HYPOCRISY - Catch 22 (V2.0.08)
Mehr über Hypocrisy
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 09.05.2008
- Don’t Judge Me
- Destroyed
- Edge of Madness
- A Public Puppet
- Uncontrolled
- Turn The Page
- Hatred
- Another Dead End (For Another Dead Man)
- Seeds Of The Chosen One
- All Turns Black
- Nowhere To Run (Bonus-Track)
Auch wenn der Rezensent als Jugendlicher schon Skandinavischen Death Metal wie dem der guten, alten AMORPHIS oder DESULTORY sein Ohr schenkte: Abgesehen von vereinzelten Nummern wie 'Roswell 47' war das umstrittene "Catch 22" das erste Album, mit dem der geneigte Schreiber so richtig auf HYPOCRISY aufmerksam wurde. Das "umstritten" angesichts neuer Klangfärbungen wurde mir allerdings erst im Nachhinein bewusst. Ebenso, dass diese 2002er Scheibe mitnichten das Album der Band schlechthin darstellte, sondern die wahren Perlen in der Vergangenheit der Band zu finden waren. So freute sich meine Wenigkeit auch wie ein Rohrspatz, als der Trupp um Mastermind Peter Tägtgren spätestens mit "Virus" wieder zu guten alten Glanzzeiten zurückkehrte. Was nun aber nicht bedeuten soll, "Catch 22" nachtragend als Trendmüll abzuwerten. Wer den guten Peter und seine experimentellere Zweit-Band PAIN kennt, weiß, dass neue Ideen immer nur so aus ihm heraus sprudeln und es eigentlich klar war, dass auch seine Stammband mal aus dem üblichen Death-Metal-Rahmen fallen musste.
Dennoch scheint die Kritik an seinem ungeliebten Kind den damals missverstandenen Tausendsassa doch über all die Jahre gewurmt zu haben. Denn mit der Rückbesinnung zum Todesstahl der vergangenen Jahre hat man sich im Hause HYPOCRISY auch für eine etwas ungewöhnliche Neuauflage entschieden - mit allem, was die Fans vor sechs Jahren vermissten. Das wird schon nach den ersten Takten des Openers 'Don't Judge Me' klar, wenn Peter eine ganze Ecke tiefer als auf dem Ursprungswerk losgrunzt. Plötzlich klingen auch die Gitarren gar nicht mehr so auf trendig und punkig gestimmt, erinnert auch das Schlagzeug nicht mehr an METALLICAs spätere "St. Anger"-Effekte. Da kommen die seinerzeit schon guten Gitarrenparts in 'Destroyed' und vor allem 'Seeds Of The Chosen One' noch besser zur Geltung, gleicht 'Edge Of Madness' mit seinem Klavieranfang nun einer typisch traditionell-melodischen HYPOCRISY-Nummer. Nur in 'All Turns Black' hat es Peter Tägtgren beim klaren Gesang belassen, womit die Nummer immer noch sehr nach PAIN klingt. Und eigentlich lief der gute Peterle anno dazumal auch gar keinem Trend hinterher, er war seiner Zeit fast schon voraus. Das stampfende 'Turn The Page' hätte abgesehen vom Refrain auch auf einem späteren EKTOMORF-Album stattfinden können.
Schade nur, dass Mr. "Mein Tag hat 48 Stunden" die Chance nicht ergriffen hat, um noch das ein oder andere Gitarrensolo einzubauen nebst ein paar Doublebass-Attacken (schließlich hat man inzwischen Ex-und-wieder-IMMORTAL-Blaster Horgh im Boot). Stattdessen hat er die Songs von ihrer Grundstruktur her 1:1 übernommen (wobei mir allerdings nicht der neue Bonus-Track vorliegt). Dennoch kann man ihm nicht vorwerfen, mit "Catch 22 (V2.0.08)" nicht etwas für die Fans zu tun. Denn gerade in Zeiten, in denen jede Band betont, nur dem eigenen Geschmack zu folgen und nicht auf die Meinung anderer zu hören, macht der Herr der Augenringe einen großen Schritt auf die Anhänger zu - indem er sein bis heute liebstes eigenes Album umwerkelt.
Anspieltipps: Don't Judge Me, Edge Of Madness, Seeds Of The Chosen One
- Redakteur:
- Carsten Praeg