HOLY MOTHER - Face This Burn
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2021
Mehr über Holy Mother
- Genre:
- US Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Massacre Records
- Release:
- 22.01.2021
- Face This Burn
- Love Is Dead
- Legends
- No Death Reborn
- The Truth
- Prince Of The Garden
- Wake Up America
- Mesmerized By Hate
- Today
- The River
- Superstar
Starker und eigenständiger US-Metal-Einstand ins neue Jahr.
Endlich ein neues Album von HOLY MOTHER! Diesem Jubelschrei schließen sich tendenziell immer noch zu wenige an, denn mit "Face This Burn" wird die hohe Qualität der Vorgänger gehalten, und kaum einer nimmt Notiz davon.
Doch noch mal von Anfang an. Seit 1994 ist HOLY MOTHER aktiv. Die Jungs aus Long Island brachten bereits ein Jahr später das erste Album auf den Markt und waren bis 2003 relativ aktiv an der Veröffentlichungsfront. Natürlich war Underground-Power-Metal damals noch wesentlich mehr Underground als heute. Kleine Traditionstruppen spielten damals noch in Wacken, und eine Szene mit Festivals wie "Keep it True", "Headbangers Open Air", "Trveheim" oder "Up The Hammers" war noch nicht in Sicht. Heute gibt es all diese Festivals, aber HOLY MOTHER ist zu jung, um zu den großen Achtziger-Geheimtipps zu zählen - und zu alt, um in einer Reihe mit VISIGOTH oder NIGHT DEMON genannt zu werden. Trotzdem konnte ich schon mal einen Blick auf die Jungs beim "Keep it True"-Festival erhaschen und wusste auch, dass sie in traditionsmetallisch schwierigen Zeiten konsequent abgeliefert haben. Nun steht das erste Studioalbum seit sage und schreibe 18 Jahren an, und man kann nur hoffen, dass der Markt jetzt bereitet ist.
Geboten wird Power Metal im Wortsinne - kraftvoll produziert, durchaus mit Erinnerungsversatzstücken an die Sounds der Neunziger (aber denkt hier lieber an VICIOUS RUMORS als an PANTERA). Die Riffs sägen die Ohren ab, die Soli sind nicht zu verspielt, und der Gesang stammt nun mal von Mike Tirelli. Den Mann kennt man als US-Metal-Afficionado natürlich. Allen anderen sei gesagt: Dieser Bub hat nicht nur alle HOLY MOTHER-Alben eingesungen, sondern auch die guten Stampfmetal-Scheiben von MESSIAH'S KISS, und in der klassischen Phase von JACK STARR'S BURNING STARR Ende der Achtziger war er ebenfalls am Mikro, verantwortlich für Klassiker wie "Blaze Of Glory". Die Klasse alter Tage hält Tirelli locker. Die Gesangslinien sind dabei nicht immer nur im Sumpf der Retrospektive versunken, sondern durchaus abwechslungsreicher, als man das bei US Metal vielleicht befürchten könnte. Hört euch dazu mal 'Legends' an.
Cool finde ich, dass die Band wohl zum ersten Mal ein wirklich ansprechendes Artwork hat. So könnten auch Mal Leute auf die Truppe aufmerksam werden, die einfach durch die Regale forsten und mal in etwas Neues hinein lauschen möchten. Durch den Vertrag mit Massacre-Records wird man zudem in allen Plattenläden erhältlich sein. Diesen Luxus hat ja nicht jede US-Metal-Band.
Was fehlt dieser Truppe, um endlich mal gebührend abzuräumen und in die nächste Sphäre des Erfolgs aufzusteigen? Nun, aus meiner Sicht könnte die Produktion manchen Traditionalisten wohl einen Tick zu "modern" sein. Dabei hat sie mit heutigen Metalproduktionen natürlich nichts zu tun, aber man hört ihr schon an, dass sie die Neunziger miterlebt haben. Das ist natürlich ein Stück weit ein Alleinstellungsmerkmal, aber ob man damit die aktuellen Hörgewohnheiten erreicht, muss sich erst noch zeigen. Ich persönlich bin ja sicher eine typische Zielgruppenperson und finde, dass durch die etwas moderner produzierten Gitarren und Vocals auch eine Eigenständigkeit entsteht, die mir durchaus Spaß macht und die Band aus dem Einheitsbrei heraushebt. Auch die Synths und sporadischen Elektrospielereien sind wahrscheinlich nicht jedermanns Sache. Ich finde sie aber weder audringlich noch anstrengend, nehme sie eher als Farbtupfer wahr. Dass in der Gitarrenarbeit auch Stoner und Doom leichte Einflüsse bemerkbar machen, hätte mich vor zehn Jahren wahrscheinlich abgeschreckt. Mittlerweile finde ich es spannend. Ich kann mir vorstellen, dass ihr euch nach dieser Kritik fragt, ob die Scheibe wirklich etwas für euch ist. Nun: Probiert es doch einfach mal aus. Das Internet ermöglicht ja den schnellen Test. Ich glaube, dass auch andere positiv überrascht werden könnten.
Anspieltipps: Legends, The Truth.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer