banger, kehrt wieder die dunklere Seite der Band hervor und macht dabei alles besser, als vergleichbare Songs auf dem Vorgänger.
Nach der eher "neuen" Ausrichtung der letzten Songs, wirft man wieder einen Blick in die weitere Vergangenheit: Uptempo und riffbetont geht es in 'We Won't Back Down' zur Sache, überrascht aber mit einem für HAMMERFALL ziemlich ungewöhnlichen Arrangement, welches mehr Dynamik ins Geschehen bringt. Bislang hatte jedes Album der Band eine Art Ballade. Da in letzter Zeit wohl keine Beziehungen der Musiker in die Brüche gegangen sind, widmet man sich, ganz in der Tradition von 'Dark Wings, Dark Words' (Threshold) wieder mal dem geliebten Thema "Game Of Thrones", mit einem ähnlich offensichtlichen Titel. Wurzeln sind ja eins der Themen dieses Albums, daher verwundert die Ausrichtung von 'Origins' nicht sonderlich. Eines der Highlights der Platte, flott und gleichzeitig hymnisch, hier präsentiert die Band sich in Bestform. Der vielleicht ungewöhnlichste und doch beste Song der Platte ist 'Tainted Metal'. Ungewöhnlich deswegen, weil man im Hause HAMMERFALL bisher nur einmal, wenn ich mich nicht täusche, Triolen-Riffs hatte ('Genocide', auf "Threshold"). Klasse, weil der Song ohne Ende treibt, ohne Brüche durchgeht, insbesondere vor dem Refrain eine großartige Bridge hat und einen sehr gut gelungenen Solopart. 'Evil Incarnate' klingt, nomen est omen, wieder sehr stark nach dem jüngeren Material der Band und reussiert dabei auf gleiche Weise wie 'Ex Inferis'. Zum Abschluss gibt es mit der Speed-Hymne 'Wildfire' nochmal einen Kracher, der durch den epischen und etwas melancholischeren zweiten Teil noch einmal zusätzlich gewinnt.
Natürlich ist nicht jeder Song auf "(r)Evolution" ein Hit, trotzdem hat die Band in meinen Augen ihr bestes Album seid "Threshold" geschrieben. Andere, die diese Phase auch schon nicht mehr mochten, werden vielleicht sogar ein wesentlich früheres Album nehmen. Die Band präsentiert sich frisch und hörbar motiviert nach der nötigen Pause. Gerade zur zweiten Hälfte steigert sich dieses Album zusehends und haut insbesondere mit 'Origins', 'Tainted Metal' und 'Wildfire' drei sich hoffentlich als Live-Kracher etablierende Songs raus. Besonders hervorheben muss man noch den Sound von Fredrik Nordström, der alles schlägt, was Charlie Bauerfeind für diese Band jemals zusammengemixt hat, vom schwachbrüstigen Sound der "Infected" ganz zu schweigen. Weil ich also auch nach dem drölfzigsten Durchgang (Platz vier im Jahresranking der Spins bislang) immer noch Spaß an der Platte habe, klare Empfehlung an die Fans: Kaufen! An ehemalige: Reinhören und kaufen! Alle anderen natürlich auch.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Christian Schwarzer