HEMINA - Romancing The Ether
Mehr über Hemina
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Bird's Robe Records
- Release:
- 11.08.2023
- I. Intention
- II. Strike Four
- III. Embraced By Clouds
- IV. Dissolution
- V. Revelations
- VI. Integration
Läuft über weite Strecken gut, vergaloppiert sich aber stellenweise.
Das australische Quartett HEMINA meldet sich mit seinem fünften Album "Romancing The Ether" zurück. Andere Bands nehmen Konzeptalben auf, HEMINA arbeitet scheinbar an einer Konzeptdiskographie, wird doch die Geschichte der bisherigen Alben, offenbar ein Coming-of-Age-Stoff, weitererzählt.
Das ganze Album besteht aus einem einzigen Track mit 35 Minuten Spieldauer, der in sechs Sätze gegliedert ist, die der nebenstehenden Liste zu entnehmen sind. Da stellt sich die Frage, ob es eine im Prog gelegentlich anzutreffende Großmannssucht oder einfach nur Gedankenlosigkeit war, die Musik dann nicht gleich in sechs Tracks zu unterteilen, was interessierten Hörern das gezielte Nachhören bestimmter Stellen erleichtert hätte.
"Romancing The Ether" stellt sich über weite Strecken als ein starkes und vielseitiges Prog-Metal-Album dar, das souverän von reduzierten Stellen, etwa A-Cappella-Chören, über zarte, balladeske Momente bis hin zu schroffen metallischen Passagen wandert. Einige schöne Soli werden von beiden Gitarristen gespielt. Gelegentlich wird in Djent-Manier gerifft, wozu stilecht eine achtsaitige Gitarre eingesetzt wird. Aber auch verschiedene Tasteninstrumente kommen zum Einsatz. Es gibt Gesang von männlicher wie weiblicher Stimme, teilweise solo, teilweise im Duett, teilweise auch in gewagt arrangierten Chören, die stellenweise an amerikanische Filmmusik oder - vor allem im Satz 'Revelations' - an STYX erinnern. In der Spitze sind laut Promoinformation mehr als 100 Stimmen übereinandergelegt worden.
Zwischendurch gibt es ein wenig wohl "Weltmusik" genannte Ethnomucke und Nanana-Chöre. Aber was ist das? Ist die Technoseuche der 90er zurück? Irgendwo gefühlt im Übergang vom dritten zum vierten Satz ertönt dieses stupide, synthetische Bum-Bum, das mit dem Rest des Albums nichts zu tun hat. Nach einigen Minuten kehrt die Scheibe jedoch wieder zur vorherigen Qualität zurück. Ein zweiter Schwachpunkt ist der finale Satz 'Integration', dessen Text zwar geschickt einige Grundgedanken und -metaphern des Albums zusammenfasst, der aber musikalisch so ausgedünnt ist, dass er die Scheibe beiläufig enden lässt.
HEMINA bietet auf "Romancing The Ether" einiges an starker und interessanter Musik, aber vielleicht hat der Wille, mit überraschenden Elementen aufzutrumpfen, der Gruppe hie und da ein Schnippchen geschlagen. Experimentierfreude gehört zu einem guten Künstler, aber auch die Urteilsfähigkeit zu erkennen, wann ein Experiment missglückt ist und das Studio besser nicht verlässt.
- Redakteur:
- Stefan Kayser