IRA - These Are The Arms
These Are The Arms
Mehr über IRA
- Genre:
- Alternative/ Melodic Rock/ Melancholic Rock/ Postrock/ Spoken Words
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Golden Antenna/ Broken Silence
- Release:
- 30.09.2011
- Katapult
- EPK
- A New Profile
- Score
- The Gift
- Hydrophobia
10.01.2012 | 08:16
Traurige Spannung - spannende Traurigkeiten: IRA erfinden sich neu und richtig.
Da legt sich trauriger Gitarren-Glitzer auf einen auf und nieder wallenden Bass und die Poesie des Tobias Hoffmann setzt ein. Der eigenen tiefen Berufung auch hier folgend, kann der Autor seine dichterische Sicht der Welt neben zahlreichen Auftritten bei Lesungen oder Poetry Slams auch in die Musik von IRA integrieren. Seine gesprochenen Texte, die assoziativ sind und Gedanken-Streifen sehr ähneln, sind gleichzeitig auch der Punkt, an dem sich die Geister scheiden werden. Beim Hören von "These Are The Arms" wird sich auf Pole zubewegt: mann und frau lieben es oder finden es schrecklich.
Einfach, weil in der jüngeren Pop- und Rockhistorie nicht sehr oft mit diesem kontrastierenden Stilmittel des erzählten Textes experimentiert wird. Wer das liest, sollte sich prüfen, wie er zu ANNE CLARKE oder HENRY ROLLINS so steht. Weil es doch eine höhere Aufmerksamkeitsintensität einfordert, dieses gleichzeitige Hören von postrockigen popmelancholischen Anti-Euphorien und Textpassagen, die ein Sprechersänger mitten in die feingliedrigen Harmonien und Melodien einbringt.
Die deutsche Band IRA hat interessanterweise eine mächtige Entpuppung vom langfingermetallenen Bombast des 2005er Debüts "The Body And The Soil" hinter sich. Das ist eine der besten Alben auf dem Postmetal-Sektor, die in Deutschland bisher veröffentlicht worden. Der nächste Weg wurde mit "Visions Of Landscape" im Jahre 2009 eingeschlagen, wobei auch dieses Album mehr als den geliebtgehassten Geheimtippstatus verdient hat. Hier schon streifte das Quintett die härteren Passagen des Debüts ab, um sich in der zahllosen Welt der ungeschriebenen Melodien einige Rosinen heraus zu fangen. Das Experiment glückte.
Zugegeben, die bereits erwähnte Reden des Herrn Hoffmann haben in Teilen auch mich von "These Are The Arms" anfangs entfremdet, aber nach dem zigsten Durchlauf ist mir klar geworden, das auch das nur ein Element einer ganzen langen Reihe spannender Details ist.
IRA kreiieren Melodien und Stimmungen, die einspinnen, aufwärmen, beruhigen, wegschweifen lassen. Der Mittelpunkt im Lied wird immer wiedergefunden, was die Musik, die nun vollkommen auf lauthalse Ausbrüche verzichtet, trotzdem greifbar macht. Sie flockt nicht aus, sie findet ihr Ende, sie kann trotz ihres fast anachronistischen Erzähltempos der Gefahr des Dahinplätscherns entgehen. Dafür ist der singende Toby Hoffmann zu gut eingesetzt und dafür sind die Bandkollegen viel zu sehr in die Schönheit ihrer Musik verliebt, als dass das danebengehen kann.
"These Are The Arms" ist im gegenwärtigen Musikblock des POST-Nochetwas auffällig umgesetzt, schon gar nicht nach einem Durchgang fassbar und beweist, was die Konstanzer seit jetzt drei sehr verschiedenen Alben ausmacht: das Vermögen, sich gemeinsam zu entwickeln und sich jeweils mit der gesamten Freundschaft auf Pole zuzubewegen. Ein besonders guter Einstieg und gelungener Anzeiger ist 'The Gift', der nicht mehr aus dem Ohr verschwinden möchte.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben
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