JAG PANZER - Casting The Stones
Mehr über Jag Panzer
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 27.09.2004
- Feast Or Famine
- The Mission (1943)
- Vigilant
- Achilles
- Tempest
- Legion Immortal
- Battered & Bruised
- Cold
- Starlight´s Fury
- The Hearkening
- Precipice
Es gibt Bands, die werden im Laufe ihrer Karriere immer besser. Sie reifen wie ein guter Wein ihrer Bestimmung entgegen, die es ist, unter einem ruhigen kristallklaren Sternenhimmel den Gaumen eines Gourmets zu verwöhnen. Musikalisch existieren solch Phänomene ebenfalls, auch wenn sie äußerst selten sind. Die Karriere JAG PANZERs hat schon viele Klassiker zum Vorschein gebracht. "Ample Destruction" ist wohl der bekannteste, obwohl die Scheibe schon einige Dekaden auf dem Buckel hat. Aber auch in den Neunzigern und nach der Jahrtausendwende haben es die Mannen um Harry "The Tyrant" Conklin immer wieder geschafft, kleine Meisterwerke zu veröffentlichen, die leider Gottes regelmäßig mit Nichtbeachtung bestraft werden. JAG PANZER sind nach wie vor ein Geheimtipp, der heißeste von allen. Nicht mehr und nicht weniger!
Ihre neue Scheibe "Casting The Stones" steht also hier zur Debatte und ich muss nach dem Genuss der Scheiblette erst mal eine Stunde lang meine Lauschlappen rejustieren, weil ich nicht ganz glauben kann, was sich soeben in meinem CD-Player ereignete. Hab ich gerade ein JAG PANZER-Album gehört, das "Ample Destruction" in jeder Hinsicht und entgültig in die Annalen der Bandgeschichte verweisen und den übergroßen Schatten eleminieren kann? Hab ich!
"Casting The Stones" ist in jeder Hinsicht mächtig. Die Produktion gießt ein Stahlkorsett, in dem kein Instrument ärgerlich hervorsticht. Einen harmonischeren Metalsound hab ich selten gehört, vor allem, weil er trotzdem knallt wie eine Zimmerflak. Er ist etwas leiser gemastert wie die meisten zur Zeit gängigen Studioproduktionen, wirkt daher aber nicht so stark komprimiert und sehr kompakt. Das Songwriting ist nach wie vor elitär. Die ersten vier Tracks 'Feast Or Famine', 'The Mission (1943)', 'Vigilant' und 'Achilles' sind einfach nur mit dem Wort "Hymne" zu beschreiben. Etwas mehr orientalisch gewichtet als auf den vorangegangenen Alben, graben sich die Songs metertief im Langzeitgedächtnis des Hörers ein. Flüssige Arrangements und ausgiebig verschwendete Killerhooklines bilden somit das erste Drittel dieses Albums.
Das folgende 'Tempest' treibt mit Doublebass und NEVERMORE-Riffing und bietet ebenfalls einen Refrain, der seine Bezeichnung auch wirklich verdient. 'Legion Immortal' ist typisch JAG PANZER: Treibend und kraftstrotzend! Die Strukturen sind bei diesem Track betont einfach und abrissbirnenförmig. Cooler Abgänger!
'Battered & Bruised' ist dermaßen Achtziger, dass sich mein Nostalgiegefühl als alter Tattergreis in meinem Wohnzimmer manifestiert hat. Inklusive breitem, düster-epischem Mittelteil ist alles vertreten, was den gitarrenlastigen Metal groß macht. Die himmlische Instrumentation der Herren Briody, Broderick, Stijernquist und Tetley ist dabei selbstredend allererste Sahne.
Im Anschluss geht es mit 'Cold' sehr bedrohlich im Midtempo in die Vollen. Die Stimmung kippt bei 'Starlight´s Fury', das mit flinkt getappten Klampfenthemen und drückender Bassdrum vorangepeitscht wird. Aber einmal mehr thront ein wie immer stark eingängiger Refrain über allem metallischem Treiben. Mit 'The Hearkening' folgt eine der größten Hymnen, die ich bisher von JAG PANZER hören durfte. Vertracktes Drumming und Riffs, so fett wie Elefantenhaut, knacken selbst Schildkrötenpanzer. Butterweich hingegen der Chorus, dem Conklin mit seinem unvergleichlichen Timbre die Seele massiert. Zum Abschluss bläst 'Precipice' in bester DIO-Manier zum Marsch. Schwerstes Midtempo für Genießer und Muskelkaterfetischisten. Danach nickt der Kopf nur noch unter starken Schmerzen.
Es ist alles gesagt! "Casting The Stones" ist ein Volltrefer geworden. Ein weiterer, könnte man sagen, zieren doch schon einige die Bandhistorie. Für mich geht aber die neue Scheibe als eingängigstes, hymnischstes und kraftvollstes Werk der Amis durch. Ganz klar, Fans von Power Metal mit Rifflastigkeit haben keine Wahl. Der Kauf ist angeraten, ansonsten verpasst ihr den Kraftstahlhammer des ausgehenden Jahres.
Anspieltipps: Feast Or Famine, The Mission (1943), Vigilant, Achilles, Precipice
- Redakteur:
- Alex Straka