INTERSPHERE, THE - Hold On, Liberty!
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2012
Mehr über Intersphere, The
- Genre:
- Progressive Alternative Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Long Branch Records (SPV)
- Release:
- 20.01.2012
- Masquerade
- We Are
- Sleeping God
- Hold On, Liberty!
- OPalinE
- Capitall
- Open End
- Parallel Lines
- Over
- Aurora
- Destination
Totale Freiheit führt zu denkwürdigen Ergebnissen.
Meine Begeisterung für THE INTERSPHERE ist noch relativ jung. Es war der Dezember des Jahres 2010 als die Mannheimer Jungs im Vorprogramm von KARNIVOOL komplett überzeugten und ich mir schleunigst das zu diesem Zeitpunkt aktuelle Album "Interspheres/Atmospheres" besorgen musste.
Natürlich bin ich auch ein dankbarer Abnehmer für eine Band, deren Einflüsse gleichermaßen bei DREDG, THRICE und RUSH zu finden sind, die es schafft, aus bekannten Komponenten einen eigenen Stil zu kreieren, der irgendwo im Spannungsfeld aus Alternative, Rock, Pop & Prog liegt und vor allem ein hochgradig mitreißendes Songwriting an den Tag legt.
Entsprechend gespannt bin ich natürlich auf das neue Album "Hold On, Liberty!", welches das Quartett dieser Tage veröffentlicht. Klar ist, keine andere Band und kein anderes Album habe ich in den vergangenen zwei Wochen auch nur annähernd so häufig gehört wie den neuen Silberling von THE INTERSPHERE. Und das nicht etwa, weil es ein Album ist, das man sich hart erarbeiten muss, sondern weil ihr drittes Werk einfach mal saumäßig Laune macht und sich auch im Dauerkonsum nicht abnutzt.
Da ist es auch fast gleich, welchen Song wir herauspicken. Das von Christoph herzzerreißend gesungene 'Over' ist herrlich dynamisch zwischen schreddernden Gitarren, sanften Melodien und zurückhaltenden Backings. Nur das getragene Tempo verrät, dass man die Nummer auch Ballade nennen kann.
Doch fangen wir vielleicht lieber vorne an. Das eröffnende 'Masquerade' brilliert mit Thomas' akzentuiertem Gitarrenspiel, ist aber sonst ein recht verhaltener Beginn. Die Hits kommen im weiteren Verlauf. 'We Are' geht durchaus nach vorne und dürfte live für vibrierende Stimmbänder bei den Fans sorgen, da der starke Refrain einfach mitgesungen werden muss. 'Sleeping God' entzückt mit einem simplen Riff, das sich vor einer auftürmenden Soundwand behauptet und erneut im Chorus mit herrlichen, beinahe poppigen Melodielinien glänzt. Wobei "Soundwand" hier vielleicht falsch verstanden werden kann, da man sich darunter gerne steril wirkende, sehr laute Produktionen vorstellt. Darauf aber haben die Herren im Aufnahmeprozess ganz bewusst komplett verzichtet. Jedem Ton hört man an, dass er von einer Band aus echten Menschen live im Studio eingespielt wurde. Alles ist angenehm warm, natürlich, beinahe ein wenig roh. Und zwar, ohne dass es hier gleich retro klingt. Nein, "Hold On Liberty!" ist produziert, aber eben nicht poliert oder überproduziert. Da der Mix auch noch ein sehr ausgewogenes Ergebnis bereithält, das allen Instrumenten und Christophs Stimme den nötigen Raum gewährt und herrlich ausbalanciert ist, gibt es hier überhaupt keinen Grund zu meckern.
Aber genug über Klangbilder. Denn noch wichtiger ist das Songwriting und auch hier lässt das Quartett kaum Wünsche offen. Das bereits live vorgestellte 'Capitall' überrascht mit tollen 'woohoohoo'-Backings und Fingerschnippen, einem prominenten Bass und wunderbaren Gesangslinien, wo 'Open End' vor allem vom antreibenden Drumming und der Laut/leise-Dynamik lebt.
Einen Kritikpunkt zu finden, fällt ausgesprochen schwer. Klar ist, dass der erstklassige Vorgänger noch einmal übertroffen wird und das Quartett damit nicht nur die gesamte deutsche Genrekonkurrenz ganz blass aussehen lässt, sondern auch international überhaupt keinen Vergleich scheuen muss. Jeder, der zuletzt von DREDG enttäuscht wurde, auf THRICE' "Major/Minor" ein paar Längen findet und dem FAIR TO MIDLAND zu krude geworden sind, wird hier glücklich werden. Neben SUBSIGNAL (ohne irgendeinen Vergleich ziehen zu wollen) die derzeit beste mir bekannte deutsche Band mit Sänger. Verdammt großartig.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk