ICE AGE (US) - Waves Of Loss and Power
Mehr über Ice Age (US)
- Genre:
- Progressive Rock / Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Sensory Records/Alive
- Release:
- 10.03.2023
- The Needle's Eye
- Riverflow
- Perpetual Child, Part II: Forever
- Together Now
- All My Years
- Float Away
- To Say Goodbye, Part IV: Rememberance
- To Say Goodbye, Part V: Water Child
Erstaunlich, wie schnell bei guter Musik eine Stunde vergeht.
Um die Jahrtausendwende erschienen zwei Alben der US-amerikanischen Prog-Band ICE AGE. Zwanzig Jahre später steht nun der dritte Streich "Waves Of Loss And Power" bereit. Auf einer Position umbesetzt, präsentiert das Quartett mit Gitarre und Tasten progressiven Hardrock bis Metal. Das Album zeichnet sich fast durchgehend durch starke Melodien, vielseitige und interessante Arrangements, ein elegantes Klangbild und einen sicheren Sinn für Dramaturgie aus. Der Sänger erinnert mit Stimme und Dramatik an den früheren STYX-Frontmann Dennis DeYoung, wie auch das Pathos von STYX für ICE AGE nicht völlig fremd ist. Doch was mutmaßliche Vorbilder betrifft, scheint die Band sich von unterschiedlichen Größen verschiedener Epochen der gehobenen Musik inspirieren zu lassen.
Recht metallisch steigt die Gruppe mit 'The Needle's Eye' ein, bei dem Gitarren wie Keyboards die goldenen Prog-90er vor dem geistigen Ohr aufsteigen lassen. Beim anschließenden Zehnminüter 'Riverflow' ist die Orgel das vorherrschende Tasteninstrument, hier ist offenbar ein lässiger Prog-Rock älteren Jahrgangs die Inspiration. Die Band selbst nennt für dieses Stück KANSAS und GENESIS als Referenzen, ein Eindruck, der sich nicht durch sehr typische Merkmale jener Gruppen aufdrängt, aber wenn man sich eingehört hat, versteht man, was ICE AGE damit sagen will. Daneben gefallen auch die etwas ruhigeren 'Together Now' und 'Float Away' mit ihrem coolen Bass sowie das Klavierstück 'To Say Goodbye, Part IV'. Einzig 'All My Years' nervt mit seiner leiernden Melodie.
Long Tracks sind die Feuertaufe für Prog-Gruppen, und diese Probe hat ICE AGE mit den jeweils über 14-minütigen Dickschiffen 'Perpetual Child, Part II' und 'To Say Goodbye, Part V' definitiv bestanden. Ersteres legt mit einem Keyboardsound wie bei den frühen DREAM THEATER los, später übernimmt die Gitarre riffend oder solierend die Führung. Die Souveränität, mit der die Band neue Abschnitte in wechselnden Stimmungen anfügt, ohne langatmig zu werden, erinnert an einige große Epen von YES in besseren Tagen, auch wenn der Sound von ICE AGE moderner und amerikanischer ist. Aber auch letzteres, das getragener wirkt und ein paar Jazzsprenkel aufweist, verliert nicht die Spannung. Wer sich wundert, warum bei einigen Nummern nur Teile 2, 4 und 5 vorhanden sind, dem sei gesagt, dass nach Art der Chapters von SAGA einige Stücke aus der Frühzeit von ICE AGE albenübergreifend fortgesetzt wurden.
"Waves Of Loss And Power" ist ein recht starkes Album. Man mag beklagen, dass die Band nicht immer die zwingende Klasse einiger ihrer vermutlichen Referenzgruppen erreicht, aber das sind Klagen auf hohem Niveau.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser