HEART OF CYGNUS - Utopia
Mehr über Heart Of Cygnus
- Genre:
- (Prog) Rock
- Prelude
- Metropolis
- Elementary
- Another Day
- Alexander's Lament
- The Dream
- A Call To Arms
- Conditioning
- Before The Court
- Escape
- The Knight
- Winter
Manchmal ist es wie früher. Man ist unbeschwert auf der Suche nach neuer Musik und entdeckt tatsächlich noch eine Band, die einen so richtig umhaut. Nichts, was man unter der Rubrik "auch ganz nett" abhakt, sondern Musik, die von vorne bis hinten begeistert. Angefangen beim Artwork des Covers, welches kein Geringerer als Dereg Riggs entworfen hat, über das textliche Konzept bis hin zur musikalischen Umsetzung stimmt bei HEART OF CYGNUS einfach alles. Aber mal von Anfang an.
Die Band besteht eigentlich nur aus Jeff Lane, der sämtliche Tasten- und Saiteninstrumente bedient und nebenher auch noch singt. In Jim Nahikian hat er sich einen kompetenten Drummer zur Unterstützung ins Studio geholt, so dass auch auf diesem Sektor keine Wünsche offen bleiben.
Wie man dem Bandnamen schon unschwer entnehmen kann, agiert das Duo irgendwo im progressiven (Hard-)Rock-Universum der frühen RUSH, QUEEN und mischen dies sehr gekonnt mit dem Drive einer Band wie KING'S X zum Beispiel. Alles sehr hochkarätige Namen, aber HEART OF CYGNUS müssen sich dahinter kaum verstecken. Ich übertreibe nicht. Warum auch?!
Schon beim instrumentalen Opener fallen zwei Dinge ohrenscheinlich auf: Das selbst produzierte Werk hat einen sehr angenehmen und gleichfalls transparenten Klang, bei dem allen Instrumenten Freiraum gelassen wird, ohne dass es auch nur eine Spur zu überladen klingt. Der Charme einer Eigenproduktion ist nicht verloren gegangen. Wenn Jeff bei 'Metropolis' zum ersten Mal die Saiten krachen lässt, dampfen die Röhrenverstärker. Es RUSHt amtlich, wobei der Gesang eine Lage tiefer anzusiedeln ist. Und gleich dieser Song belegt die kompositorische Klasse des Duos: grandios eingesetzte Chöre, die nicht schleimig klingen, klug unterlegte Keyboards, die für einen voluminösen Sound sorgen und darüber dieser herrliche Drive. Ich bin schon zu diesem Zeitpunkt völlig begeistert.
Und genau so faszinierend geht es weiter. Der gesprochene Part in 'Elementary' erinnert mich leicht an "The Wall", was aber nur sehr subjektiv zu verstehen ist. Völlig verzückt lausche ich in 'Alexander's Lament', wie der Protagonist alles in Frage stellt und dazu nur von einer akustischen Gitarre begleitet wird. Da geht einem das Herz auf.
Wo ich eben schon bei RUSH war, zelebrieren HEART OF CYGNUS in 'The Dream' deren "Grace Under Pressure"-Phase mit phänomenalem Tasteneinsatz und Melodien für Melonen, bevor 'A Call To Arms' treibend aus der Anlage galoppiert. Sehr schön, wie Jeffs Stimme hier herrlich rau klingt. Und das es noch einen Zacken knackiger geht, beweist kurz darauf das beinahe bösartige 'Before The Court'. Wobei eigentlich nur der Text dieses Adjektiv verdient hat, denn die Musik ist für hart gekochte Ohren immer noch harmlos. Der Brian-May-Einschlag wird präsenter, aber auch der Hauch von Heavy Metal huscht über die Scheiblette.
Während das Textkonzept vom instrumentalen 'Escape' beendet wird, läuten sanfte Klampfenklänge die letzte Viertelstunde von "Utopia" ein.
'The Knight' und 'Winter' fungieren zwar außerhalb des Konzepts, stehen dem Material allerdings in nichts nach. Die beiden Sieben-Minuten-Ender vereinen noch einmal alle Vorzüge dieser Band, wobei ich vor allem beim Abschluss an KING'S X erinnert werde. Episch, verspielt und doch gradlinig und mitreißend verzaubert diese Musik einfach die Sinne und reißt den Hörer weg aus dem Alltag. Dabei ist man gleichermaßen ambitioniert wie auch sympathisch. Trotz des progressiven Touchs klingt nichts aufgesetzt oder kopflastig. Hier wird mit Herzblut komponiert und mit Spielfreude agiert. Alles klingt warm und herzlich. Emotionen pur.
Wie man den neuen Kompositionen auf der MySpace-Site der Band entnehmen kann, wird es in dieser Klasse weitergehen. Die Welt ist gut.
- Redakteur:
- Holger Andrae