HEAVEN SHALL BURN - Antigone
Mehr über Heaven Shall Burn
- Genre:
- Death Metal/Metalcore
- Label:
- Century Media
- Release:
- 26.04.2004
- Echoes (Intro)
- The Weapon They Fear
- The Only Truth
- Architects Of The Apocalypse
- Voice Of The Voiceless
- Numbing The Pain
- To Harvest The Storm
- Risandi Von (Outro)
- Bleeding To Death
- Tree Of Freedom
- The Dream Is Dead
- Deyjandi Von (Outro)
HEAVEN SHALL BURN, der Name ist Programm!
Mit "Antigone" legen die Himmelspyromanen ihr drittes Langeisen vor, das ja bekanntlich veröffentlichungstechnisch meist für den weiteren Verlauf einer Bandkarriere entscheidend ist. Bringer oder Rohrkrepierer, entscheidet die dritte Scheibe ungeschrieben gesetzlich über Aufstieg oder Niedergang.
Im Fall HEAVEN SHALL BURN ist es ein Aufstieg, und zwar ein ultimativer und triumphaler. Mit einem Paukenschlag, der einer musikalischen Kernschmelze gleichkommt, trümmern sich die himmlischen Fackeln durch einen extrem wütenden, sauren und angepissten Hassbrocken, der jedem verständnislosen Individuum mit urwüchsiger Gewalt das Fressbrett eintritt.
HEAVEN SHALL BURN schreiben sich auf die Flagge, realitätsbezogene Texte zu verfassen, die immer am Nabel der Zeit saugen. Mächtig angekotzt müssen sie gewesen sein, als sie diese Scheibe schrieben. Hammerharte, punktgenaue Monster-Death-Riffs treffen auf tonnenschweres Groovegestampfe. Atemloser Schweinsgalopp, infernalische Blastbeats und bluttriefendes Midtempo dominieren abwechselnd in äußerster Perfektion und Vehemenz die Tracks, während sich Sänger Marcus Bischoff glühende Blasen auf die Stimmbänder keift.
Die lyrischen Ergüsse bieten dabei jederzeit eine mutige und offensive Meinungsdarstellung einer am Weltgeschehen interessierten Band, was allein schon jede Menge Respekt abverlangt.
Ein weiterer Joker ist der Sound von "Antigone", der wirklich brutalst killt und in allen Frequenzbereichen bis kurz vor den Clipbereich aussteuert. An allen Ecken knallt es wie auf einem Schlachtfeld. Zu guter Letzt gibt es noch ein extrageiles Coverartwork zu bestaunen, das diese Hammerscheibe optisch mehr als würdig abrundet.
Der Release startet mit 'Echoes', einem wunderschönen getragenen Instrumental, das mit Pianoklängen besinnlich auf die instrumentelle Tollwut der nächsten angehenden Stunde einstimmt.
'The Weapon They Fear' schlägt wie ein Stück Stahl aus einem Bolzenschussgerät im Schädel ein. Skandinavisch geprägtes Riffing trifft auf eines der krankesten Vocals im europäischen Raum. Das Melange ist melodiös und dennoch unendlich brutal. Der Gesang reißt einem die Nervenstränge mit listiger Schadenfreude in sekretierende Fetzen und erinnert hierbei manchmal an die unnachahmliche sickness eines Martin Van Drunen (ex-PESTILENCE).
Auch Track Nummero Drei, namentlich 'The Only Truth', groovt so umbarmherzig auf den Schwingen des Todes, dass selbst Verstorbene ihre skeletierten Gerippe unsanft aus den Gräbern gekickt bekommen. Der Song treibt ohne Pause, zieht ohne Unterlass und bannt mit hypnotischer Präzision. Eine wahre musikalische Langzeitwirkung!
'Architects Of The Apocalypse' lässt das Ganze stampfender angehen. Die Instrumentierung ist hundertprozentig rifforientiert bis in die Haarspitzen und filetiert mit ihrer Brachialität sämtliches humanes Epithelgewebe mit chirurgischer Leichtigkeit.
Auch 'Voice Of The Voiceless' lässt keinerlei Schwächen aufkommen. Drückende Drums und explodierende Riffs treffen auf einen Refrain, den, ganz in der Tradition skandinavischen Death Metals auch Szeneikonen wie IN FLAMES nicht besser hinbekommen hätten. 'Voice Of The Voiceless' ist Melodic Death Metal von altem Schrot und Korn und begeistert in jeder Sekunde.
Der himmlisch brennende Aasgeier wird aber erst mit 'Numbing The Pain' vom dunklen Firmament geschossen. Ich wage mal zu behaupten, dass dieses Death-Metal-Meisterwerk eine der größten Hymnen im todesmetallischen Bereich darstellt. Dieser Track ist unglaublich stark, hat so viel extrem hasserfüllte Emotion und ist dabei entfesselt mitreißend wie ein Blizzard. Glückwunsch für diesen Killer unter der blutroten Sonne und Danke für diesen Gnadenschuss zwischen die tränenbenetzten Augen.
'To Harvest The Storm' vereint formvollendeten Metalcore mit wunderschönen Melodien und Vocals, die in ihrer unsagbaren Härte kaum zu toppen sind. Ohne Umschweife gibt es mit voller Gewalt eine Unterweisung in Sachen Extreme Metal. Geil!
Das folgende 'Risandi Von' ist ein von Olafur Arnalds verfasstes Instrumental, das wunderschön das "Antigone"-Hasswerk auflockert.
Mit 'Bleeding To Death' werden die Eingeweide wieder stramm gezogen und die rotierende Death-Metal-Säge unbarmherzig ins warme und weiche Fleisch gerammt. Dort wühlt sie sich mit den erwähnten Zutaten melodiös und einschneidend durch die Netzwerke der Nerven, Muskeln, Fasern, Sehnen und Zellen. Intensiv bis Anschlag!!!
Im Anschluss feuern HEAVEN SHALL BURN mit 'Tree Of Freedom' eine ultrabrachiale Metalcoresalve ab, die sogar Dieter Bohlens geistige Umnachtung sprengen könnte. Die Melodien kommen trotzdem niemals zu kurz und offerieren jederzeit eine Zuwendung an kommerzielle Hörerschichten, trotz aller Brutalität und Vehemenz.
'The Dream Is Dead' ist ein Smasher, den ich eigentlich nicht in Worte fassen kann. Ein übelst fettes Hardcore/Death-Brett, das im zerstörerrischsten Midtempo alles unter das himmelsvernichtende Pyrosperrfeuer nimmt, was nicht schnell genug am Leben teilhaben will. Heftig groovig, heftig melodiös, heftig brutal!!!
Zum Abschluss erwartet den Hörer mit 'Deyjandi Von' abermals ein wunderschönes Pianooutro, das besinnlich aus dem todesmetallischen Reigen enlässt.
Mit "Antigone" macht kein Liebhaber extremer Musik einen Fehler. Diese Scheibe gehört in jeden Haushalt, der Death Metal skandinavischer Ausprägung zu schätzen weiß. Selten findet man nämlich Bands, die diesen Stil besser beherrschen als HEAVEN SHALL BURN. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung geht somit an alle, die meine Vorliebe für intelligente und durchdacht aggressive Musik teilen. Auf gehts, kaufen! Es lohnt sich!
Anspieltipps: The Weapon They Fear, The Only Truth, Numbing The Pain, To Harvest The Storm, Bleeding To Death
- Redakteur:
- Alex Straka