HAMMERS OF MISFORTUNE - 17th Street
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2011
Mehr über Hammers Of Misfortune
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Metal Blade / Sony Music
- Release:
- 21.10.2011
- 317
- 17th Street
- The Grain
- Staring (The 31st Floor)
- The Day The City Died
- Romance Valley
- Summer Tears
- Grey Wednesday
- Going Somewhere
Es wird wieder gehämmert. Und zwar sehr amtlich. SEHR amtlich.
Ein neues Album von HAMMERS OF MISFORTUNE. Das erste offizielle Silberwerk, welches die Band um Mainman John Cobbett für Metal Blade Records eingespielt hat. Also das erste Album mit einem verhältnismäßig großen Label im Rücken. Hat diese Tatsache Auswirkungen auf die musikalische Ausrichtung der Band? Eine dämliche Frage, wenn man den Werdegang der Band nachhört, denn eines kann man der Truppe sicherlich niemals vorwerfen: Anbiederung an irgendwelche Trends.
Und so klingt auch der fünfte Longplayer dieser äußerst sympathischen Band sofort vertraut und typisch untypisch. Denn auch mit erneut veränderter Besetzung – neben John gehören zum festen Stamm Chewy Marzolo (dr.) und Sigrid Sheie (key., voc.), neu dabei sind Max Barnett (bs.), Leila Abdul-Rauf (gt. voc.) und ein fester Sänger namens Joe Hutton – variiert man geschickt innerhalb des eigenen, musikalisch extrem facettenreich gestalteten Musikuniversums.
Wer nach dem letzten Doppeldecker befürchtet hatte, die Band würde sich immer weiter weg von dem entfernen, was man landläufig unter dem Terminus "Heavy Metal" zu verstehen glaubt, der darf sich entspannt zurück lehnen, denn auf "The 17th Street" gibt es ausreichend viele Passagen, zu denen der Kopf gewackelt werden kann. So darf man 'Staring (The 31st Floor)' mit seinem schleppend-feisten Rhythmus als verorgelten Uptempo-Doom bezeichnen. Ein echtes Highlight des Albums, welches sofort durch Mark und Bein geht. Aber eigentlich ist es eine Unverschämtheit von einem Highlight zu reden, denn alle neun Nummern auf diesem Rundling sind für sich absolute Höhepunkte. So erfreut der kurzweilige Titelsong mit einem unwahrscheinlichen Drive und geht schon jetzt als legitimer Nachfolger für den "Locust Years"-Überflieger 'Trot Out The Dead' durch. Herrlich, wie die Gitarren warm aus den Boxen röhren und ebenso herrlich, wie die prominent in Szene gesetzte Orgel einen wohlig-warmen Samtteppich darunter ausrollt. Kalte Füße bekommt bei dieser Musik niemand, das ist sicher. Darüber gniedelt eine immer wieder gefühlvoll eingestreute Sologitarre, die songdienlich mit kleinen, irrwitzigen Variationen aufblitzt. Unnötige Solospots, die den Fluss zerstören würden, sucht man vergeblich. Vielmehr entsteht das Bild einer Band, die in einem kleinen Club – oder Theater – mehr oder weniger zufällig aufeinander getroffen ist und nun ein bisschen jamt. Da es sich bei den Akteuren aber um absolute Könner handelt, die sich blind zu verstehen scheinen, entstehen spontan grandiose Kompositionen, die einfach so aus ihnen heraus zu fließen scheinen. Alle Instrumente greifen schlüssig ineinander, nichts wirkt großartig überdacht und doch merkt man natürlich, dass hier sehr genau an den Feinheiten gearbeitet wurde.
Der, wie schon in der Vergangenheit, fantastisch eingesetzte mehrstimmige Gesang, sorgt für einmalige Farbtupfer, wobei das Organ von Neuzugang Joe Hutton tief und kraftvoll neue Akzente zu setzen weiß. Top. Bei solcher stimmlicher Qualität darf man sich an in die musikalische Nähe von Nick Cave wagen, ohne zu scheitern. Nachzuhören im Tränendrücker 'Summer Tears', in welchem sanfte Pianoklänge mit schwerem Blues versetzt werden. Und Joe Hutton wärmt das Herz. Halleluja!
Und ausgerechnet nach so einer Nummer legen die Damen und Herren ihre schnellste Komposition namens 'Grey Wednesday' nach. Ein Wechselbad der Gefühle. Aber darin badet man gerne. Und um dem Hörer schlussendlich noch einmal zu zeigen, wo der Hammer wirklich hängt, gibt es mit dem zehn Minuten langen 'Going Somewhere' einen Ausklang, der allein schon für die unten stehende Note ausreicht. Dream Theater spielen progressive Musik? Ich kann nur milde lächeln.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae