IKARISCHES ENSEMBLE - Incipit Tragoedia
Mehr über Ikarisches Ensemble
- Genre:
- Avantgarde Rock / Metal
- Nécrologue à l'innocence
- Ikarische Trilogie Pt. 1: Gottes Kot
- Ikarische Trilogie Pt. 2: Von Schnaps und goldenen Kälbern
- Ikarische Trilogie Pt. 3: Alexas Psalm
- Ewige Wiederkunft
Ich geb's ja zu - wenn ich eine Bandbeschreibung wie "stilistische Melange aus avantgardistischem Rock, Jazz und abendländischer Konzertmusik" höre, dann setzt bei mir das große Sabbern ein. Schade nur, dass sich im Fall des IKARISCHEN ENSEMBLEs die Hoffnung auf ein originelles und beeindruckendes Stück Musik doch nicht so richtig erfüllen will.
Stilistisch bewegt man sich tatsächlich auf komplett unausgetretenen Pfaden. Das IKARISCHE ENSEMBLE darf auf jeden Fall als absolut eigenständig und auch innovativ durchgehen. Als grobe Eckpfeiler dienen Jazz, Rock und Metal - eine genauere Charakteristik des Stils ist wirklich schwierig, man muss diese Band eben einfach gehört haben, um sich etwas darunter vorstellen zu können.
Stellenweise klingt das auch wirklich beeindruckend und hervorragende musikalische Fähigkeiten muss man den beteiligten Musikern auch bescheinigen. Trotzdem kommen einige Songs ziemlich abgehackt, beinahe holprig daher - das klingt nicht unbedingt wie aus einem Guss. Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Songs trotz ihrer Länge nicht so richtig zur Entfaltung kommen und durch die vielen Richtungswechsel etwas kaputt gemacht werden. Es geht eben teilweise recht atonal zu, und der Hörer muss sich immer wieder durch ziemlich verworrene Songstrukturen kämpfen. Das ist grundsätzlich ja beileibe nichts Schlimmes, im vorliegenden Fall aber ziemlich anstrengend. An manchen Stellen erinnert mich die Truppe auf erschreckende Weise an SAMSAS TRAUM, und das ist nun wahrlich nicht als Kompliment aufzufassen.
Der Gesang klingt auch nicht immer wirklich prall, stellenweise sogar regelrecht schräg. Die Texte würde ich mal als gewöhnungsbedürftig bezeichnen, wenngleich sie durchaus aus dem Wust der Einheitslyrics heutiger Metalbands hervorstechen. Die deftigen Botschaften werden jedenfalls mit sehr gekünstelter und hochtrabender Wortwahl zum Besten gegeben.
Im Mittelpunkt der EP steht die "Ikarische Trilogie", die sich aus den Teilen 'Gottes Kot', 'Von Schnaps und goldenen Kälbern' sowie 'Alexas Psalm' zusammensetzt. Besonders letzterer Teil gefällt mir musikalisch ziemlich gut, da er nicht so durcheinander wie die anderen daherkommt. Ähnlich verhält es sich mit dem abschließenden 'Ewige Wiederkunft' - hier kann die originelle Mischung durchaus überzeugen. Hinreißende Piano-Themen, beschwingter Jazz und psychedelisch anmutende Rock-Riffs - hier passt irgendwie gut zusammen, was in anderen Songs wiederum nicht funktionieren will. Beispielsweise 'Gottes Kot', bei dem Stück kriege ich Kopfschmerzen und Angstzustände. Zum Glück werde ich ein paar Minuten später ja wieder versöhnt.
Trotzdem muss man festhalten, dass hier die Melange aus Jazz, klassischer Musik und elektronisch verstärktem Rock wirklich nur teilweise gelungen ist. Dabei sind durchaus einige wirklich vielversprechende Ansätze vorhanden. So scheut man sich auch nicht, klassische Werke in den Stücken zu verarbeiten. Auf "Incipit Tragoedia" befinden sich Variationen der Etüde "Étude pappillon op.25 no.9" von Frederic Chopin in 'Nécrologue à l'innocence'. Auf einer Promo-CD neueren Datums hat man zudem den Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgsky in einem Song namens 'Gnomus' verarbeitet. So weit, so toll.
Dennoch ist das Resultat gewöhnungsbedürftig, ich finde das Ganze jedenfalls ein bisschen zu verkopft. Wie dem auch sei, meine Baustelle ist das nicht unbedingt, obwohl ich mir im Vorfeld viel von dem IKARISCHEN ENSEMBLE versprochen hatte - vielleicht zu viel. Interessante und vielversprechende Ansätze sind vorhanden, an der musikalischen Umsetzung und einem schlüssigen Gesamteindruck hapert es aber doch ein bisschen.
Anspieltipps: Nécrologue à l'innocence, Alexas Psalm
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer