HEXENBRETT - Zweite Beschwörung: Ein Kind zu töten
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- Genre:
- Dark Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Dying Victims Productions
- Release:
- 22.05.2020
- Ein Kind Zu Töten I
- Lass Schlafende Leichen Ruhen
- Spalovač Mrtvol
- La Tumba De Los Muertos Vivientes
- The Spider Song
- Ein Kind Zu Töten II
- Attraverso Sette Porte All'Inferno
- Blutige Seide
- Les Reqiuem Des Vampires
Eine exotische, dunkle Underground-Perle.
Im Underground muss heutzutage man schon einiges tun, um aufzufallen. Gerade im okkulten Bereich, wo jede Band sich mysteriöser gibt als die Konkurrenz, ist der Grat zwischen Authentizität und Image schmal. Würde man sich bei HEXENBRETT auf dieses Spiel einlassen, geriete die Musik viel zu schnell in den Hintergrund. Sollen sich also andere Stellen berufen fühlen, das Mysterium zu durchdringen - wir nehmen uns jetzt "Zweite Beschwörung: Ein Kind zu töten" vor. Man merkt es dem Albumtitel an: HEXENBRETT ist stark vom europäischen Horrorkino beeinflusst. Sicherlich nicht die schlecheste Inspirationsquelle für düstere Musik. Es gibt da diese Band aus Birmingham, die sich - wenn auch nur beim Namen - ebenfalls am italienischen Film bedient hatte.
Die zweite Beschwörung bringt es mit 38 Minuten auf exakt die doppelte Spielzeit wie das inzwischen neu aufgelegte Demo "Erste Beschwörung". Zufall oder nicht? Bei sich so geheimnisvoll gebenden Bands muss man auf alles gefasst sein. Eine Fraktion wird bei den neun Songs des Debüts auf jeden Fall enttäuscht: Wer die das-Demo-war-besser-Fahne auch mit HEXENBRETT-Logo schwenken möchte, macht sich schnell unglaubwürdig. Die neun Songs haben nichts von der obskuren Faszination verloren, mit der sich das Duo zunächst Gehör verschaffen konnte. Dabei verlassen sich Josto Feratu und Scarlettina Bolétte nicht allein auf Einflüsse, die man hier erwarten würde. Musikalisch reicht das Spektrum von Proto-Black-Metal-Bands wie MERCYFUL FATE über Horror-Rock wie dem von DEATH SS bis hin zu Prog Rock. Und obwohl nie rumpelnd, bedient sich das HEXENBRETT nie einem glattgebügelten Sound. Am besten lässt sich das Ergebnis aus meiner Sicht mit einer bunten Mischung aus DENIAL OF GOD, BANCO DEL MUTUO SOCCORSO und eben MERCYFUL FATE beschreiben.
Zu den Highlights, mit denen sich Interessierte einen guten Überblick verschaffen können, gehört zweifelsohne 'Attraverso Sette Porte All'Inferno', in dessen guten fünf Minuten alle Eckpfeiler der Inspiration einmal grob gestreift werden: Prog-Leads treffen auf Glockenspiele in Kirchentonleitern, Black-Metal-Riffs und beschwörende Monotonie. Diesen Stil eigenwillig zu nennen, wäre eine Untertreibung. Fest steht jedoch, dass mir schon lange keine Band mehr untergekommen ist, die sich so unverblümt und scheuklappenfrei hier und dazu bedient und schon mit den ersten zwei Outputs einen eigenen Stil zementiert. Oder auch die 'Blutige Seide', die mit am meisten von der Schroffheit der deutschen Sprache profitiert, derer sich das Duo - obwohl vermeintlich aus dem Ausland - ja gerne bedient.
Wer wie ein Trüffelschwein auf der Suche nach "dem neuen Ding" ist, sollte HEXENBRETT unbedingt antesten. Mit einem Faible für die oben genannten Einflüsse sollte es ein Leichtes sein, "Die Zweite Beschwörung" zu goutieren. Tatsächlich gespannt bin ich außerdem auf die kommenden Live-Auftritt des HEXENBRETTs, die nach Angaben der Band von angeheuerten Live-Musikern bestritten werden sollen. Damit wären wir ja dann wieder ein Stück näher am Musiktheater, von dem so zahlreiche Schreiber die Band ja unbedingt distanzieren wollen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher