HELHEIM - Åsgårds Fall (EP)
Mehr über Helheim
- Genre:
- Black Metal / Viking Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Dark Essence / Karisma / Soulfood
- Release:
- 26.11.2010
- Åsgårds Fall 1
- Åsgårds Fall Interlude
- Åsgårds Fall 2
- Helheim Part 7
- Dualitet Og Ulver
- Jernskogen (Remake)
Für ihre Zwischendurch-EP schütteln die Bergener eine der größten Norweger-Hymnen aller Zeiten aus dem Ärmel.
Knapp drei Jahre nach dem famosen "Kaoskult" sind die Bergener Wikinger von HELHEIM zurück: Im Februar des kommenden Jahres wird ihr siebtes reguläres Studioalbum "Heiðindómr Ok Mótgangr" erscheinen. Als Vorgeschmack servieren die vier Jungs uns jedoch eine EP, die sich gewaschen hat. Das Sahnestück hört auf den Namen "Åsgårds Fall", wird eine Spielzeit von üppigen 35 Minuten haben und mit einem sehr schönen Artwork versehen sein. Wichtiger ist jedoch die enthaltene Musik:
Dreh- und Angelpunkt der EP ist das dreiteilige, 25-minütige Epos 'Åsgårds Fall', das nicht auf dem kommenden Album vertreten sein wird und von diversen Geschehnissen um Ragnarök berichtet. Der eröffnende erste Teil zeigt HELHEIM weniger finster und grimmig als noch auf den letzten beiden Scheiben. Vielmehr ist der Einstieg in den Longtrack sehr atmosphärisch mit Keyboard und akustischen Gitarren arrangiert. Mit Einsetzen der E-Gitarren und des Gesanges wird es schleppend und leicht doomig. Für majestätische Waldhorn-Sequenzen konnte das Quartett Trine Mjanger als Gastmusikerin verpflichten, während das Stück im weiteren Verlauf vom dramatischen Wechsel grimmiger, mit harschem Gesang versehener Elemente und ruhigerer, epischer Passagen lebt. Das Interludium ist verträumt und geprägt von wunderschönen Akustikgitarren, zartem Klargesang und einer elegisch ihr klagendes und doch so verspieltes Lied singenden Leadgitarre. Meisterlicher könnte man die Ruhe vor dem Sturm kaum inszenieren. Doch damit ist noch längst nicht alles gesagt: Der zwölfminütige letzte Teil dieses großartigen Stückes gehört aus meiner Sicht nicht nur zum besten, was HELHEIM je aufgenommen hat, sondern zu den absoluten Sternstunden des norwegischen Metals: Mit einem machtvollen, doomigen Einstieg, der zwar BATHORY-Anklänge aufweist, aber dennoch unverkennbar nach HELHEIM klingt, lassen die Bergener den Hörer in langsames, intensives und ergriffenes Headbangen verfallen. Die beschwörenden, im Duett dargebotenen cleanen und grimmigen Vocals, die hinzu tretenden Chöre, die wuchtigen Breaks, die erneut einsetzenden Horn-Passagen: Das ist epischer Metal in absoluter Vollendung, der durch die gesanglichen Gastauftritte von prominenten Musikern wie unter anderem Hoest (TAAKE) und Gunnar Emmerhoff (EMMERHOF AND THE MELANCHOLY BABIES) zusätzlichen Reiz und erhöhte Vielseitigkeit erhält. Dies zeigt sich besonders im letzten Drittel, wo die klaren Gesangselemente vom gesprochenen Wort über beschwörenden, hohen Klargesang bis hin zu melancholischen Tönen alles bieten. Weitere schnöde Worte will ich hierzu gar nicht verlieren: 'Åsgårds Fall' ist einfach in jeder Hinsicht perfekt und für mich eines der großartigsten Stücke, das der norwegische Heavy Metal über alle Genregrenzen hinweg zu bieten hat.
Als wäre das noch nicht genug, bietet die EP in guter alter HELHEIM-Tradition mit dem kurzen Zwischenspiel 'Helheim Part 7' noch einiges an Maultrommel und Perkussion auf, bevor es mit 'Dualitet Og Ulver' einen schönen Ausblick auf das im Februar erscheinende neue Album "Heiðenðomr Ok Motgangr" gibt. Jener zeigt HELHEIM zwar ihrem Stile treu, verrät aber doch, dass die Ausrichtung des kommenden Albums insgesamt einen Tick weniger grimmig und finster, dafür aber umso atmosphärischer und epischer zu sein scheint. Das Stück ist zwar überwiegend sehr schnell und vom kehligen Gesang geprägt, dennoch ist es klanglich ätherischer und spärischer in Szene gesetzt, ohne dabei an Durchschlagskraft zu verlieren. Bjørnar Erevik Nilsen (VULTURE INDUSTRIES) und Herbrand Larsen (ENSLAVED, AUDREY HORNE) haben hier bei Aufnahme und Mastering wirklich ganze Arbeit geleistet.
Als Rausschmeißer fungiert eine interessante, im Vergleich zum Original sehr druckvoll arrangierte und mit prägnanten Bassparts und verändertem Gesang versehene Neueinspielung des vermutlich größten Bandklassikers 'Jernskogen', der ursprünglich 1999 auf der "Terrorveldet"-EP erschienen war. So endet die EP ähnlich stark, wie sie begonnen hat und zeigt HELHEIM in absolut bestechender Form. Besser lässt sich nordischer Metal nicht umsetzten. Für HELHEIM-Fans ist "Åsgårds Fall" ein obligatorischer Blindkauf, und ein jeder, der HELHEIM noch nicht kennt, sich aber bei Bands wie BATHORY, ENSLAVED, VREID, IMMORTAL oder SEAR BLISS wohl fühlt, kann hier ebenso wenig falsch machen. Obwohl ich kein großer Freund des EP-Formats bin und es generell lieber habe, wenn eine Band all ihre Songs auf regulären Alben zugänglich macht, kann ich hier aufgrund der Klasse der gebotenen Musik einfach nicht umhin, die Höchstnote zu zücken. Mit gut 25 Minuten exklusiven Materials kann man der Band aber auch wirklich nicht vorwerfen, hier jemandem das Geld aus der Tasche ziehen zu wollen, ohne einen angemessenen Gegenwert zu leisten.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle