INCANTATION - Primordial Domination
Mehr über Incantation
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Listenable Records
- Release:
- 13.10.2006
- Primordial Domination
- The Fallen Priest
- Dissolute Rule/Begin Apocalypse
- Hailed Babylon
- Lead To Desolation
- Doctrines Of Reproach
- The Stench Of Crucifixion
- Extirpated Dominus
- Conquerd God
Vor wenigen Wochen äußerte ich meine Bedenken zur stilistischen Starrsinnigkeit einer Band wie VADER. Überzeugende, brutale Musik vs. totale künstlerische Einschränkung. Eine schwierige Sache, die man natürlich auch aus zweierlei Perspektiven betrachten muss, bei der aber deutlich wird, dass die Entwicklung immer mehr dadurch gehemmt wird, dass es an neuen, innovativen Ideen mangelt. Damit wären wir beim neuen Werk von INCANTATION angelangt. "Primordial Domination" "krankt" nämlich im Prinzip an den gleichen Mängeln, bietet aber vom kompositorischen Aspekt so gut wie gar keine Angriffsfläche.
Die Frage ist ganz klar, was man von seinen Favoriten erwartet. Soll es lediglich technischer, brutaler und kompromissloser Death Metal sein? Dann wären INCANTATION mit ihrem neuen Silberling wahrhaftig eine Bereicherung für jede gut sortierte Sammlung, ebenso wie die letzte Göttergabe der New Yorker. "Primordial Domination" brettert nämlich wie eine überdimensionale Walze voran, unterbricht ihr Fortschreiten durch einzige kurze Breaks und versierte Soli, oder aber durch fette Doom-Parts wie beispielsweise in 'Hailed Babylon', treibt dann wiederum mit gezielten Tempovorstößen noch umbarmherziger voran als zuvor. Gerade in ultimativ aggressiven Stücken wie 'Conquered God' und 'Doctrines Of Reproach' sind INCANTATION kaum noch aufzuhalten und demonstrieren in nur wenigen Sekunden ihre ganze kompositorische wie spieltechnische Klasse. Aber das Ganze hält sich alles in einem überschaubaren Rahmen, den man einerseits natürlich als den charakteristischen Sound dieser Band erkennen muss, der andererseits aber auch ganz klar bestimmt, wie weit die Musiker mit ihren Experimenten gehen dürfen - und dies ist leider Gottes auf diesem Album nicht besonders weit.
Dies ist dann die Kehrseite der nahezu perfekten Performance. Ich will INCANTATION noch nicht einmal unterstellen, dass ihre neue Platte nicht spontan klingt, das stimmt nämlich auch ganz und gar nicht, aber einen Begriff wie Routine darf man ruhigen Gewissens mal öfter in Verbindung mit "Primordial Domination" nennen. Bei all der individuellen Klasse der neun Songs, ja bei all den forschen Attacken - ich habe das Gefühl, als würde hier nur (wenn auch ziemlich motiviert) das Pflichtprogramm abgeleistet, und dies leider auch ohne jegliche Überraschungsmomente. Das ist schade und wird den spieltechnischen Möglichkeiten dieser versierten Musiker auch nicht gerecht, ist aber natürlich das selbst erwählte Schicksal, das ich an dieser Stelle nur bedingt gutheißen möchte.
Natürlich könnte man jetzt Grundsatzdiskussionen starten, von wegen "wo INCANTATION draufsteht, ist auch INCANTATION drin", doch beschreibt nicht gerade das die Misere dieser Platte? "Primordial Domination" ist ein starkes Death-Metal-Album, gut ausbalanciert und innerhalb der eigenen Beschränkungen noch relativ vielseitig. Sprach ich in der Kritik zum Vorgänger "Decimate Christendom“"noch davon, dass die Band sich langsam an den Status solcher Bands wie MORBID ANGEL herantastet, wird mir nun klar, dass einige Veränderungen hierzu unabdingbar sind. MORBID ANGEL erfinden sich auf jeder neuen Platte neu, und das ist INCANTATION trotz überzeugenden Materials hier nicht gelungen. Und auch wenn ich unterschreiben würde, dass man "Primordial Domination" als Todesblei-Fanatiker dringend haben muss, hoffe ich doch inständig, dass man beim nächsten Release wieder neue Ideen integriert und viele Überraschungen bereithält. Bescheuert, oder? Aber es gibt Bands, an die darf man getrost höhere Ansprüche stellen, als ein gutes Album, das zum größten Teil aus bekannten Versatzstücken zusammengesetzt wurde.
Anspieltipps: Conquered God, Dissolute Rule/Begin Apocalypse
- Redakteur:
- Björn Backes