INFECTED RAIN - Time
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/24
Mehr über Infected Rain
- Genre:
- Nu Metal / Modern Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 09.02.2024
- Because I Let You
- Dying Light
- Never To Return
- Lighthouse
- The Answer Is You
- Vivarium
- Pandemonium
- Enmity
- Unpredictable
- Game Of Blame
- Paura
- A Second Or A Thousand Years
So langsam mehr Modern als Nu Metal - trotzdem stark!
Irgendwie schwer vorstellbar, dass die Moldauer INFECTED RAIN trotz einer 15-jährigen Karriere bis zum letztjährigen Live-Dokument "The Devil's Dozen" nicht in unserem wunderschönen Onlinemagazin stattgefunden haben. Dabei ist das Trio um Fronterin Elena "Lena Scissorhands" Cataraga eigentlich eine verlässlich Größe im Schnittfeld zwischen Nu Metal und Modern Metal, und hat schon zahlreiche starke Tracks und insgesamt fünf Alben veröffentlicht. Dieser Tage erscheint mit 'Time' nun der sechste Langspieler des Quintetts, der uns insgesamt zwölf neue Kompositionen präsentiert.
Los geht es mit 'Because I Let You' auch direkt sehr vielversprechend, denn mit seinen KORN-Riffs, einem flotten Tempo, Elenas starken Growls in den Strophen und einem wuchtigen Refrain ist der Track der perfekte Nu-Metal-Dampfhammer. Und ja, auch wenn es im zweiten Teil der Nummer immer melodischer wird, der Klargesang eindeutig das Zepter übernimmt und ich häufiger einmal an SPIRITBOX denken muss, überzeugt der Einstieg in 'Time' auf ganzer Linie. Generell sind die Kanadier, die ja gerade auf einer echten Erfolgswelle surfen, ein gutes Stichwort in Bezug auf Referenzpunkte für die musikalische Ausrichtung INFECTED RAINs, denn insgesamt habe ich das Gefühl, dass sich die auf "Ecdysis" begonnene Wandlung hin zu mehr elektronischeren Spielerein und poppigen Einschüben auf dem sechsten Langdreher nahtlos fortsetzt. Besonders macht sich das beim Klargesang bemerkbar, denn wo Elena früher primär mit eher herber Rockstimme unterwegs war, geht es jetzt doch oft zahmer und balladesker zu. Klar, das verstärkt den Kontrast zu den wuchtigen Gitarrenwänden von Vadim "Vidick" Ozhog noch einmal, doch irgendwie geht mir oftmals in den melodischen Passagen auch ein wenig der Biss verloren, den ich früher eben an INFECTED RAIN immer so gemocht habe und der mir zum Beispiel auch die deutschen Kollegen von APRIL ART so schmackhaft macht.
Am besten auf den Punkt bringt dieses Extrem vielleicht 'Dying Light', das zwar auch wieder genügend Wucht im Rücken hat, sich aber eben im Mittelteil auch gerne einmal in poppiger Belanglosigkeit verliert und damit zumindest für mich zu einem kleinen Durchhänger wird. Keine Sorge, die Kritik klingt hier vielleicht härter, als sie es müsste, denn mit 'Lighthouse' oder 'Never To Return' gibt es auch noch Kracher, die von vorne bis hinten aufs Gaspedal drücken und bei mir wieder die wohligen KORN-Gefühle aufkochen lassen. Ganz besonders gut gefällt mir hier die Balance zwischen den melodiespendenden Synthesizern und der Härte, die dem immer wieder von den tiefergestimmten Gitarren entgegengesetzt wird. Meinen persönlichen Höhepunkt markiert aber mit 'Enmity' eine Nummer, die sich ganz besonders weit von melodischen Hooklines entfernt und mit ihrer finsteren Stimmung an KORNs "Life Is Peachy" denken lässt. Was die moderner angehauchten Songs angeht, macht für mich mit 'Game Of Blame' übrigens einer der letzten Tracks das Rennen, hat er doch in meinen Ohren die einprägsamste Gesangslinien des gesamten Albums zu bieten.
Viel zu meckern gibt es dann im Falle von "Time" auch nicht und trotzdem komme ich über starke acht Zähler im Gesamtergebnis nicht hinaus. Ob es daran liegt, dass ich von der Live-Vollbedienung "The Devil's Dozen" mit großer Hit-Dichte noch etwas verwöhnt bin? Auf dem neuen Studioalbum fehlen mir jedenfalls die zwei oder drei ganz großen Standout-Tracks, die sich sofort ins Gehirn graben. Trotzdem ist das gesamte Material insgesamt qualititativ so hochwertig, dass die Scheibe gerade für Fans der Band dennoch blind auf dem Einkaufszettel landen kann. Und wer weiß, vielleicht schält sich mit der Zeit ja doch noch der eine große Hit aus der Trackliste heraus.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs