ICED EARTH - Framing Armageddon (Something Wicked Part 1)
Mehr über Iced Earth
- Genre:
- US Power Metal
- Label:
- Steamhammer / SPV
- Release:
- 07.09.2007
- Overture
- Something Wicker Pt.1
- Invasion
- Motivation Of Man
- Setian massacre
- A Charge To Keep
- Reflections
- Ten Thousand Strong
- Execution
- Order Of The Rose
- Cataclysm
- The Clouding
- Infiltrate And Assimilate
- Retribution Through The Ages
- Somewthing Wicked Pt.2
- The Domino Decree
- Framing Armageddon
- When Star Collide (Born is He)
- The Awakening
In den vergangenen Jahren wurde die Stellung und Befindlichkeit der einstigen Führungskraft ICED EARTH gleich mehrfach berechtigt in Frage gestellt. Im Anschluss an den Fortgang Matthew Barlows folgte der interne Knacks, begleitet von zahlreichen Besetzungswechseln, die Mr. Schaffer erneut als den einzig Verbliebenen hinterließen. Auch die Verpflichtung von Tim Owens schien bisweilen nur vorübergehend, hielt aber Gott sei Dank auch bis zu den Aufnahmen des neuen Albums, das Schaffer, bescheiden wie er nun mal ist, bereits vorab als sein mögliches Magnum opus ankündigt. Doch warum sollte dem genialen Songwriter ein solches nicht noch bevorstehen? Schon das sehr skeptisch beäugte "The Glorious Burden" entwickelte sich trotz der harschen Kritik alsbald zum Meisterwerk, wenngleich die Diskussionen über die patriotische Ausrichtung der Texte bis heute nicht abgeklungen sind. Doch in musikalischer Hinsicht hat die Band, abgesehen von der wohl eher durchschnittlichen "Horror Show", noch nie ernsthaft etwas anbrennen lassen - warum sollte sich dies also auf "Framing Armageddon" ändern?
Schaffer geht diesmal aufs Ganze und knüpft nach jahrelanger Ankündigung wieder an die Story der "Something Wicked"-Trilogie an. Bereits 1998 stand die Fortführung des Konzepts im Raume, doch bislang hat ihr Schöpfer nie die Veranlassung gesehen, die Science-Fiction-Story weiter reifen zu lassen. In den vergangenen drei Jahren jedoch wurde ihm offensichtlich klar, dass er sich aus der anhaltenden Kritik wohl nur noch mit einer kontrollierten, wenn auch waghalsigen Offensive befreien könnte - und diese soll nun mit "Framing Armageddon", dem ersten Part des zweiteiligen Konzeptwerks, erfolgen.
Ein erster Blick auf die Tracklist verrät bereits, dass die Band diesmal kein lediglich songorientiertes Album eingespielt hat. Innerhalb der immerhin neunzehn Stücke sind diverse Intros und Interludien eingebaut, die jedoch weitestgehend auf Schaffers Rhythmusgitarre fußen und nicht in MANOWAR-gleichen Bombast gipfeln. Dennoch liegt in diesen kleinen Zwischensequenzen die wahre Schwäche des Albums, weil sie als Einleitung eines jeden betroffenen Songs eher befremdlich als förderlich wirken. Schon die einleitende 'Overture' scheint vor dem riffbetonten Opener 'Something Wicked Pt. 1' völlig deplatziert und will auch allgemein nicht mit den teils recht thrashigen Sounds der Platte harmonieren. Dem entgegen eröffnen sich in 'Reflections' und 'Motivation Of Man' einige nette Ideen und Chöre, bei denen man sich lediglich fragt, warum sie an eine Interlude verschwendet wurden statt weiter ausgearbeitet zu werden. Auch ein Herr Schaffer kann sich nicht den Luxus leisten, zündenden Stoff einfach so wieder zu verwerfen!
Leider sind aber auch die 'richtigen' Songs nicht ganz auf der Höhe der bandeigenen Klassiker. Das epische 'A Charge To Keep' sowie 'Retribution Through The Ages' erinnern noch am ehesten an die Glanzzeiten, zumal hier auch die Arrangements des Namens ICED EARTH würdig sind. Des Weiteren ist auch die gesangliche Performance des Rippers einmal mehr überwältigend. Ihm alleine ist es zu verdanken, dass Nummern wie 'Order Of The Rose' und das monumentale 'The Clouding' auch langfristig spannend bleiben und nicht am spürbaren Kalkül ersticken. Aber auch er kann nichts daran ändern, dass Schaffer manchmal zu hektisch, an anderer Stelle aber auch wieder recht lahm zu Werke geht. Das fürchterliche Geschredder in 'Something Wicked Pt. 1' zum Beispiel läuft sofort ins Abseits, das berechnende 'Ten Thousand Strong' wäre ohne die eleganten Screams sogar völlig langweilig. Gottlob tritt in der zweiten Hälfte eine deutliche Besserung ein. Der zweite Part von 'Something Wicked' ist schon differenzierter gestaltet, wohingegen Songs wie 'Framing Armageddon' und 'The Domino Decree' endlich das gewohnte Niveau erreichen, das ansonsten nur in 'A Charge To Keep' und 'Infiltrate und Assimilate' überschritten wird. Betrachtet man die quantitative Fülle und den vorgeschobenen Detailreichtum, ist dies sicherlich zu wenig, um von einem begeisternden Album zu sprechen.
Mir persönlich fällt es schwer, negative Eindrücke über eine Band zu vermitteln, der ich bis vor einigen Jahren sogar noch mit dem Fahrrad hinterhergefahren wäre. ICED EARTH waren Ende der Neunziger und zu Beginn des laufenden Jahrzehnts in dieser Szene unantastbar, nahezu gottgleich. Im Studio konnten sie diesen Ruf bislang auch immer noch problemlos verteidigen, und mitunter liefert Jon Schaffer auch auf seiner neuen Scheibe echte Überzeugungsarbeit. Aber zum ersten Mal habe ich den Eindruck, dass er an den enorm hohen Ambitionen gescheitert ist und einfach zu viel auf einmal wollte. "Framing Armageddon" strahlt in gewissen Parts nach wie vor die edle Eleganz des Komponisten und Musikers Schaffer aus, bietet zwischenzeitlich aber auch einige durchschnittliche Momente, die eben nicht immer vom stark auftrumpfenden Owens aufgefangen werden können. Ganz platt gesprochen, ist die Platte daher nicht so gut geworden, wie sie eventuell hätte sein können, würden die Songs an sich noch deutlicher im Fokus stehen. Natürlich bietet die Scheibe dennoch überwiegend hervorragende ICED EARTH-Qualität - aber zwischen überwiegend und komplett besteht hier ein nicht zu unterschätzender Unterschied, der das Resümee begründet, dass "Framing Armageddon" musikalisch die schwächste Platte der Florida-Band ist.
Anspieltipps: A Charge To Keep, Framing Armageddon, Infiltrate And Assimilate
- Redakteur:
- Björn Backes