IRON MAIDEN - Dance Of Death
Mehr über Iron Maiden
- Genre:
- Heavy Metal
- Release:
- 08.09.2003
- Wildest Dreams
- Rainmaker
- No More Lies
- Montsegur
- Dance of Death
- Gates of Tomorrow
- New Frontier
- Paschendale
- Face in the Sand
- Age of Innocence
- Journeyman
Vorwort: Ich muss zugeben, dass ich die beiden 'Blaze-Alben' "The X-Factor" (1995) und "Virtual XI" (1998) ziemlich mies finde, was allerdings nicht an Mr. Bayley liegt, da ich ihn als Sänger und auch seine Band BLAZE sehr schätze. Im Gegensatz dazu gefällt mir der "Dance Of Death"-Vorgänger "Brave New World" (2000) aber ziemlich gut, obwohl dieses Album doch bei dem ein oder anderen Fan unten durch fiel. Ich muss auch gestehen, dass ich die Singleauskopplung 'Wildest Dreams' vom neuen MAIDEN-Werk, dessen Video man ja seit einigen Tagen im Musikfernsehen bewundern kann, langweilig und nichtssagend finde. So viel zur Vorrede, denn nun ist der Moment gekommen, wo ich "Dance Of Death" das erste Mal in voller Länge hören werde.
Was als erstes auffällt, ist, dass IRON MAIDEN von Experimenten in ihrem Sound fast vollständig Abstand genommen haben und ein Album eingespielt haben, in dem sich die Band nicht neu erfindet, was sie meines Erachtens aber auch nicht mehr nötig hat. Songs wie 'Wildest Dreams', 'No More Lies' und 'Montségur' gehen wild nach vorne, aber natürlich hat man auch sehr viele ruhige Klänge in die Stücke eingebaut. Es sind vielleicht derer ein paar zu viele, denn auch wenn es nur zwei reine Balladen gibt ('Face In The Sand', 'Journeyman'), befinden sich auf "Dance Of Death" viele über weite Strecken getragene Midtempo-Stücke. Da war "Brave New World" doch ein ganzes Stück härter.
Stilistisch ist alles wie gehabt und was nun die Qualität der Songs betrifft - da kann ich nur sagen: Hut ab. Es ist nicht alles Gold, was glänzt, aber über weite Strecken ist das ein mehr als annehmbares Album, was vielleicht nicht jeder den Jungfrauen mehr zugetraut hätte. Es gibt ein paar Schwächen (oder sagen wir ruhig kreative Engpässe), z.B. 'Gates Of Tomorrow', 'Age Of Innocence' und besonders 'Wildest Dreams', das mir auch nach häufigerem Hören immer noch nicht gefällt. Die Nummer ist halt eine typische Single und mir schlicht ein bisschen zu flach. Während dieses Teil sicherlich eine Vielzahl von anderen Bands auch so auf die Ketten bekommen hätten, gibt es auch eine Reihe von Songs, die sich so anhören, wie es einfach nur MAIDEN hinkriegen.
'No More Lies', das sich nach langsamem Beginn (über zwei Minuten lang) zu einem dynamischen und treibenden Banger entwickelt, das flotte 'Montségur' und der epische Titeltrack (der längste Song des Albums) sind zweifellos Highlights dieser Scheibe. Vor allem aber das vielseitige 'Paschendale' (das mich von der Atmosphäre her an die ein oder andere SAVATAGE-Komposition erinnert) gefällt mir von Mal zu Mal besser und gehört zu den überzeugendsten Kaufargumenten der Platte.
Die abschließende Ballade 'Journeyman' weicht als einziger Song etwas von dem gehabten Schema ab, denn dies ist ein beinahe atmosphärisches und sehr nachdenklich wirkendes Stück, das einfach nur schön ist und dessen Melodie auch nach dem Ende des Songs noch im Kopf umherkreist. Hier zeigt sich die Band dann doch einmal von einer etwas anderen Seite.
Kommen wir also zu einer kleinen Zusammenfassung. Elf Songs auf 68 Minuten Länge - schon allein das zeigt, dass in die Länge gezogene, ausladende Kompositionen überwiegen, auch wenn manche Songs (gilt allerdings nicht für das tolle 'Dance Of Death') durchaus auch schon etwas eher hätten beendet werden können, da man sich dann doch irgendwie nur noch im Kreise dreht. In Sachen Vielseitigkeit machen die Songs allerdings nicht allzu viel her, da man im Grunde genommen zu oft die selbe Art von Song auf "Dance Of Death" findet.
Qualitativ und musikalisch finde ich das Dargebotene allerdings in Ordnung, denn schlecht sind zumindest die meisten Songs beileibe nicht. Im Übrigen ist mit 'New Frontier' erstmals auch eine Nummer aus der Feder von Trommler und Dauer-Scherzkeks Nicko McBrain dabei, die dem restlichen Material durchaus ebenbürtig ist.
Sehr gewöhnungsbedürftig finde ich das Coverartwork. Okay, man wollte da wohl mal etwas Neues ausprobieren, aber was nun das Plattencover ziert, spricht mich ehrlich gesagt überhaupt nicht an. Aber es kommt ja auch hauptsächlich auf den Inhalt an und da bewegen sich die Briten auf den altbekannten Pfaden ohne das Erfolgsrezept der vergangenen Tage zu verlassen.
Es ist nur verständlich und logisch, dass solche Alben wie "Dance Of Death" viele unterschiedliche Reaktionen von Seiten der Fans und der Medien hervorrufen, ganz einfach, weil auch unterschiedliche Erwartungen gehegt werden. Für mich aber haben die sechs nicht mehr ganz so jungen Herren ein cooles Scheibchen vorgelegt, das mir noch ein Stück besser gefällt als "Brave New World".
Man kann IRON MAIDEN vielleicht vorwerfen, dass sie mit "Dance Of Death" zu sehr auf Nummer sicher gegangen sind, aber man sollte auch bedenken, dass schon sehr viel Mut dazu gehört, wenn Bands der Größenordnung METALLICA, AC/DC oder eben auch IRON MAIDEN, sich von ihrem Stil, der sie groß gemacht hat, zumindest teilweise abwenden und Heerscharen von Fans vor den Kopf stoßen. Genau das tun die eisernen Jungfrauen nicht, sie bleiben sich treu und wenn ich für mich spreche, ich freue mich, wenn ich die Songs vom neuen Album höre und sie untrüglich nach den klassischen IRON MAIDEN klingen.
Anspieltipps: No More Lies, Dance Of Death, Paschendale, Journeyman
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer