IN FLAMES - Foregone
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2023
Mehr über In Flames
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 10.02.2023
- ... All Things That Will End
- State Of Slow Decay
- Meet Your Maker
- Bleeding Out
- Foregone Pt. I
- Foregone Pt. II
- Pure Light Of Mind
- The Great Deceiver
- In The Dark
- A Dialogue In B Flat Minor
- Cynosure
- End The Transmission
Bester IN FLAMES-Langdreher seit "Come Clarity"!
Es ist zwar noch recht früh im Musikjahr 2023, doch mit "Foregone" von IN FLAMES erscheint dieser Tage bereits die Scheibe des Jahres, auf die ich am sehnlichsten und gespanntesten gewartet habe. Zum Teil liegt diese Vorfreude in den Singles begründet, die insgesamt eine Rückkehr zu einem deutlich härteren Sound anzudeuten schienen, während ich andererseits auch einfach gespannt darauf bin, wie das Mutterschiff auf den Ableger THE HALO EFFECT um fünf ehemalige Mitglieder der Melodic-Death-Urväter reagieren würde, der mit "Days Of The Lost" ganz locker das Album des Jahres 2022 stellen konnte. Ist "Foregone" also nun die Zeitkapsel aus den glorreichen Neunzigern und frühen Zweitausendern, die sich viele Fans seit Jahren wünschen?
Nun, es scheint so zu sein, denn das wunderschöne akustische und instrumentale Intro '... All Things That Will End' hätte auch auf "The Jester Race" eine wunderbare Figur gemacht und punktet wieder einmal mit den typischen IN FLAMES-Melodien, die wir alle lieben gelernt haben. Und auch 'State Of Slow Decay' und 'Meet Your Maker' nehmen den Oldschool-Ball direkt auf, trumpfen mit hohem Tempo und mächtigen AT THE GATES-Vibes auf, während gleichzeitig auch die Hooklines voll ins Schwarze treffen und beide Songs zu waschechten Gothenburg-Hits machen. 'Bleeding Out' klingt dagegen im Anschluss schon deutlich ungewohnter und wirft einen mit einem vertrackten Stop-And-Go-Rhythmus etwas aus der Bahn. Auch Fronter Anders Fridén schraubt hier die Growls wieder deutlich zurück und singt mehr, doch da die nötige harte Kante nie fehlt, stellt die Nummer einen guten Brückenschlag zwischen "I, The Mask" und der eigenen Vergangenheit dar.
Der 'Foregone'-Doppelpack zeigt im Anschluss dann erneut die beiden Pole der Schweden ganz gut auf, denn während der erste Teil mit melodischer Härte und dezent vertrackt aus den Boxen knallt, ist Teil 2 deutlich melancholischer ausgefallen und hätte so auch durchaus auf "Siren Charms" einen Platz gefunden. Melancholie ist auch ein gutes Stichwort, denn das folgende "Pure Light Of Mind" ist eine echte Halbballade und schallt für meine Ohren mitsamt sehr präsenten Synthezisern etwas zu poppig aus den Boxen. Nicht dass die Nummer schlecht wäre, aber wirkliche Begeisterung will Anders wehleidiges Klagen bei mir auch nicht auslösen.
Selbige ist mit 'The Great Deceiver' aber sofort wieder am Start, denn der Song, der auch bereits als Single ausgekoppelt wurde, ist ganz klar der größte Hit, den die Schweden seit "Come Clarity" komponiert haben und will mir mit seinen mächtigen Gitarrenwänden bereits seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf gehen. 'In The Dark' kommt dabei mit seiner düsteren Stimmung und einem erneut mächtigen Refrain nur knapp hinter dem großen Betrüger über die Highlight-Ziellinie. 'A Dialogue In B Flat Minor' ist danach nicht das instrumentale Zwischenspiel, dass der Titel vielleicht erwarten lässt, sondern wieder ein wunderbar melodischer Track, der die IN FLAMES-Vergangenheit mit der alternativ angehauchten Gegenwart in Perfektion verheiratet. Da lässt es sich auch verschmerzen, dass die letzten beiden Tracks 'Cynosure' und 'End The Transmission' nur solide Tracks der Schweden sind, die ich wohl in einigen Wochen wieder vergessen haben werde.
Ist "Foregone" also der große Befreiungsschlag, den sich Fans erhofft haben? Ich würde ja sagen, wenn man IN FLAMES in den Zweitausendern kennen und lieben gelernt hat. Zwar hat für mich persönlich das THE HALO EFFECT-Debüt im direkten Vergleich die Nase minimal vorne, dennoch haben Anders Fridén, Björn Gelotte und ihre über die Jahre wechselnden Mitstreiter seit "Come Clarity" nicht mehr so hart, zwingend und gleichzeitig frisch geklungen wie auf "Foregone". Und wem das noch nicht reicht, dem sollten die drei Überhits 'State Of Slow Decay', 'Meet Your Maker' und 'The Great Deceiver' die Platte schmackhaft machen, denn alle drei sind klare Anwärter auf meinen Song des Jahres. Und auch die Platte wird mit Sicherheit ziemlich weit oben in meiner 2023er Endabrechnung auftauchen. Welcome back, Jesterheads!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs