ISLAND - Orakel
Mehr über Island
- Genre:
- Folk/Pagan/Viking Metal
- Label:
- Vendlus Records
- Journey Through The Jewel
- River Source
- Grund
- Orakel
- Ueber Dem Thal
- Serenity
- The White Ghoul
- Veritas
- Island
Dass manch sonderbares Werk auf meinem CD-Teller landet, bin ich durchaus schon gewöhnt, und so versucht mein Hirn auch beim vorliegenden "Orakel" der Bonner Band ISLAND im Schnelldurchlauf, eine Kategorie zu finden für das, was hier zu hören ist. Das neun Tracks enthaltende Kunstwerk vereinigt folkloristische Elemente mit Death Metal, zarte Akustikeinspielungen mit Black-Metal-Sequenzen und präsentiert dies alles in einem romantisiert gestalteten goldenen Booklet.
Von Gegensätzen gezeichnet scheint hier nichts zusammenzupassen, und dennoch fügen sich die Arrangements im Verlauf des Hörens ins Ohr, wenn auch nicht sehr geschmeidig. Immer wiederkehrende Tempowechsel kennzeichnen die Kompositionen, die Unruhe hereinbringen in die rauen Gitarrenparts. Passagen, die enervierend sich ins Hirn bimsen - und doch bleibt immer wieder auch eine Melodie zu erkennen, die dem Gesamtarrangement einen gewissen Liebreiz verleiht. Besonders hervorzuheben wäre hier der dem Titel des Albums gleichnamige Song 'Orakel', in dem sich eine sanfte Gitarrenmelodie in den akustischen Raum rankt und zum Träumen einlädt. Der Folgetitel 'Ueber dem Thal' hingegen enthält schon wieder mehr von der derben Griffigkeit, die in den ersten drei Songs der Scheibe zu spüren war, gewinnt dennoch durch die Erkennbarkeit einer sphärischen Melodie, die immer wieder zum Vorschein kommt. Hier wechseln sich auch Death-Metal-Growls mit nachgiebigen cleanen Vocals ab, ja, fast glaubt man, mit diesem Song eine komprimierte Fassung der gesamten Spielbreite ISLANDs vor sich zu haben.
Insgesamt zeichnet sich "Orakel" wohl in erster Linie durch seinen experimentellen Charakter aus. Die hier enthaltene Mischung verschiedener Stile, zusammengepflückt von der bunten Wiese der Rockmusik, ist eher selten und damit sicher keine Kopie schon da gewesenen Könnens. Aber: Täte es dem Werk nicht wohler, sich mit Blick auf die Ästhetik schwerpunktmäßig für eine Richtung zu entscheiden? Ich meine wohl schon. Denn das disharmonische Death-Metal-Gebolze kann die sanften Akustikpassagen zuweilen arg stören. Auch in der Kunst passen nicht alle Zutaten immer fraglos zusammen. Und so gönne ich ISLAND in der Zukunft eine Weiterentwicklung hin zu mehr Eindeutigkeit und den Mut zur Festlegung.
Anspieltipps: Orakel, Ueber dem Thal
- Redakteur:
- Erika Becker