HEAVEN SHALL BURN - Veto
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2013
Mehr über Heaven Shall Burn
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Century Media
- Release:
- 19.04.2013
- Godiva
- Land Of The Upright Ones
- Die Stürme Rufen Dich
- Fallen
- Hunters Will Be Hunted
- You Will Be Godless
- Valhalla
- Antagonized
- Like Gods Among Mortals
- 53 Nations
- Beyond Redemption
Das Maß aller Dinge.
Werden HEAVEN SHALL BURN ihre Brachialität beibehalten? Wie kann ein „Neuanfang“ nach der abgeschlossenen "Iconoclast"-Reihe aussehen? Haben sie sich die Kritik am Sound der letzten Platte zu Herzen genommen? Und warum sind sie in Deutschland mit solcher Musik überhaupt so verdammt erfolgreich? Das waren einige der vielen Fragen, die mir im Vorfeld des Releases von "Veto" im Kopf herumgeisterten. Zweifel machten sich breit. Die Angst, enttäuscht zu werden, war riesig.
Und dann ist es nach dreijähriger Wartezeit soweit, ich lausche den ersten Tönen von 'Godiva'. Es folgt: Fassungslosigkeit. Begeisterung. Gänsehaut. Wasser in den Augen. All die Anspannung verkehrt sich in Gefühle des Glücks. Ein Zustand, welcher auch nach schier ewiger Dauerrotation nicht enden will. Dieser Opener gehört nicht nur zum besten, was die fünf Jungs jemals geschrieben haben, sondern auch zu den herausragendsten extremmetallischen Stücken überhaupt. Der leicht melodische Anstrich ist für HEAVEN-SHALL-BURN-Verhältnisse anfangs sogar ungewöhnlich, aber spätestens bei diesem wahnsinnigen Chorus weiss man, dass diese Nummer über jeden Zweifel erhaben und in Zukunft (hoffentlich) ein Dauerkandidat für die Setlist ist. Und zudem ein heißer Anwärter auf den Titel „Song des Jahres“.
Mit der dortigen Textzeile "a sign of hope in peaceless times" gibt die Band dann auch ihre Marschrichtung vor: HEAVEN SHALL BURN schreiben Hymnen der Wut und des Widerstands, die jedoch zu jedem Zeitpunkt von Hoffnung durchsetzt sind. Weder musikalisch noch textlich wird man hier auf einen Abgesang stoßen. Vielmehr das Gegenteil: "Veto" ist die Fahne, die in feindlichen Gebieten stets hochgehalten wird - und werden muss. Bei widrigen Winden umso mehr.
Entsprechend gibt es bei 'Land Of The Upright Ones' im Anschluss weniger Melodie, dafür mehr Gebretter. Und erneut ist da so ein wahnsinniger Refrain. Pure Kraft, reine Energie. Es gibt kleine Elektrospielereien in 'Hunters Will Be Hunted' oder deutsche Vocals in 'Die Stürme rufen dich': Die Band weiß, wie sie den Hörer durch Details bei der Stange halten kann, sodass sich trotz des Riffinfernos keine Müdigkeit oder gar Monotonie einschleicht.
Bei Track Nummer sieben wird der geneigte Metaller vielleicht seinen Ohren nicht trauen wollen, jedoch hat man es hier tatsächlich mit einem Tribut an den BLIND-GUARDIAN-Klassiker 'Valhalla' zu tun. HEAVEN SHALL BURN schaffen es dabei, den Song nicht nur todesmetallisch herunterzuholzen, sondern ihn so zu arrangieren, dass er in ihrem Stil voll aufgeht. Man hätte sich zudem sicherlich an weniger genialen Vorlagen versuchen können, um die Gefahr des Scheiterns gering zu halten; diese Prüfung wird jedoch mit Bravour gemeistert. Und dass Hansi Kürsch hier seinen Beitrag zu leistet, spricht Bände.
Mit 'You Will Be Godless' wird sogar mal die ganz grobe Keule ausgepackt, die auch auf einer Brutal-Death-Platte eine gute Figur machen würde. 'Antagonzied' hat was von 'The Disease' 2.0. Ja, HEAVEN SHALL BURN ist die Mischung aus bereits bekanntem und neuem Terrain mehr als gut gelungen. Das abschließende 'Beyond Redemption' ist ein wunderbares Instrumentalstück (was nur hier und da durch Vocals ergänzt wird), bei dem der Fünfer noch einmal zeigt, dass er nicht immer die volle Härte braucht. Denn auch hier geht einem einfach das Herz auf. Der strahlende Abschluss einer perfekten Platte.
Lyrisch geht es ebenfalls wieder ordentlich zur Sache. Wo einige andere Bands sich in Klischees und Kitsch suhlen, sind HEAVEN SHALL BURN (wie und je) politisch. Egal, ob es dabei um eine Protestlegende ('Godiva'), Waffengeschäfte ('Like Gods Among Mortals') oder den Support von Sea Shepherd ('Hunters Will Be Hunted') geht: Wer tiefer in diese Materie eintauchen möchte, der hat hier dazu die Möglichkeit.
Es bleibt festzuhalten, dass die Truppe an all jenen Stellen gearbeitet hat, bei denen es noch Entwicklungsmöglichkeiten gab: Das Gitarren- und insbesondere das Schlagzeugspiel sind deutlich versierter als jemals zuvor, der nahezu tote Sound von "Invictus – Iconoclast III" wurde für einen angenehmeren, lebendigeren, jedoch nicht minder heftigen Klang zurückgeschraubt und der Fokus liegt nun noch mehr auf dem Schreiben wirklicher Songs, anstatt (wie in diesem Genre leider zu oft) dem Aneinanderhängen diverser Parts.
Wenn eine Band alte Fans immer wieder aufs Neue glücklich machen kann, kosequent ihr Ding durchzieht und auch eigentlich genrefremde Metalfans immer wieder mitreißt, dann kann das Fazit für die Gruppe, die ihre Vorschusslorbeeren bereits so häufig unter Beweis gestellt hat, nur lauten: HEAVEN SHALL BURN ist das Maß aller Dinge.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Oliver Paßgang