ISTAPP - Blekinge
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2010
Mehr über Istapp
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 04.06.2010
- Vinterriket
- Köldens Union
- 1160 (Miovik)
- I Väntan Pa Den Absoluta Nollpunkten
- Evig Köld Koncentrerad
- Snö
- Fjällhöga Nord
- Bortgang Af Alvrödul, Ljusets Förfall
- Blekinge
Hätte Astrid Lindgren eine melodische Black-Metal-Band gegründet, dann würde sie klingen wie die Eiszapfen.
Wer unser Magazin schon eine Weile liest, der dürfte mitbekommen haben, dass ich schon die beiden Demo-CDs der Schweden mit viel Freude besprochen habe, und umso mehr freue ich mich darüber, dass nach der Demozusammenstellung "Köldens Union" nun endlich das erste offizielle Studioalbum "Blekinge" vorliegt. Dass es dafür gleich einen Deal bei Metal Blade Records gab, ist zwar durchaus eine Überraschung, doch gönne ich es der Band von Herzen. Wer die Band wie ich schon seit einigen Jahren verfolgt, der mag vielleicht ein bisschen enttäuscht sein, dass die Stücke mit Ausnahme zweier Titel schon von den Demos bekannt sind, doch das ist nur halb so schlimm, wenn man sich vergegenwärtigt, dass diese Lieder allesamt viel zu gut sind, um den neuen Fans vorenthalten zu bleiben. Außerdem tut es sehr gut, die Stücke in einem homogenen Soundgewand zu erleben, auch wenn das inzwischen von Fjalar bediente Schlagwerk immer noch ein bisschen digital tönt.
Egal, was macht denn "Blekinge" nun so gut? Nun, ganz einfach: Die drei Schweden zelebrieren einen melodischen Stil, der durch die surrenden Gitarren und die heißeren Gesänge zwar eindeutig schwarzmetallisch geprägt ist, aber durch die Arrangements und die Lyrik nicht anders denn als märchenhaft beschrieben werden kann. Die drei Eiszapfen verherrlichen den Winter in all seiner Schönheit und zwar mit einem gehörigen Augenzwinkern, ohne dabei jedoch zur Parodie zu verkommen oder albern zu werden. Ihr meint, dass Humor im Metal und insbesondere im Black Metal nichts verloren habe? Nun, das klingt hart, aber ich kann diese Denkweise ganz gut verstehen. Glaubt mir bitte trotzdem, wenn ich sage, dass es sich bei ISTAPP um eine musikalisch ernst zu nehmende Band handelt, auch wenn man sich bei durchwegs in schwedischer Sprache gehaltenen Songtiteln und Texten wie 'I Väntan På Den Absoluta Nollpunkten' oder 'Evig Köld Koncentrerad' ein Schmunzeln nicht verkneifen kann.
Wer sich an seine Kindheit erinnern kann, und insbesondere daran, wie einst Astrid Lindgren in ihrem "Michel von Lönneberga" den nahenden Winter beschrieben hat, der kann sich ungefähr ausmalen, wie sich die grimmig drein schauenden Wintergeister von ISTAPP der Thematik nähern. Romantisch, schmunzelnd und sagenhaft. Wer sich unter den Kopfhörer zurück zieht und Stücken wie 'Vinterriket', dem mit klar gesungenem Refrain versehenen 'I Väntan På Den Absoluta Nollpunkten', dem von wunderbaren Melodien durchzogenen 'Evig Köld Koncentrerad', dem schnellen, reißenden, wölfischen 'Snö' oder der akustischen Gitarre bei 'Fjällhöga Nord' lauscht, der versinkt in einer nordischen Märchenwelt, die - logisch - von alten Klischees zehrt, aber diese mit der nötigen Lockerheit verarbeitet, so dass das Unterfangen gerade wegen des Augenzwinkerns nicht albern oder kitschig wird. Wenn ihr den Wind brausen und die Kristalle im Eispalast knistern hört, wenn vor eurem inneren Auge die Schneekönigin vom Rentier-Schlitten steigt, die Seen gefrieren und sich der Schnee über das Fjäll legt, dann versteht ihr, was ich meine: Einfach ein schönes und dabei nicht kitschiges Wintermärchen für Schwarzmetaller, die nicht alles deibelig und todernst nehmen.
Anspieltipps: Vinterriket, I Väntan På Den Absoluta Nollpunkten, Fjällhöga Nord
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle