ICED EARTH - Incorruptible
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2017
Mehr über Iced Earth
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Century Media
- Release:
- 16.06.2017
- Greath Heathen Army
- Black Flag
- Raven Wing
- The Veil
- Seven Headed Whore
- The Relic (Part 1)
- Ghost Dance (Awaken The Ancestors)
- Brothers
- Defiance
- Clear The Way (December 13th, 1862)
Wieder nur Durchschnitt.
Ich kann gar nicht genau festmachen, woran es liegt, aber alles, was Kollege Schaffer mit seiner ICED EARTH-Crew seit 2004 ("The Glorious Burden" läuft bei mir immer noch öfter mal) veröffentlicht hat, wirkt halbgar und viel zu abgeklärt. Die Euphorie nach dem Sängerwechsel, der einen kurzfristigen Aufschwung mit sich brachte und für einen zumindest etwas spannenderen Output sorgte, war schon mit "Plagues Of Babylon" verflogen. Inzwischen kann ich mich auch an "Dystopia" kaum noch erinnern, einfach weil es mich spätestens nach der Hälfte langweilt und ich unbewusst weghöre.
Naja, warum auch "Dystopia" hören, wenn "Incorruptible" ganz genauso klingt? Man darf Jon Schaffer zugutehalten, dass er trotz allen Gegenwinds an seiner Vision festhält, aber auf der anderen Seite wirkt es so, als würde seine Truppe trotz der regelmäßigen Besetzungswechsel seit wenigstens sechs Jahren auf der Stelle treten. Ja, Stu Block (ex-INTO ETERNITY) scheint auf seinem dritten Werk mit dem Dauerfrostboden ein paar mehr Freiheiten zu genießen. Dennoch ist seine Performance lediglich eine weitere Hommage an seinen Vorgänger Barlow. Die wenigen emotionaleren Ausbrüche in ganz tiefe und ganz hohe Tonlagen sind die einzigen wirklich spannenden Momente des so talentierten Mikrofonschwingers.
Und natürlich sorgt auch der neue Leadgitarrist Jake Dreyer (WITHERFALL, ex-WHITE WHIZZARD) für nicht mal den Kleinsten Unterschied. Es geht instrumental vor allem immer noch darum, möglichst schnell irgendwelche Stakkato-Riffs herunter zu spielen. Selbst etwas experimentierfreudigere Stücke wie 'Ghost Dance (Awaken The Ancestors)' kommen nicht ohne typischste Schaffer-Gitarren aus. Am Ende der knapp 55-minütigen Aufführung kann ich mich an kein einziges Riff erinnern, da versinkt man doch ganz automatisch in Melancholie und trauert so manchem Mittneunziger-Epos nach. Damals wirkte ICED EARTH auf einem ganz anderen Level.
Doch kommen wir zurück ins Hier und Jetzt und dieser seelenlosen Hülle einer einstigen Power-Metal-Speerspitze. Auch auf "Incorruptible" gibt es natürlich ein oder zwei Songs, die mir wirklich Spaß machen. 'Black Flag' beispielsweise ist, wenn man mal die dämlichen Lyrics beiseite lässt, die einfach nur aus aneinandergereihten Piraten-Vokabeln bestehen, eine flotte, wilde und extrem stark gesungene Hymne und 'The Relic (Part 1)' funktioniert als beinahe europäische anmutende Power-Ballade bestens.
Doch diese Songs würden auf früheren ICED EARTH-Alben zu den Langweilern zählen. Und so ganz kann man die Diskographie der Schaffer-Mannen ja nicht außer Acht lassen. Nein, in dieser Form bietet die Truppe aus Tampa absolut keinen Mehrwert und sorgt trotz der versammelten musikalischen Klasse und dem tollen Sound des Albums nicht dafür, dass ich mir "Incorruptible" besonders gerne anhöre. Diese Scheibe sollte man ausgiebig antesten, bevor man sich eine Enttäuschung ins Regal stellt.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Marius Luehring