HELHEIM - raunijaR
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2015
Mehr über Helheim
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Karisma (Soulfood)
- Release:
- 04.12.2015
- Helheim 9
- raunijaR
- Asgards Fall III
- Asgards Fall IV
- Odr
Altes würdig abschließen und Neues mutig wagen?
Um die fünf Jahre ist es her, dass uns die Bergener Qualitätsschmiede mit der großartigen "Åsgårds Fall"-EP und dem kurz darauf folgenden, nicht minder starken Studioalbum "Heiðindómr Ok Mótgangr" eindrucksvoll demonstrierte, wie kompromisslos genialer, eigenwilliger, kompositorisch anspruchsvoller und abwechslungsreicher, sich um heidnische Themen rankender Black Metal aus Norwegen zu klingen hat. Nun ist es für die Band an der Zeit, zum einen wieder mit einem neuen Werk, dem nunmehr achten Studioalbum "raunijaR" über die Nordsee zu segeln, und zum anderen auch zwei Dinge zu einem krönenden Abschluss zu bringen, die sie vor mehr oder minder langer Zeit begonnen hat.
Zum einen beginnt das Album nämlich mit 'Helheim 9', dem letzten Teil der von Anfang an als Neunteiler konzipierten Helheim-Reihe aus eigenwilligen, meist kurzen Stücken, die auf jeder Veröffentlichung der Band eine Sonderrolle einnahmen und eine mythologische Analogie haben, denn neun Welten kennt die nordische Welt Yggdrasils. Die Sonderrolle bestätigt sich auch auf "raunijaR", denn auch 'Helheim 9' ist kein für die Band typischer Song. Klarer, aber bisweilen dennoch sehr grimmiger Gesang, Fiedel, Maultrommel und ähnliches folkloristisches Instrumentarium setzen dem Album einen stimmungsvollen Ausgangspunkt, der sich langsam in ein schönes, folkiges Metalstück steigert, bevor mit dem folgenden Titelstück der gewohnte HELHEIM-Stil das Ruder übernimmt.
Doch gewohnter Stil? Ja, die Band ist unverkennbar HELHEIM, und doch ist dieses Titelstück des achten Albums ein wirklich eigenwilliger Brecher. Die Hörnereinsätze gemahnen ein wenig an SEAR BLISS, zeichnen jedoch gleichzeitig das Bild altgermanischer Luren, und bringen eine dramatische Epik mit, während die Riffs dahin rasen und V'gandr und H'grimnir ihren unverkennbaren Wechselgesang zum Besten geben. Dabei ist das Stück für HELHEIM-Verhältnisse durchaus eingängig und hat einen hohen Wiedererkennungswert, der sofort klar macht, dass die Band gewillt ist, den beiden Vorlagen alle Ehre zu erweisen.
Das bestätigt sich auch im folgenden zwanzigminütigen Block, der Teil 2 des Unterfangens markiert, Dinge zu Ende zu bringen, die in der Vergangeheit begonnen wurden. Dieses Mal betrifft es die auf der eingangs erwähnten EP begonnene "Åsgårds Fall"-Geschichte, derer Teile 3 und 4 uns hier begegnen. Wie schon vor fünf Jahren, so ist der spürbare, aber nie plakative BATHORY-Einfluss omnipräsent. Die Band schließt nahtlos an die ersten beiden Teile aus dem Jahre 2000 an und zeigt sich von ihrer reflektierten, epischen und sehr doomigen Seite. Verschleppte Rhythmik, monolithische Riffs, mantrisches Rezitativ, Wikingerchöre; alle bewährten Zutaten sind vorhanden und einmal mehr werden sie in bester Qualität umgesetzt, wobei Teil 4 fast schon ambiente Gefilde streift, dabei aber gerade durch seine gesangliche Vielseitigkeit und die tollen Leadgitarren besondere Akzente setzt.
Dass der zehnminütige Abschluss mit 'Odr' dem sogar noch eins draufsetzen kann kommt überraschend, und dass ihm das auf sehr ungewöhnliche Weise gelingt, sogar noch überraschender. Die Ambient-Elemente speziell in Form von Luren- und Paukenklängen nehmen hier nochmal zu, der Gesang ist dominierend klar und fragil, mit erzählerischen Parts garniert, so dass sich ein sehr entspanntes, dabei aber dennoch dramatisches Gesamtbild mit sogar dezenten postrockenden Anklängen bietet, das aber einen spannenden Ansatzpunkt dafür liefert, wohin die HELHEIM-Reise fürderhin gehen könnte, um damit nun den Bogen zurück zur Einleitung um zum Abschließen von Geschichten zu schlagen: Vor ziemlich genau fünf Jahren erzählte mir H'grimnir im Interview auf meine Frage zu den 'Helheim'-Stücken, dass es mit jenen eine tiefere Bewandnis habe und sich die Band nach Nr. 9 auflösen werde. Seinerzeit war ich mir sicher, dass das nicht ganz ernst gemeint war, doch nun, wo Teil 9 erschienen ist, grüble ich dann doch ein wenig. Hoffen wir das Beste, dass meine damalige Einschätzung zutrifft, denn es wäre viel zu schade, wenn diese fantastische Band ihre Reise schon jetzt als beendet ansähe.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle