IN VAIN (NOR) - Mantra
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2010
Mehr über In Vain (NOR)
- Genre:
- Progressive Metal/Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Indie Recordings/Soulfood
- Release:
- 18.01.2010
- Captivating Solitude
- Mannefall
- Ain't No Lovin'
- On The Banks Of The Mississippi
- Circle Of Agony
- Wayakin (The Guardian Spirit Of The Nez Perce)
- Dark Prophets, Black Hearts
- Sombre Fall, Burdened Winter
Die norwegischen Progressive-Metaller legen mit ihrem Zweiling einige Schippen in Sachen Songdienlichkeit nach. Stark!
Knapp zweieinhalb Jahre ist es her, dass die junge norwegische Band mir mit ihrem Debütalbum "The Latter Rain" bereits verdiente Wertschätzung abringen konnte. Für den Nachfolger haben sich die Jungs aus Kristiansand ausreichend Zeit gelassen, so dass wir es mitnichten mit einem Schnellschuss zu tun haben. Das wäre für eine progressiv orientierte Truppe wie IN VAIN auch unangemessen. Gut Ding will Weile haben, und das Warten auf "Mantra" hat sich ohne Zweifel gelohnt. Es ist der Scheibe zu jeder Zeit anzumerken, dass hier viel Wert auf ausgereifte, stringente Kompositionen gelegt wurde. Die zwischen sieben und elf Minuten langen Stücke sind gut ausgearbeitet und mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt.
Stilistisch haben es sich die fünf Musiker im Bereich des kompositorisch anspruchsvollen, instrumental vielseitigen Metals bequem gemacht, der unterschiedliche Genres streift. Darunter findet sich ein gutes Fundament aus progressivem, melodischem Metal mit spürbaren, aber nie aufdringlichen Keyboards und spielerisch aufblühenden Gitarrenleads, die besonders die ersten beiden Stücke 'Captivating Solitude' und 'Mannefall' charakterisieren. Dabei werden die extremmetallischen Gefilde im Vergleich zum Vorgängeralbum etwas weniger stark tangiert. Es gibt durchaus noch Andreas Frigstads derben Gesang zwischen Growl und Keifen, doch das melodische Element hat die Überhand gewonnen und auch Sindre Nedlands überragender Klargesang ist weitaus dominanter als noch zuletzt. Zwar wird der harte Opener 'Captivationg Solitude' über weite Strecken von Andreas dominiert, doch der Mittelpart lässt erahnen, wohin die Reise geht. Besonders deutlich wird dies dann beim von 'Ain't No Lovin' in bester Singer/Songwriter-Manier eingeleiteten 'On The Banks Of The Mississippi', das sich mit wuchtigen Riffs in eine spacige Prog-Granate mit psychedelischer Schlagseite steigert, die schon jetzt im Januar zu den Anwärtern auf den Song des Jahres zu zählen ist. Der klare Gesang ist hier besonders triumphal und bildet einen tollen Kontrast zu den Growls, welche die doomigen Momente intensivieren. Gekrönt wird das Meisterwerk durch Johnar Haalands wunderbar leidenschaftlich singende Leadgitarre im letzten Drittel.
Das folgende 'Dark Prophets, Black Hearts' gibt sich dem Titel entsprechend dunkler und wuchtiger. Der walzende Rhythmus tangiert Death-Metal-Bereiche, das kurz darauf einsetzende Riffgewitter interagiert passgenau mit thrash-lastigem, bellendem Shouten und rockigen Leadgitarren, die gegen Ende gar von Ross-The-Boss beeinflusst klingen. Eine weitere interessante Facette der Band, die hier im über weite Strecken heftigsten Song des Albums offenbart wird, der sich allerdings auch in einem sehr langen, verspielten Akustik-Part ergeht. Ein weiteres Highlight folgt mit dem großartigen 'Wayakin (The Guardian Spirit Of The Nez Percé)', das die Geschichte der nordamerikanischen Ureinwohner vom Stamme der Nez Perce mit entsprechender Tribal-Rhythmik und passenden Gesangselementen, akustischen Arrangements, sowie kurzen, eindringlichen Erzählerpassagen vertont und so ein mantrisches Feeling erzeugt, das dem Albumtitel alle Ehre macht. 'Circle Of Agony' ist im Anschluss etwas leichtfüßiger und lockerer. Es wartet mit knurrenden Vocals auf, doch auch Streicherklänge und andere atmosphärische Elemente werten es auf, während das trotz seiner Vielschichtigkeit unglaublich explosive elfminütige Finale 'Sombre Fall, Burdened Winter' mitsamt seinen Bläser-Passagen nochmal eindrücklich unter Beweis stellt, auf welchem Niveau sich IN VAIN im Jahre 2010 befinden.
Dass sich die Band ihrer Sache sicher war, zeigt sich auch darin, dass dieses Mal deutlich weniger Gastmusiker zur Hilfe gebeten wurden. Zwar steuern erneut Jan Kenneth Transeth von IN THE WOODS und Kjetil Nordhus von GREEN CARNATION einige funkelnde Facetten zum Gelingen des Gesamtwerks hinzu, doch es wird zu jeder Zeit klar, dass die fünf originären Bandmitglieder das Heft fest in der Hand haben. Im Vergleich zum bereits wirklich guten Debütalbum ist IN VAIN mit "Mantra" ein Quantensprung gelungen, vor allem indem das Songwriting noch stringenter und beeindruckender gestaltet wurde und einige Stücke entstehen ließ, die ich bedenkenlos als echte Überflieger bezeichnen möchte.
Anspieltipps: On The Banks Of The Mississippi, Wayakin, Sombre Fall, Burdened Winter
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle