HELLWELL - Behind The Demon's Eyes
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2017
Mehr über Hellwell
- Genre:
- Heavy Metal / Epic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- High Roller Records / Soulfood
- Release:
- 14.04.2017
- Lightwave
- Necromantio
- To Serve Man
- It's Alive
- The Galaxy Being
- The Last Rites of Edward Hawthorn
MANILLA ROADs Mark Shelton hat Randy Foxe zurück an seiner Seite.
War MANILLA ROAD lange Zeit eine von der Szene doch recht skeptisch beäugte Kuriosität, so hat es Mark Shelton mit seiner Stammband inzwischen nach bald vier Jahrzehnten doch noch geschafft, sich durch seine Beharrlichkeit den Respekt zu erarbeiten, den er schon längst verdient gehabt hätte. Die Fanbasis ist heute stark wie nie, und so ist es natürlich kein Wunder, dass sich der ROAD-Fan auch wie ein Schneekönig auf den Zweitling des Nebenprojekts HELLWELL freut. Dieses Mal vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als beim Debüt, denn Mark Shelton und Tastenmann E.C. Hellwell bescheren uns auf "Behind The Demon's Eyes" ein Wiedersehen mit Marks altem Weggefährten Randy "Thrasher" Foxe am Schlagzeug.
Dass der Drescher wieder an Bord ist, führt dann auch zu einer kleinen Modifikation des Bandsounds, denn die zweite HELLWELL ist trotz der nach wie vor prägnanten Rolle des Keyboards ein recht brachiales Geschoss geworden. Klar, Meister Hellwells Synthesizer sorgt hier und da immer noch dafür, dass die Band einen gewissen 70er-Hardrock-Touch im Sinne von URIAH HEEPs 'Rainbow Demon' nicht verleugnen kann, doch wer die gewagte Hypothese aufstellen möchte, dass wir es hier einer weichgespülten 70er-Retrovariante MANILLA ROADs zu tun haben, der könnte falscher nicht liegen. "Behind The Demon's Eyes" ist durch und durch episch, sehr oft brachial hart und schnell, dabei aber doch stets von Mark Sheltons unverkennbarer Stimme und ihren tollen Hooklines veredelt. Zudem trägt Randy, der sein Schlagwerk nach allen Regeln der Kunst zerhackstückt, im Zusammenspiel mit dem erhöhten Härtegrad und dem gegenüber dem Debüt dann doch etwas reduzierten Synth-Anteil des Werkes immer wieder dazu bei, dass sich der langjährige ROAD-Fan sehr positiv an Klassiker wie "Out Of The Abyss" und "Mystification" erinnert fühlt.
Dies gilt im besonderen Maße schon für den kurzen, harten und schnellen Opener 'Lightwave', bei dem Randy ziemlich wild ins Drumkit hackt und Mark Shelton besonders intensiv seine Semi-Growls einsetzt, wie sie auf Alben wie "Atlantis Rising" und eben "Out Of The Abyss" eine tragende Rolle spielten. Dazu passt auch das herrlich schreiende Gitarrensolo im letzten Drittel des Stückes. Wo 'Necromantio' im Anschluss bei ebenfalls im Mittel sehr gehobenem Tempo und wirklich wildem Drumming dennoch etwas groovender und melodischer, aber auch dunkler und hintergründiger ausgestaltet ist und ein ekstatisches Instrumentalfinale bietet, da gibt es mit dem darauf folgenden 16-minütigen 'To Serve Man' die epische Vollbedienung. Der Song ist ein riesiges Breitwandstück mit massigem Synth, getragenen Riffs, die einen herrlichen Kontrast zu Randys einmal mehr sehr vielseitigem und vertracktem Drumming bilden, und einer Gesangsdarbietung des Sharks, die sich gewaschen hat und wirklich alle Facetten seines Oeuvres von sanft und einschmeichelnd bis garstig und urböse abdeckt. Immer wieder kommen in dissonanten Momenten wahrhaft erhebende harmonischen Auflösungen, zu denen die Seele die Flügel spreizt und abheben will.
Der Scheibe zweite Hälfte startet mit 'It's Alive', dem schleppenden Rocker des Albums, der mit einem wahrhaft königlichen Refrain Akzente setzt, bevor 'The Galaxy Being' - dem Titel entsprechend wenig überraschend - mit einigen psychedelischen Space-Momenten aufwarten darf, die auch den Herren HAWKWIND gut zu Gesichte stünden, wenn diese drei Umdrehungen an der Härteschraube gedreht hätten. Beendet wird das Album dann wieder ausladend und episch, und zwar mit dem erneut fast eine Viertelstunde währenden 'The Last Rites Of Edward Hawthorn', das durch das wunderschöne abgespacete Pianointro, Mark Sheltons dunkle, tief emotionale Gesangslinien, die sich ein wenig an seinem akustischen Soloalbum zu orientieren scheinen, und die feingliedrigen Arrangements glänzt; ebenso aber auch durch den ziemlich genau in der Mitte des Stücks massiv anziehenden Härtegrad. So steht das Stück voll in der Tradition etlicher großer MANILLA ROAD-Hymnen der Vergangenheit.
Am Ende ist "Behind The Demon's Eyes" ein bärenstarkes Album, das sich weder hinter dem HELLWELL-Debüt noch hinter den letzten MANILLA ROAD-Werken verstecken muss. Durch die dezent anders gelagerten stilistischen Schwerpunkte, hat diese Band auch ihre volle Berechtigung neben der Stammband, auch wenn die aktuelle Scheibe dennoch ohne weiteres auch als MANILLA ROAD-Album durchgehen würde. Macht aber nichts, denn bei Mark Sheltons Kreativität gilt ohne Wenn und Aber: Doppelter Output, doppelte Freude!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle