INCITE - Wake Up Dead
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2022
Mehr über Incite
- Genre:
- Groove Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Atomic Fire Records
- Release:
- 08.04.2022
- Fuck With Me (Wake Up Dead)
- War Soup
- Sucker Punched
- Deadbeat
- Mental Destruction
- Built To Destroy
- Stagnant
- Fallen
- The Aftermath
- The Slaughter
Wie der Vater, so der Sohn. Cavalera über allem.
Cavalera? Richtig! Doch weder Max, noch Igor oder gar eine Autobiografie von Gloria, wir haben es hier mit Richie Cavalera zu tun, dem Stiefsohn des ehemaligen SEPULTURA-Fronters und Sohn von Gattin Gloria. Haben wir also mal die Familienverhältnisse geklärt. Seit 2004 tritt der Sprößling mit INCITE bereits in die prominenten Fußstapfen und hat in dieser Zeit immerhin schon fünf Alben veröffentlicht, die weitestgehend in den Vereinigten Staaten für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Europa möchte das Quartett nun mit "Wake Up Dead" erobern. Tatkräftige Unterstützung bekommt es da von Atomic Fire Records, dem Ableger von Nuclear Blast. Hätten wir also auch die Businessseite der Amerikaner geklärt. Den Labeleinstieg muss man dann aber zweigeteilt sehen, eher wie eine erweiterte EP. Die ersten fünf Songs sind komplett neu und spiegeln INCITE anno 2022 wider. Die restlichen fünf Songs sind remasterte Versionen früherer Werke – je ein Song pro Album.
Musikalisch fahren die Männer aus Arizona eine mächtige Thrashkante, stecken mit ihren vielen Grooves aber auch tief in den Neunzigern und 00er-Jahren. Natürlich lugen SEPULTURA/EKTOMORF/SOULFLY oder auch LAMB OF GOD und vor allem MACHINE HEAD um die Ecke, aber das Quartett vermischt das Ganze zu einem interessanten Brocken, der vielleicht auch Traditionalisten gefallen dürfte. Manchmal sind die vielen Wechsel zwar nicht immer nachvollziehbar, aber gerade die neueren Stücke sind ein Ohrenschmaus und der Groove, die Energie gefährlich ansteckend. Gitarrist Eli Santana rifft wie ein Weltmeister, zur Freude aller EXODUS-Fans auf diesem Planeten, und brilliert durch melodische Hochgeschwindigkeitssoli. Nicht weniger interessant ist die Schlagzeugarbeit von Lennon Lopez, der sehr variabel selbt im Eiltempo ist und darüber hinaus auch die unvermeidlichen Tribals beherrscht. 'Fuck With Me (Wake Up Dead)', 'Deadbeat' oder 'Mental Destruction' mit seinem leichten ANNIHILATOR-Touch schrauben mächtig an der Rübe und dürften demnächst in den europäischen Klubs den wirklich letzten Coronastaub von der Decke fegen. Als Sahnehäubchen macht Richie gesanglich ebenfalls keine Gefangenen. Sein kehliges Gebrüll erinnert ein wenig an Robb Flynn und passt wie die Faust aufs Auge. Harmonien oder Klargesang sucht man hier vergebens, die rhythmische Thrashattacke bietet dafür genügend Ankerpunkte. Im zweiten Teil wird es insgesamt etwas ruppiger, durchaus geradliniger und mehr "ab durch die Mitte". Die größte Veränderung ist tatsächlich bei Richies Gesang auszumachen, der noch räudiger und röchelnder, noch mehr nach Robb und Max klingt. Eine schöne Werkschau, die mit 'Built To Destroy', 'Stagnant' und 'The Slaughter' ebenfalls nicht weniger als kleine Hits beinhaltet.
Ganz ehrlich: Wer sich "Wake Up Dead" annimmt, sollte sich auf eine gehörige Tracht Prügel einstellen. Ein bisschen mehr Eigenständigkeit kann in Zukunft sicherlich nicht schaden, aber wer auf modern produzierten Thrash Metal mit allerhand Groove und tiefer gestimmten Klampfen steht, wird um INCITE nicht mehr lange herum kommen. Geheimtipp war gestern.
Anspieltipps: Mental Destruction, Built To Destroy, Deadbeat
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Chris Staubach