IHSAHN - Eremita
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2012
Mehr über Ihsahn
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Plastic Head (Soulfood)
- Release:
- 29.06.2012
- Arrival
- The Paranoid
- Introspection
- The Eagle And The Snake
- Catharsis
- Something Out There
- Grief
- The Grave
- Departure
IHSAHN, der Name steht für Fortschritt und musikalische Vision. Das neue Album "Eremita" ist der nächste Schritt auf dem langen Weg des norwegischen Einsiedlers, der schon mit EMPEROR Musikgeschichte schrieb.
Vegard Sverre Tveitan aka Ihsahn ist einer der musikalischen Querdenker der Metalszene. Schon Mitte der 90er war Ihsahn nicht nur Mitbegründer der norwegischen Black-Metal-Szene, vielmehr trieb er diese Musik mit seiner Band EMPEROR von ihrer klirrenden Kälte und misanthropischen Dunkelheit zunehmend in progressive und avantgardistische Gefilde, was 2001 im bemerkenswerten Werk "Prometheus- The Discipline Of Fire And Demise" gipfelte. Seit 2006 ist es solo unterwegs und hat bislang drei Alben veröffentlicht, auf denen IHSAHN zwar die schwarzmetallische Vergangenheit immer wieder durchschimmern ließ, seine musikalische Vision jedoch immer mehr in Richtung modernem Prog Metal und Avantgarde ausrichtete.
Kollegin Regina hätte IHSAHNs Musik in ihrem Review zum letzten Album 'After' nicht treffender beschreiben können. Ich zitiere: “Wo schwarzmetallische Blasts auf Prog-Riffs treffen, um ineinander verschlungen in Atmosphäre-Tiefen zu versinken, wo verstörte Jazz-Klänge nur mit einem Saxofon bewaffnet die Dunkelheit abwehren und sich verklärte Vocals über Growling-Stacheldraht erheben und durch Gewitter in eine andere Dimension entschweben - dort ist alles möglich”.
Diese Beschreibung fasst auch das neue Album 'Eremita' mehr als vorzüglich zusammen. IHSAHN kreiert eine ziemlich eigenständige Version des modernen Progressive Metal, der sich stets abseits der metallischen Schubladen bewegt und deshalb möglicherweise zunächst schwer fassbar erscheint. Markenzeichen ist die prägnante Stimme von Meister IHSAHN, die er auf überaus vielfältige Weise einsetzt. Es fällt auf, dass das Album brillant eingesungen wurde: der von EMPEROR bekannte, absolut gekonnt ausgeführte garstige Kreischgesang wechselt mit betörendem, manchmal klagendem, oft aber auch hochmelodischem Klargesang. IHSAHN holt sich hierbei auch Unterstützung von Brüdern im Geiste: Devin Townsend ('Introspection') und Einar Solberg von LEPROUS ('Arrival') hinterlassen ihre stimmlichen Duftmarken und auch Vegards Ehefrau Heidi Tveitan aka Ihriel (PECCATUM) darf beim abschließenden Track 'Departure' einige Farbtupfer hinzufügen. Auch auf musikalischer Ebene ist große Abwechslung angesagt. Die meisten Tracks sind recht vertrackt arrangiert und nur dezent eingängig, zeichnen sich jedoch durch einen steten Wechsel zwischen extrem-metallischer Härte und luftig-artrockigen Passagen aus. Dabei wird die Musik mit zunehmender Spieldauer fordernder. Kommt man durch die ersten drei Tracks mitunter sogar noch mitwippend oder sogar headbangend durch, muss man sich ab dem vierten Track 'The Eagle And The Snake' etwas konzentrierter auf die Musik einlassen. Erstmals kommt hier auch das Saxophon von Jørgen Munkeby ins Spiel, das diesen düster-schwermütigen Track wunderbar konterkariert. Dazu darf sich Jeff Loomis (ex-NEVERMORE) bei IHSAHN für seinen Einsatz auf seinem Soloalbum "Plains Of Oblivion" mit ein paar tollen Soli bedanken. Des Weiteren möchte ich den Song 'Grave' hervorheben. Hier wird das Gebläse häufig dissonant und der ganze Track versprüht auf seltsam free-jazzige Art und Weise eine Atmosphäre, als ob spinnenbeinige knorrige Gestalten langsam aus ihren Gräbern steigen und kreuz und quer über den Friedhof wuseln. Damit hätten wir also fast eine Mischung aus Horrorsoundtrack und dunklem Prog Metal. Schwer zu hören, aber genial umgesetzt. (Na ja - PK)
Also, ich sag's Euch, auch auf "Eremita" gibt es einmal mehr sehr viel zu erleben und deswegen möchte ich zum Abschluß noch einmal Regina zitieren: "Anhören, selbst die Wunder entdecken und sich immer wieder verzaubern lassen. Diese Musik ist nicht von dieser Welt!"
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker