IRON MAIDEN - Dance Of Death
Mehr über Iron Maiden
- Genre:
- Heavy Metal
- Release:
- 08.09.2003
- Wildest Dreams
- Rainmaker
- No More Lies
- Montsegur
- Dance of Death
- Gates of Tomorrow
- New Frontier
- Paschendale
- Face in the Sand
- Age of Innocence
- Journeyman
Machen wir uns nix vor: "Brave New World" war kein Killer. Die Freude über die Rückkehr von Sänger Bruce Dickinson zur größten Metal-Band der Welt hat die Hörgänge und Gehirne von Millionen von Fans derart mit Euphorie-Hormonen überschüttet, dass das Erwachen erst ein wenig später folgte: Die Platte hätte als Best-Of durchgehen können, wenn sie nicht als neues Album erschienen wäre. Durchaus guter Stoff, aber: Kein Song, den die Band nicht schonmal (und zwar besser) aufgenommen hätte.
Das wäre durchaus zu verzeihen: Der Druck unter dem IRON MAIDEN standen nach der Veränderung in der Besetzung ein großes Album zu schreiben, war einfach viel zu groß, als das sich die Band richtig nach vorne hätte wagen können, und so zitierten die Herren eben überwiegend ihre eigene Geschichte.
Zwei Jahre später erscheint nun mit "Dance of Death" das, was möglicherweise IRON MAIDENS große Chance gewesen wäre, das Ruder nocheinmal in ihre Richtung herumzureissen und der Musikwelt zu beweisen, dass man auch anno 2003 als Veteran des Genres noch eine richtig starke und frische Metal-Scheibe machen kann, ohne in den 80ern festzukleben. METALLICA haben das vor einiger Zeit geschafft. MAIDEN machen leider genau das Gegenteil: Wie eh und jeh dudelnde und diesesmal außerdem schwach produzierte Gitarrenriffs, die zwar eindeutig IRON MAIDEN sind, aber mittlerweile irgendwie so klingen wie ein zahnloser Wachhund, dazu ein von seinen Bestleistungen weit entfernter Bruce Dickinson und (vor allem) ein Songwriting, dass man eigentlich höchstens als durchschnittlich bezeichnen kann.
Los gehts mit der trotz großer Kritik von allen Seiten starken Single 'Wildest Dreams', die, wenn man mal die Tatsache außer Acht lässt, dass es ein MAIDEN-Song ist, eigentlich ein richtig schöner, schneller Rocktrack ist, der ins Ohr geht. Auch das nachfolgende 'Rainmaker', dass in die gleiche Kerbe schlägt, kann man noch als gut durchgehen lassen. Track Nummero vier, der härteste auf dieser Platte, namentlich 'Montsegur' ist sogar ein richtiges Highlight, weil MAIDEN hier eben nicht zwanghaft versuchen nach sich selbst zu klingen.
Der Rest? Gepflegte Langeweile auf hohem technischen Niveau und traurige Selbstinzenierung. Die Songs verlieren sich in endlosem oder sich wiederholenden Solos ("No More Lies"), die Refrains der Songs werden bis zum Exzess immer und immer wieder in der selben Tonlage wiederholt ('Gates of Tomorrow', 'Age of Innocence'), so dass man bereits nach vier oder fünf Durchläufen die Schnauze voll von manchen Titeln hat, und sich fragt, ob das hier wirklich die Band ist, die man noch vor gar nicht so langer Zeit abgrundtief geliebt hat.
Lediglich die beiden qualitativ gar nicht mal so üblen 'Journeyman' (Endballade) und der epische achteinhalbminütige Titeltrack retten 'Dance of Death' eigentlich noch davor, eines der schlechtesten IRON MAIDEN Alben aller Zeiten zu werden, und bugsieren es in die Rubrik der halbwegs noch Gelungenen, in der auch "Brave New World" und "The X-Factor" stehen.
Langsam, und das muss man selbst als beinharter MAIDEN-Fan zugeben, wirds wirklich einfach ein klein bisschen langweilig, was uns das englische Metal-Flaggschiff auftischt. Vom angedachten Kreativ-Feuerwerk, dass man nach der Reunion eigentlich erwarten konnte, sind die Jungs auf jeden Fall meilenweit entfernt. Es reicht selbst oder gerade bei einer Band von dem Kaliber einfach nicht aus, dass die Herren ihr Standard-Formular Nr.666 ausfüllen, ein oder zwei gute (weil: experimentellere) Songs beisteuern, und dann das ganze dann als neues "Hit"-Album abliefern.
Ich würde mittlerweile sogar so weit gehen, dass ich ohne mit der Wimper zu zucken die beiden aktuellen IRON MAIDEN-Platten gegen ein weiteres Bruce Dickinson Soloalbum in der Tradition der Meisterwerke "Accident of Birth" und "The Chemical Wedding" eintauschen würde. Wer hätte das gedacht?
Anspieltipps: Dance of Death, Montsegur, Wildest Dreams
- Redakteur:
- Sebastian Baumer