HELMET - Left
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/23
Mehr über Helmet
- Genre:
- Groove Metal / Alternative
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- EarMusic
- Release:
- 10.11.2023
- Holiday
- Gun Fluf
- NYC Tough Guy
- Make Up
- Big Shot
- Bombastic
- Reprise
- Dislocated
- Tell Me Again
- Powder Puff
- Resolution
Zurück zu alter Stärke?
Habt ihr euch auch schon immer gefragt, woher in den Neunzigern die absolute Obsession von Metal-Musikern für wuchtige und groovende Riffs stammte? Nun, wer nach den Einflüssen von Bands wie SEPULTURA und MACHINE HEAD sucht, der dürfte mit Sicherheit auch den Namen HELMET hören, denn Page Hamilton und seine Truppe waren mit Alben wie "Meantime" oder "Betty" definitive Vorreiter für spröde Groove-Riffs, die als Waffe in Bezug auf die Nackenmuskulatur eingestuft werden sollten. Nimmt man noch Pages eigentümliche und unheimlich charismatische Stimme dazu, hat man eine Alternative-Metal-Großmacht kreiert, die reihenweise Musiker und Musikerinnen beeinflusste. Seit dem 2004er Langdreher "Size Matters" ist bei den Amerikanern aber irgendwie gefühlt die Luft raus, denn auch wenn die letzten drei Langspieler durchaus noch als HELMET zu erkennen waren, fehlte doch die Magie der frühen Jahre und die Songs verkamen etwas zu zahmen Selbstzitaten. Ob das neue und insgesamt achte Studioalbum namens "Left" diesen Kurs wieder korrigieren kann?
Nun, der Beginn mit 'Holiday' fällt schon einmal recht vielversprechend aus. Die Stop-and-Go-Riffs sitzen, Page faucht in den Strophen teilweise herrlich bissig und in Stakkato-Manier, nur um im Refrain mit einer ziemlich eingängigen Hookline um die Ecke zu kommen, während die Rhythmusgruppe um Dave Case am Bass und Schlagzeuger Kyle Stevenson die Nummer ordentlich nach vorne peitscht. Insgesamt macht das den Opener zu einem Track, der durchaus mit dem Frühwerk mithalten kann. Doch danach flacht die Begeisterungskurve direkt wieder etwas ab, denn 'Fun Fluf' oder 'Make Up' stehen eher in der Tradition jüngerer HELMET-Scheiben, wobei die Riff-Salven zwar weiterhin abgefeuert werden, der Rest des Materials mir aber zu sehr in Richtung Alternative abdriftet. Gerade auch der Gesang, der hier oftmals an THE SMASHING PUMPKINS-Fronter Billy Corgan denken lässt, ist mir an diversen Stellen doch etwas zu handzahm.
Gut, dass 'Big Shot' mit seinem abgedrehten Riff und einem herrlichen Groove zur Mitte der Platte hin die Kurve zurück in herrlich abgedrehte und vor allem wütende Gefilde findet. Teilweise bringt die Nummer sogar Hardcore-Einflüsse zurück, weshalb der Track auch auf "Meantime" gepasst hätte. 'Bombastic' und das von einem coolen Drum-Intro eingeleitete 'Dislocated' schlagen in eine ähnliche Kerbe und sind teilweise mit ihren sperrigen Arrangements eine echte Herausforderung für Hörer und Hörerinnen. Genau diese Unberechenbarkeit habe ich zuletzt immer etwas vermisst bei HELMET, weswegen ich gerade vom hinteren Teil der Platte durchaus begeistert bin. Immerhin hat auch "Meantime" ein paar Anläufe gebraucht, bis ich die Genialität dieses Klassikers komplett verstanden habe, und auch "Left" gewinnt durchaus mit jedem Durchlauf ein bisschen an Qualität dazu, wenn man etwa neue Details im übrigens extrem klaren und druckvollen Sound der Platte entdeckt.
Ist "Left" damit ein direkter Konkurrent für das legendäre Frühwerk? So weit würde ich nicht gehen, doch im Gegensatz zum Vorgänger "Dead To The World", der sich die Rückkehr zu den Wurzel auf die Fahne geschrieben hatte und dieses Versprechen nicht hielt, spüre ich angesichts der neuen elf Tracks wieder deutlich mehr dieser urigen Begeisterung, die ich empfand, als ich erstmals HELMET hörte. Da funktioniert dann sogar auch eine Ballade wie 'Tell Me Again' im Kontext der Platte hervorragend, weshalb ich mir durchaus vorstellen könnte, dass der Silberling im Gegensatz zu alle Alben seit "Size Matters" nicht nur zur Komplettierung in die Sammlung wandert, sondern auch regelmäßig seinen Weg in den Player findet.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs