IAMTHEMORNING - Lighthouse
Mehr über Iamthemorning
- Genre:
- Art Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Kscope / Peaceville
- Release:
- 01.04.2016
- I Came Before The Water Pt I
- Too Many Years
- Clear Clearer
- Sleeping Pills
- Libretto Horror
- Lighthouse
- Harmony
- Matches
- Belighted
- Chalk And Coal
- I Came Before The Water Pt II
- Post Scriptum
Musik, die nach dem Herzen greift.
'I Came Before The Water' startet mit Meeresrauschen, dann kommt Marjana Semkinas glockenklare Stimme und es ist mal wieder um mich geschehen. Diese Ouvertüre reicht eigentlich schon aus, um zu wissen, dass "Lighthouse" wieder an der Höchstnote kratzen wird. Wie schon der Vorgänger "Belighted". Und was schrob ich da? Genau: "Musik, die nach dem Herzen greift." Allein das Cover-Artwork ist ein Kunstwerk für sich und wer dieses gerne in groß an seiner Wand hängen haben möchte, bestellt den Kunstdruck am besten direkt bei Marjanas bzw. IAMTHEMORNINGs Bandcamp-Seite.
Auch wenn ich "Lighthouse" sehr oft auf dem Rechner gehört habe, ist es doch eines der Alben, dass zur ruhigen Stunde mit dem Booklet in der Hand noch enorm dazu gewinnt. Denn wenn man die Texte bewusst mitliest, kommt man der Musik noch näher, wenn auch die Gefahr besteht, von manchen Worten in Kombination mit der Musik fast übermannt zu werden. Im Album geht es nämlich darum, wie eine Person langsam ihren Verstand verliert. Ihr kommt das Leben mit all seinen Lügen mehr und mehr sinnlos vor. Sie träumt von der Erlösung, der Wiedervereinigung mit dem Wasser, aus dem sie meint, entsprungen zu sein, wird abhängig von Schlaftabletten und verfällt immer mehr in dunkelste Gedanken der Ausweglosigkeit. Doch auch wenn dies ein tragisches Thema ist, setzen Semkina und ihr kongenialer Partner Gleb es sehr künstlerisch und voller Anmut um.
"Lighthouse" ist keineswegs eine in sich selbst versinkende Trauerscheibe, sondern musikalisch lebendig und kreativ bis in die letzte Haarspitze. Wie schon beim Vorgänger setzt das ehemalige PORCUPINE TREE-Rhythmusteam bestehend aus Gavin Harrison und Colin Edwin die fein-groovigen Akzente und Glebs versiertes Piano-Spiel zeugt einmal mehr von seinem riesigen Fundus an klassischer Musik. Und IAMTHEMORNING legt großen Wert drauf, diesen auch kreativ umzusetzen und gibt dem Musiker immer viel Raum, hier zu glänzen.
Somit ist "Lighthouse" eigentlich nur als Gesamt-Kunstwerk zu betrachten, das man von vorne bis hinten durchhört. Wenn ich allerdings unbedingt Songs wählen müsste, dann vielleicht das Titelstück 'Lighthouse', das von Mariusz Dudas Stimme (RIVERSIDE) noch zusätzlich veredelt wird, oder das abschließende, gegen Ende gar ins Jazzige abdriftende 'Chalk And Coal'. Hier wehrt sich die Hauptperson noch ein letztes Mal verzweifelt gegen die mentale Verwesung, ehe sie endgültig in den Wahnsinn übertritt und in das ewige Wasser läuft, um feierlich eins mit ihm zu werden. Und der Leuchtturm schaut zu.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker