HATEBREED - Hatebreed
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2009
Mehr über Hatebreed
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 8.25
- Label:
- Roadrunner/Warner
- Release:
- 02.10.2009
- Become The Fuse
- Not My Master
- Between Hell And A Heartbeat
- In Ashes They Shall Reap
- Hands Of A Dying Man
- Everyone Bleeds Now
- No Halos For The Heartless
- Through The Thorns
- Every Lasting Scar
- As Damaged As Me
- Words Became Untruth
- Undiminished
- Merciless Tide
- Pollution Of The Soul
Die diplomatische Grenzüberwindung von Metal und Hardcore. Kultur- und Musik-Crossover der allerfeinsten Sorte!
Meine schwermetallischen und hartkernigen Damen und Herren... meine Begeisterung ist ohne Grenzen! Niemals hätte ich geglaubt, ein derart ausgereiftes, intelligent musikalisch designtes und Schubladenzwänge überwindendes Mega-Album von einer Band wie HATEBREED vor die Füße geworfen zu bekommen; sind sie doch mehr für simple Knüppel-auf-die-Fresse-Mucke berühmt, berüchtigt und gefürchtet. Es ist gar so, als befinde ich mich gegenwärtig beim Lauschen der gepressten Silberpille inmitten eines kolossalen Wespennestes oder in einem römischen Kolosseum, wo ich auf die lauernden Untiere warte, um ihnen eins nach dem andern die Rübe vom Korpus zu schlagen. Schiere Gänsehaut ist mein Begleiter. Das neue, schlichtweg selbst betitelte Werk "Hatebreed" ist eine Ton gewordene Verschwörung, die so klingt, als hätte es nie einen Unterschied zwischen Hardcore und Metal gegeben.
Ganz besonders stark kristallisiert sich das Ablegen der ehemaligen "Tough-Guy-Attitüde" in 'Between Hell And A Heartbeat' heraus – um nur mal ein kleines Beispiel zu nennen. Hat die größte New School Hardcore-Band dieses Planeten schon mit dem unlängst veröffentlichten Slayer-Cover von 'Ghosts Of War' bewiesen, wie nahe sie sich dem Thrash verbunden fühlt, beweist sie nunmehr auf eindrucksvollste Art und Weise, wo der Zehntonnenhammer zu hängen hat. Besagter Song könnte glatt von den Thrash-Titanen höchstpersönlich stammen. Hier muss nicht nur der Violent Pit seine Krallen ausstrecken, hier kann selbst der gestandene Genosse der neueren Schule auch mal seinen Kopf kunstvoll kreisen lassen. Famos, einfach nur famos. Und dies sei prognostiziert: Nicht nur im musikalischen Sinne wird dieses Album ohne Frage etwas bewegen können (bedenkt man HATEBREEDs mannigfaltigen Einfluss auf die Gesellschaft barbarischer Schallwellen); im „ideologischen Sinne“ werden bestimmt weitere Mauern eingerissen werden. Hier entsteht garantiert rockhistorischer Forschungsdrang in Form von fanistischer Internetrecherche und diversen Plattenchecks, so als würde der Metal zum Hardcore finden und der Hardcore zum Metal – ganz ohne Metal- oder DeathCore-Trendsetterkultur. Klar, wird so eine geistige Revolution in der hartnäckigen Old-School-Bewegung keinen Fuß fassen, aber welcher fortschrittlich genießende Typ, der stets etwas Neues, etwas außerhalb seiner eigenen Grenzen entdecken möchte, wird hier denn schon bockbeinig bei werden? Rhetorische Frage. Interessant ist an der neuen Scheibe überdies, dass man von der Rezeptur her, bewusst nicht moderne Sounds miteinander verquickt. "Hatebreed" ist demzufolge keine MetalCore-Platte im eigentlichen Sinne, mehr im Sinne von ganz ursprünglichen Annäherungsversuchen à la S.O.D. Ähnlich wie schon das neuere Killswitch-Produkt wird hier selbstbewusst redefiniert und revolutioniert. Es prallen zwei alte Welten aufeinander und verschmelzen zu einer gänzlich neuen, zu einem Mikrokosmos, der gleichzeitig richtungweisend und umwälzend ist, wie er auch seine Wurzeln aus dem Boden pflügt, um sie zur Schau zu stellen. Toll, wie Jasta seinen Liberalismus hier in die Musik trägt. Ganz großes Lob an ihn! 'Become The Fuse', 'Not My Master', 'Through The Thorns' – an diesen drei Tracks zeigt sich außerdem wie unglaublich vielfältig, vielgestaltig und abwechslungsreich das neue Material ist. Ja, sogar ein Instrumental hat Platz auf diesem neuen Kult: 'Undiminished' ist einfach nur sensibel-künstlerisch geboren worden wie 'Orion' von "Master Of Puppets". Wer das nicht hört, kann entweder Slamdancen oder sich an seiner Black-Flag-Flagge ausheulen gehen. Dabei lohnt es sich vielmehr seine Tränen für diesen Song zu vergießen. Der Überflieger.
Statt ständig ein neues 'Tear It Down' oder 'Defeatist' zu schreiben und ewig den Gewaltsüchtigen Blut zum Lecken zu geben, macht man lieber eine kurze Weltreise, ausgehend von Birmingham mit Endstation New York, um seinen Horizont massiv zu erweitern. So bleibt zum Schluss einzig logisch konstatierend auszurufen: „Hard 'n' Heavy-Fans aller Länder, vereinigt euch!“
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Markus Sievers