IHSAHN - Ihsahn
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/24
Mehr über Ihsahn
- Genre:
- Prog Metal / Black Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Candlelight Records
- Release:
- 16.02.2024
- Cervus Venator
- The Promethean Spark
- Pilgrimage To Oblivion
- Twice Born
- A Taste Of The Ambrosia
- Anima Extraneae
- Blood Trails To Love
- Hubris And Blue Devils
- The Distance Between Us
- At The Heart Of All Things Broken
- Sonata Profana
Vielleicht das kompletteste Album der Solo-Karriere des Maestros.
Vegard Sverre Tveitan ist ein absolutes Phänomen. Unter seinem Pseudonym IHSAHN wühlte der Norweger erst mit den fantastischen EMPEROR-Alben die Metalwelt auf und seit dem Ende der Black-Metaller macht er als wandelbarer, fordernder und teils einfach außerirdischer Solokünstler die Musiklandschaft unsicher. Mal bricht er uns dabei mit ungemütlichen, sperrigen und vertrackten Alben die Seele, mal serviert er eine nahezu unwiderstehliche Kombination aus Eingängigkeit und Progressivität wie im Falle von "Arktis". Nach einem EP-Doppel in den Pandemie-Jahren und der Kurzrille "Fascination Street Sessions" aus dem letzten Jahr, steht uns nun mit "Ihsahn" der neue und insgesamt achten Langspieler dieser einmaligen Solokarriere ins Haus.
Die vorab veröffentlichte Single 'Pilgrimage To Oblivion' dürfte dabei vielen Fans der ehemaligen Hauptband verstärkte Hoffnungen auf einen klassischen Black-Metal-Langdreher gemacht haben, denn so dicht am EMPEROR-Sound bewegte sich Ihsahn seit Jahren nicht mehr. Klar, auch die Pilgerreise ins Vergessen hat wieder melodische Klargesänge im Gepäck, doch mit den pompös eingeflochtenen Orchestern und den spröden Gitarren atmet der Silberling auch unverkennbare "Prometheus – The Discipline Of Fire & Demise"-Luft. Und auch über weite Strecken der übrigen Spielzeit ist das "back to the roots"-Feeling durchaus spürbar und eine gewisse Rückbesinnung auf das Spätwerk EMPERORs zumindest nicht gänzlich von der Hand zu weisen. So könnte ich mir jedenfalls bestens vorstellen, dass das mächtige 'Twice Born' oder das vertrackt-majestätische 'Hubris And Blue Devils' auch durchaus auf dem nie erschienenen Nachfolger zum letzten EMPEROR-Album einen wohlverdienten Platz gefunden hätten.
Neben den vermehrten Black-Metal-Abfahrten gefällt mir auch der verstärkte Orchester-Einsatz auf "Ihsahn" hervorragend, verpassen gerade die Streicher doch vielen Songs diesen episch-finsteren Anstrich, den ich auf eher nüchtern-trockenen Alben wie "Das Seelenbrechen" oftmals vermisst habe. Ganz besonders bewährt sich die klassische Instrumentierung übrigens in Zwischenspielen oder Intros, wie 'Cervus Venator' oder 'Anima Extraneae', die zwischen den gewaltigen Riff-Salven der übrigen Tracks wohltuende Ruhepole liefern. Natürlich wäre Ihsahn aber nicht Ihsahn, wenn er einfach ein komplettes Retro-Album aufnehmen würde und die Stärken seiner letzten Solowerke komplett vergessen würde. Nein, selbige kommen auch ausreichend zum Zuge, etwa wenn 'A Taste Of The Ambrosia' den Ball bei der Vorgänger-EP "Pharos" aufnimmt und sich zu einem melodischen Feuerwerk aufschwingt, das einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen möchte. 'The Distance Between Us' ist sogar fast eine Power-Ballade, die aber trotzdem proggig genug aus den Boxen kriecht, sodass sich nie auch nur eine einzelne Sekunde Langeweile einstellen kann. Und mit 'At The Heart Of All Things Broken' versteckt sich auch ganz hinten in der Spielzeit ein absoluter Höhepunkt, der für mich mit jedem Durchlauf nur an Klasse gewinnt.
Insgesamt versteht man nach dem Genuss von "Ihsahn" dann auch schnell, warum hier die Betitelung mit dem Namen des Künstlers die perfekte Wahl gewesen ist. Bei aller musikalischer Klasse hatte man bei Mr. Tveitan gerade in den Solo-Jahren oftmals nämlich auch das Gefühl, dass sich der Norweger schlicht selbst herausfordern wollte und daher auch einmal die eigenen Stärken außen vorgelassen hat, um eben den Fokus verstärkt auf Experimente zu legen. Anno 2024 scheint Ihsahn aber komplett im Reinen mit sich und seiner EMPEROR-Vergangenheit zu sein, weshalb er auch selbstbewusst sämtliche Stärken seiner diversen Schaffensphasen heraufbeschwört, um ein Album zu schreiben, das für mich vielleicht das kompletteste, packendste und teils sogar eingängigste seiner gesamten Karriere abseits von EMPEROR geworden ist. Ein klarer Anwärter auf das Album des Jahres!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs