IN THIS MOMENT - Black Widow
Mehr über In This Moment
- Genre:
- Industrial / Gothic / Nu Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Atlantic Records
- Release:
- 17.11.2014
- The Infection
- Sex Metal Barbie
- Big Bad Wolf
- Dirty Pretty
- Black Widow
- Sexual Hallucination
- Sick Like Me
- Bloody Creature Poster Girl
- The Fighter
- Bones
- Natural Born Sinner
- Into the Darkness
- Out of Hell
Wilder Genre-Mix, der Zeit braucht bis er zündet
Um ehrlich zu sein, habe ich nach dem ersten Durchlauf gedacht, dass ich über "Black Widow" von IN THIS MOMENT einen Verriss schreiben werde. Denn als ein Hörer, der seit dem Debüt "Beautiful Tradegy" kein volles Album der Modern-Metal-Formation um Fronterin Maria Brink gehört hat, wird man hier brutal vor den Kopf gestoßen.
Es liegen zwar stolze sieben Jahre zwischen beiden Scheiben und es kamen bereits einige Longplayer heraus, die die Transformation vom Melodic-Metalcore zum aktuellen Stil vorbereitet haben. Dennoch bin ich ziemlich beeindruckt, wie sehr sich eine Truppe doch verändern kann. Die Gitarren sind dezent in den Hintergrund getreten und wurden durch einen ordentlichen Elektro-Anteil substituiert. Die einzige Konstante zwischen Debüt und dieser CD ist Marias gesangliche Wechselspiel aus Screams und klarem Gesang. Allerdings hat sich auch hier Frau Brink breiter aufgestellt und rappt zum Beispiel in 'Sex Metal Barbie' oder flüstert in anderen Titel vor reduzierter Klangkulisse ins Mikro, was irgendwie an OTEP erinnert. Die nu-metallischen Rap-Einlagen sind jedoch keine einmalige Ausnahme. Auch in 'Big Bad Wolf' wird diese Gesangsart ausgiebig genutzt und zitiert dabei so viele Referenzbands der frühen 2000er, dass es den Rahmen sprengen würde sie alle aufzuzählen. Dadurch wird die Bezeichnung 'Modern Metal' zwar nivelliert, aber der Versuch IN THIS MOMENT in eine Schublade zu pressen, scheitert auch nach sechs oder sieben Durchläufen. Mal bekommt man Gothic Rock á la THE BIRTHDAY MASSACRE auf die Ohren, mal scheint sich die Band - wie stellenweise bei 'Dirty Pretty' - klanglich bei MARILYN MANSON bedient zu haben.
Als bester Track der Platte kristallisiert sich aber ziemlich schnell der Titeltrack heraus, der mit einem druckvollen DEATHSTARS-Bombast und einem eingängigen Refrain überzeugt. Die eingesetzten Samples, die umarrangiert und verzerrt wurden, erinnern derweil an WHITE ZOMBIE und machen den Industrial-Schock-Rock-Nu-Metal-Cocktail perfekt. Eine ruhige und verträumte Power-Ballade, die wieder allem entgegen steht, was bisher genannt wurde, darf allerdings auch nicht fehlen und so unterstützt SHINEDOWN-Sänger Brent Smith Maria gefühlvoll bei 'Sexual Hallucination'.
Zusammengehalten wird diese heterogene Ansammlung an Songs von dem gemeinsamen Thema, das die Band schon seit der Gründung immer wieder aufgreift: Herzschmerz, Sexualisierung und Schönheitswahn(sinn). So ganz hat sich hat mir nie erschlossen, warum Bandchefin Maria Brink ständig auf diesen Themen herumreiten muss. Immerhin lebt sie von ihrem Femme-Fatale-Image nicht schlecht und kokettiert durchaus selbstbewusst mit dem eigenen Antlitz. Aber sei es drum. 'Sick Like Me' oder 'Bloody Creature Poster Girl' gehen durch ihre poppige Note immerhin ganz nett ins Ohr, auch wenn inhaltlich mal wieder der besagte Sex-und-Wahnsinn-Zinnober beschworen wird.
Insgesamt führt uns das Fazit zurück zum Anfang. Dieses Album ist auf den ersten Blick ein chaotischer Anachronismus, der uns in die finsteren Zeiten des Nu Metals entführt, aber bei längerem und genaueren Zuhören merkt man, dass hinter dem ganzen Pomp eine handwerklich gut gemachte Scheibe schlummert. Es gibt auch nach mehreren Durchgängen noch einiges zu entdecken und an Abwechslung mangelt es hier auch nicht. IN THIS MOMENT ist zwar nicht mehr die energiegeladene Melo-Core-Kapelle, die sie mal gewesen ist, aber wenn man sich selbst so am besten gefällt, muss man das als Hörer respektieren und "Black Widow" eine Chance geben sich zu bewähren. Denn als Fan der bisher erwähnten Referenzen kann und wird man mit neusten Output von Maria und Co durchaus glücklich werden, auch wenn nicht jede Klangkollage (insbesondere gegen Ende der Scheibe) funktioniert und auch bei der zehnten Umdrehung nicht zündet.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Adrian Wagner