IHSAHN - Pharos
Mehr über Ihsahn
- Genre:
- Progressive Metal / Black Metal
- Label:
- Candlelight / Spinefarm
- Release:
- 11.09.2020
- Losing Altitude
- Spectre At The Feast
- Pharos
- Roads (Portishead-Cover)
- Manhatten Skyline (A-ha-Cover)
Herausragender zweiter Teil des EP-Zyklus
Auf Schatten folgt Licht, auf die Nacht folgt der nächste hell erleuchtete Tag und auf "Telemark" folgt "Pharos"! So in etwa könnte man das Konzept von EMPEROR-Frontmann IHSAHN für sein EP-Doppelpack beschreiben, das Anfang des Jahres mit dem düsteren und schwarzmetallischen "Telemark" begonnen hat. Nun folgt mit "Pharos", dessen Titel sich auf den berühmten Leuchtturm des antiken Alexandria bezieht, der komplementäre Gegenpart zur Kälte der ersten EP, dessen insgesamt fünf Tracks deutlich positiver aus den heimischen Boxen dröhnen. Und das liegt nicht nur am A-HA-Cover (ja, richtig gelesen!), an dem sich das Black-Metal-Mastermind gemeinsam mit LEPROUS-Sänger Einar Solberg versucht. Doch dazu später mehr.
Los geht es erst einmal mit drei frischen Kompositionen aus der Feder des Prog-Metal-Masterminds, das mit bürgerlichem Namen übrigens Vegard Sverre Tveitan heißt. 'Losing Altitude' eröffnet den Silberling dabei mit enspannten Klängen, nur um sich mit jeder Strophe in eine härtere Gangart aufzuwschwingen und schlussendlich zum Ende hin in einem herrlichen Riff-Gewitter zu münden. Insgesamt ein starker Einstand, der vom extrem melodischen 'Spectre At The Feast' noch getoppt wird. Irgendwo zwischen THE VERVE und ISHAHNs "Seelenbrechen" angesiedelt, lebt der Song erneut von wunderbarer Gitarrenarbeit, der pompös orchestrierten Mittelsektion und einer herrlichen Hookline. Der Titeltrack 'Pharos' schwenkt nach den beiden fast schon poppigen Tracks wieder in gewohnte Gefilde, präsentiert sich extrem progressiv und sperrig, wobei wie schon auf den letzten Veröffentlichungen des Norwegers der Jazz-Einfluss nicht geleugnet werden kann. Und auch wenn der Song nicht so direkt ins Ohr geht wie die beiden Vorgänger, liefert er doch feinstes Futter insbesondere für Anhänger des Solowerks des EMPEROR-Bandkopfes und bildet einen gelungenen Schlusspunkt für den ersten Abschnitt der EP. Nicht weniger gelungen ist im Anschluss das Cover der britischen Trip-Hopper PORTISHEAD, auch wenn mir persönlich bei der Interpretation von 'Roads' der letzte Kick fehlt. Ganz anders sieht das schon bei der eingangs erwähnten A-HA-Coverversion 'Manhatten Skyline' aus, die IHSAHN mit Hilfe von Einar Solberg, der eine gradezu meisterhafte Gesangsvorstellung abliefert, in seinen musikalischen Kosmos transportiert hat. Vom Original sind eigentlich nur die Drums im typischen Sound der Achtziger geblieben, während sämtliche Synthesizer und Keyboards durch teilweise dezente Clean-Gitarren oder massive Riffs abgelöst wurden. Dank dieser Gratwanderung zwischen poppigem Sound und bissigem Schwermetall ist der Track trotz der starken Eigenkompositionen in meinen Ohren sogar der Höhepunkt des Silberlings!
IHSAHN-Fans werden an dieser Stelle wahrscheinlich längst den Shop ihres Vertrauens aufgesucht haben, um die EP zu ordern. Und das zu Recht, denn es scheint mir, dass Herr Tveitan einfach keine schlechte CD veröffentlichen kann. Doch auch Prog-Anhänger, die bisher keinen Zugang zum Werk des Norwegers gefunden haben, könnten mit "Pharos" ins Boot geholt werden, denn so eingängig und zugänglich klang IHSAHN vielleicht noch nie.
- Redakteur:
- Tobias Dahs