ISLAND - Island
Mehr über Island
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Vendlus / Zeitgeister
- Release:
- 22.02.2010
- Jukai
- Waterside
- Nadir
- Mistral
- Origin
- Harbour
- Sol
Eine atmosphärische dichte und spannende Reise durch Klanglandschaften zwischen Post Rock, Metal, Psychedelic und Prog.
Nach zwei EPs, diversen Singles und einer sehr schönen Compilation aus dem Jahre 2008 ist die Bonner Band ISLAND nun mit ihrem ersten regulären Studioalbum am Start, das erneut über Vendlus Records erschienen ist und in Deutschland von den Zeitgeistern vertrieben wird. Die Köpfe hinter ISLAND sind mit Christian Kolf und Florian Toyka die selben, die auch hinter Bands und Projekten wie VALBORG, KLABAUTAMANN und WOBURN HOUSE stehen, die ich euch schon des Öfteren mit einigen lobenden Worten vorstellen durfte.
So dürft ihr auch bei ISLAND damit rechnen, dass euch sehr atmosphärische Musik begegnet, die man bisweilen durchaus auch als entrückt bezeichnen könnte. Jedenfalls lebt schon der Einstieg mit 'Jukai' von cleanen Zupfpassangen bis zu leicht angezerrten Riffs und reduzierten Gitarrenleads, über denen der ruhige, klare Gesang Christian Kolfs liegt. Beschwörend und doch vielseitig genug, um nicht ins Perseverative oder Mantrische zu driften. Nach den elf Minuten des Openers greift 'Waterside' die Stimmung gekonnt auf, wird schnell etwas dramatischer, ohne das Tempo groß zu verschärfen. Die Stimmung wird einen Hauch bissiger, aber niemals grimmig. Auch hier bekommen wir keine Schlenker gen avantgardistischen Death Metal mehr serviert, wie dies noch auf dem Frühwerk der Band der Fall war. Die Gefilde in denen sich die Bonner heute bewegen sind um ein Vielfaches entspannter, aber dabei keineswegs zahnlos.
Im Bereich von Drums und Perkussion fungiert Rafael Calman als Gastmusiker, wobei hier zu erwähnen ist, dass das Schlagzeug über weite Strecken des Albums recht weit im Hintergrund steht, aber dennoch auch hier von einer sehr beachtlichen Präsenz ist. Sehr gefühlvoll berührt der Schlagwerker die Cymbals und legt einen schönen und bezaubernden rhythmischen Teppich, der einen guten Teil der emotionalen Wirkung des Albums transportiert. Doch auch wenn er - wie in der zweiten Hälfte von 'Waterside' weiter nach vorne rückt, weiß er zu bestechen. Der Einstieg zu 'Nadir' ist außergewöhnlich wuchtig und streift Post-Rock-Gefilde, wobei sich ISLAND stilistisch nicht festlegen lässt. Wir begegnen progressiven Arrangements, dunklen Stimmungen, wuchtigem Riffing und verträumtem Schwelgen in einer sehr eigenwilligen und fordernden Synthese. Auch bei 'Origin' springt zu Beginn des letzten Viertels eine sehr harte Passage ins Ohr, was das Album stark auflockert und auch für den traditionelleren Metalfan interessanter gestaltet. Hier tauchen nun auch Bläser auf und einige Growls auf, so dass eine kleine Referenz an die Black-Metal-Avantgarde und speziell an die VED BUENS ENDE-Anklänge früherer Werke auszumachen ist. Ähnliches begegnet uns auch im letzten Drittel zu 'Harbour', das auf bizarre Weise gar ein wenig traditionellen Heavy Metal und ein bisschen HAWKWIND und PINK FLOYD atmet.
"Island" ist somit keine leichte Kost, aber auch kein allzu schwer verdaulicher Brocken, denn die offene Stimmung nimmt den Hörer schnell mit auf eine Reise, die durchaus überraschende Wendungen nimmt und spannende Wege beschreitet, auch wenn der metallische Aspekt oft recht weit in den Hintergrund rückt. Dennoch ist dieses Album aus meiner Sicht rundum gelungen, da auch die ruhigen Passagen eine mystische Aura haben, in der man wunderbar versinken kann. Einzig die durchschnittliche Spieldauer der Stücke von um die acht Minuten erfordert ein intensiveres Einhören und etwas mehr Geduld. Doch die Geduld macht sich bezahlt!
Anspieltipps: Origin, Harbour, Sol, Waterside
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle