HIGH SPIRITS - Motivator
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2016
Mehr über High Spirits
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- High Roller Records
- Release:
- 16.09.2016
- Up And Overture
- Flying High
- This Is The Night
- Reach For The Glory
- Do You Wanna Be Famous
- Haunted By Love
- Down The Endless Road
- Take Me Home
- Thank You
Gute-Laune-Metal, der wesentlich erfolgreicher sein müsste!
Die Amis von HIGH SPIRITS sind wieder da! Und man, bin ich froh, dass "Motivator" rausgekommen ist. Eigentlich bin ich gerade im RUNNING WILD-Fieber, aber "Motivator" ist (neben dem WYTCH HAZEL-Debütalbum) die einzige Scheibe, die mich hin und wieder von Rock 'n' Rolf befreien kann.
Sobald der Flieger abhebt, geht's mit Chris Black hoch in die Lüfte! Nach einem kurzen Intro steht 'Flying High' an, ein Song, der irgendwo zwischen Mitt-80er-IRON MAIDEN und ENFORCER anzusiedeln ist, aber schon unheimlich viele positive Vibes mitbringt. Der warme Gitarrensound begeistert mich sofort. Und: Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal ein Album gehört habe, das so sehr "Gute Laune" schreit! Erinnerungen an "Out Of This World" von EUROPE oder "5150" von VAN HALEN werden wach. Am liebsten würde ich das Autofenster aufreißen, Vollgas geben und über die Autobahn düsen. 'This Is The Night' könnte ein Kracher in zukünftigen Live-Sets werden. Schneller als beim Opener geht es nach vorne, Chris (der im Studio ja fast alles selbst in der Hand hat) macht keine Gefangenen und erinnert bei den Gitarrenleads noch mehr an die Jungfrauen. Unfassbar, dass er dabei ein so dauerhaftes Lächeln erschaffen kann. Schließlich war selbst MAIDEN nie DIE Happy-Metal-Band. Ich frag mich, ob ich FREEDOM CALL höre - keine Angst, quasi eine Version ohne Kitsch, ohne Tralala, aber mit der gleichen guten Laune.
Mit 'Reach For The Glory' geht's weiter, und auf den Song wäre auch VAN HALEN stolz gewesen. Wobei die Gitarren natürlich wieder mehr an die Jungfrauen erinnern, doch diese Fröhlichkeit, diese Energie, das ist echt der Wahnsinn! Ihr merkt wahrscheinlich schon: Ich liebe diese Scheibe! Ihr wisst natürlich, dass ich jetzt noch auf ein paar Songs eingehe, aber ich umgehe jetzt mal alle Konventionen und sage schon mal: Für alle, die nicht im Depri-Sumpf versinken, für alle, die das Leben und den Sommer lieben, für alle, die wissen, dass MAIDEN immer die beste Metal-Band sein wird, und dass es nie genug MAIDEN-Kopien geben kann, für alle, die VAN HALEN, BON JOVI, EUROPE und JOURNEY verehren, ja für jeden von euch - besteht hier eine absolute Kaufpflicht! Das wird euer Sommerhit 2016!
Leute, ich bin gerade so dermaßen von dieser Scheibe begeistert, dass ich merke, wie ich mir bei 'Do You Wanna Be Famous' die beiden Vorgänger schnell nachbestelle. Peinlich, dass ich hier noch eine Lücke habe, schließlich fand ich die Truppe auch live beim KIT überzeugend. Ach ja, der Song ist ein Ohrwurm, den ihr so schnell nicht los werdet. Wenn die Scheibe hier als EP zu Ende wäre, müsste ich ohne wenn und aber 10 Punkte zücken. Aber es geht noch stark weiter. 'Haunted By Love' ist keine Überhymne. Das liegt nicht daran, dass das Riffing hier stärker an SAXON erinnert, sondern eher daran, dass die Hürde von den ersten Songs so hoch gelegt wurde, dass es fast zwangsläufig leicht abfallen musste. Auch hier gibt es einen feinen Refrain, der mich an die Schweden von DEAD LORD erinnert, und zum ersten Mal nicht durchgehende positive Vibes. Bei 'Down The Endless Road' findet sich der nächste Übersong. Wahnsinn, was Chris für ein Songwriter ist. Ich hatte ja schon Freude am leider unterbewerteten AKTOR-Album, aber das hier ist echt der Hammer. Zudem möchte ich hier betonen, wie angenehm die mehrstimmigen Gesänge sind. Ich nehme mal an, dass Chris alle Vocals selbst eingeträllert hat (das Booklet liegt mir leider noch nicht vor) und kann nur sagen: Das ist echt gut gelungen. Einzig WYTCH HAZEL hat das dieses Jahr noch etwas besser hinbekommen.
'Take Me Home' ist, zumindest nach zehn Durchläufen, noch einer der etwas weniger grandiosen Songs des Albums. Aber hey, das ist Meckern auf ganz hohem Niveau. Die MAIDEN-Leads sind auch hier besser als vieles, was Steve Harris und Co. uns so in den letzten 26 Jahren präsentiert haben. Oh man, ich habe langsam das Gefühl, einem zukünftigen Klassiker zu lauschen! Zum Abschluss sagt Chris 'Thank You'. An wen er seinen Dank wohl adressiert hat? Naja, egal, ich bin froh über den Song, der wieder an die DEAD LORD erinnert.
Wen das viele Namedropping stört: "Motivator" ist absolut kein Plagiat! Nur weil sich einige feine Einflüsse oder Parallelen erkennen lassen, möchte ich Chris Black und seinen Mannen hier nicht die Eigenständigkeit absprechen. Sicher ist es keine progressive Scheibe, die das Metal-Rad neu erfindet. Doch es handelt sich um ein Album, das erstklassig geschrieben, aufgenommen und produziert worden ist, das mit einem wunderbaren Cover sofort ins Auge stechen wird und hoffentlich HIGH SPIRITS den verdienten Ruhm bringt. Ein solches Scheibchen sollte die Charts knacken. Mindestens. Ich wünsche dem 500. High Roller Records Release jedenfalls bombige Verkaufszahlen. Und ich hoffe, dass Chris Black weiterhin spannende Projekte an den Start bringt und uns in allerlei Klangwelten entführt. Ob Chris wirklich keine Alben von JOURNEY, EUROPE und VAN HALEN besitzt (wie er im Interview meinte), sei mal dahin gestellt. Die gleiche fröhliche Atmosphäre findet sich hier zweifelsohne.
Ich wiederhole mich, aber Repetition hilft beim Lernen: "Motivator" ist eine Großtat der neueren Hard'n'Heavy-Geschichte. Die Scheibe könnte zum Klassiker aufsteigen. Lasst euch dieses Album nicht entgehen! Ich höre es gleich wieder, und freue mich, bald auch die beiden Vorgänger aus dem Briefkasten zu fischen. Und am liebsten würde ich mir noch ein Konzertticket für das HELL OVER HAMMABURG 2017 kaufen, da sind die Jungs von HIGH SPIRITS wieder live zu sehen, wenn es, nun ja, halt nicht in Hamburg wäre. Aber egal. Alle Daumen hoch für HIGH SPIRITS! Und nur ganz knapp an 10 Punkten vorbei...
Anspieltipps: Ich könnte schreiben "eigentlich alles", aber das bringt ja nichts. Also: 'Down The Endless Road', 'Do You Wanna Be Famous' und 'This Is The Night'. Wer danach nicht zuschlägt, ist selbst Schuld.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer