HELHEIM - landawarijaR
Mehr über Helheim
- Genre:
- Black Metal / Viking Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Dark Essence / Karisma / Soulfood
- Release:
- 20.01.2017
- Ymr
- Baklengs Mot Intet
- Rista Blodørn
- landawarijaR
- Ouroboros
- Synir Af Heiðindomr
- Enda-Dagr
Ein eigenwilliges Referenzwerk des anspruchsvollen Viking Metals.
Auch wenn sicherlich nach wie vor der eine oder andere große, alte Name vorher fällt, wenn es um die veritablen Größen des norwegischen Metals geht, so ist HELHEIM in Sachen konstante Qualität des Outputs doch längst ganz vorne mit dabei, in der ersten Reihe des Genres. Ohne große Stilbrüche, doch stets mit einer subtilen Weiterentwicklung und Verfeinerung des eigenen Stils, gelang den bereits seit 1992 aktiven Bergenern ein Volltreffer nach dem anderen, und nun, pünktlich zum 25. Bandjubiläum liegt mit "landawarijaR" die - neben einigen Demos und EPs - neunte vollständige Studioscheibe vor, mit der V'gandr, H'grimnir, Hrymr, Noralf und Co. die eigene Legende weiterschreiben.
Hierbei greifen sie das bewährte stilistische, kompositorische und instrumentale Gefüge auf, das sie mit der "Åsgårds Fall"-EP und dem folgenden Studioalbum "Heiðindómr Ok Mótgangr" definiert und in der Folge mit "raunijaR" eindrucksvoll gefestigt haben, geben diesem jedoch einmal mehr neue Facetten, die verhindern, dass "landawarijaR" zu einem schlichten Neuaufguss einer bewährten Rezeptur wird. Was wir auf dem neunten Werk der Helheimer finden, ist in dieser Geschmeidigkeit und mit diesem Fluss durchaus Neuland, doch die Band schafft es dabei auf höchst wundersame Weise, trotzdem nicht die ihr seit jeher eigene Schroffheit und Kälte zu verlieren. So lässt sich durchaus sagen, dass HELHEIM mit "landwarijaR" einen Spagat meistert, den etwa bei SATYRICON so mancher noch so treue Anhänger nicht nachvollziehen konnte, oder wollte.
HELHEIM indes gelingt er auf ganzer Linie! Hört euch dazu nur den Opener 'Ymr' an: Harmonisch, lebendig, dynamisch und flüssig klingt die Produktion, in welche die Band ihre teils kalten und schneidenden, teils aber auch warmen, flächigen und atmosphärischen Gitarrenriffs einbettet, ebenso wie die sehnsuchtsvollen, nach oben zum Licht strebenden und ergreifenden Leads und Soli. Der eine oder andere massige, voluminöse aber dennoch unaufdringliche Synth-Einsatz sorgt für epischen Nachhall, ebenso die gezupften Gitarrenarrangements bei 'Baklengs Mot Intet', das einmal mehr vor allem im tollen Refrain Quorthons Geist atmet, teilweise aber auch in Raserei der feinsten alten EMPEROR-Manier ausbricht. Auch der Klargesang, für welchen sich die beiden Frontschreihälse eine stattliche Horde an fähigen Gastsängern (u.a. Bjørnar Erevik Nilsen (VULTURE INDUSTRIES, William Hut, Morten Egeland, Pehr Skjoldhammer (ALFAHANNE), Ottorpedo) ins Studio geholt haben, nimmt erneut viel Raum ein, und so wird beispielsweise das fast zehnminütige Titelstück zu einer packenden Achterbahnfahrt der Gefühle und Stimmungen, die trotz der epischen Länge des Liedes nie selbstgefällig oder repetitv wird, sondern den Hörer so fest bei der Hand nimmt, dass die zehn Minuten wie im Flug vergehen und Hirn und Herz mit auf die Reise nehmen.
Solche packende und die Seele des Hörers auf die Fahrt zu den Runen schickende Arrangements zeichnen im Übrigen alle Stücke des Albums aus, ganz gleich, ob es mal in eine mantrische, leicht ambient angehauchte Richtung geht, wie etwa bei 'Ouroboros' mit seinen massigen Lurenklängen, die allgemein das Album immer wieder bereichern, oder ob ein neofolkiges Intro und ein an moderne BURZUM-Werke erinnerndes flirrendes und doch so melodisches Riff eine zwar geisterhafte aber doch angriffslustige Abfahrt wie 'Synir Af Heiðindomr' einleiten, die im weiteren Verlauf durch den Einsatz des Basses und eine faszinierende Wundertüte an giftiger und doch charismatischer Gesangsakrobatik besticht.
HELHEIMs Neunte ist damit einmal mehr ein absolut eigenständiges und eigenwilliges Referenzwerk des anspruchsvollen Viking Metals auf schwarzmetallischer Basis, das den Hörer packt und wie ein Maelstrom in seine Welt zieht. Dabei kommt die Band gänzlich ohne abgedroschene Klischees aus, aber auch ohne den bisweilen allzu progrockigen Ansatz, den etwa ENSLAVED seit geraumer Zeit verfolgt. HELHEIM fordert den Hörer, aber er wird nicht überfordert sondern mitgenommen auf den reizvollsten mystischen Runentrip der letzten Jahre.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle