JAMESON RAID - Uninvited Guests
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2015
Mehr über Jameson Raid
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Release:
- 17.07.2015
- Mr. Sunset
- Uninvited Guests
- Metal People
- Breaking Point
- Red Moon
- Roll On Tomorrow
- SS Idol Tearz
- Maze Of Rats
- Haunted
- 9 Reasons
- Truth & Heresy
Die NWoBHM-Heroen haben den Metal entdeckt.
Das erste reguläre Album der britischen Rocker – kaum zu glauben, oder? Ist aber wahr, denn "When The Dust Has Settled" war nur eine Zusammenstellung des Schaffens der Musiker von der Insel. Jetzt also los, und es drängt sich natürlich die Frage auf, ob die doch ein wenig in die Jahre gekommene Band heute noch einen wirklichen Eindruck machen kann. Aber schon der Opener 'Mr. Sunset' klingt prächtig. Doppelgitarren, der starke Gesang von Terry Dark und dazu ein ungewöhnlich moderner Sound. Fest steht, dass sich JAMESON RAID nicht selbst kopiert, sondern tatsächlich eine Weiterentwicklung zeigt. Das harte Stakkatoriffing mit Thrasheinflüssen des folgenden 'Uninvited Guests' schlägt in eine gleichsam unerwartete Kerbe, bis es eher in Richtung SAXON in modern driftet. Dabei halten die Gesangsmelodien beide Lieder zusammen, allerdings brauchte ich ein paar Durchgänge, bis die beiden Songs gezündet hatten. Doch hat man sich erst einmal an den neuen, metallischen Ansatz der neuen, alten Band gewöhnt, beginnt das Album richtig zu strahlen. Zwar folgt mit dem netten, aber auch platten 'Metal People', das allerdings gekonnt mit den Konventionen des typischen Metal-Songs spielt, ein etwas schwächerer Track, doch dafür wird der Hörer sofort durch das bedrohliche 'Breaking Point' entschädigt.
An dieser Stelle reibt man sich noch immer verwundert die Ohren ob des neuen, harten Ansatzes. Doch das ist Kalkül, die Musiker haben Erfahrung und diese in ihr neues Werk brillant einlaufen lassen. Denn im Folgenden experimentieren sie mehr und bieten tatsächlich auch Musik, die eher zu erwarten gewesen wäre. 'Red Moon' hat starke Blueseinflüsse und 'Roll On Tomorrow' hat einen deutlichen Rock'n'Roll Touch. Zu diesem Zeitpunkt bin ich aber bereits begeistert und finde "Uninvited Guests" großartig, auch wenn ich an der einen oder anderen Stelle Abzweigungen im Songwriting sehe, die ich eventuell anders genommen hätte wie zum Beispiel bei 'SS Idol Tears', das den metallischen Touch gar nicht braucht, dafür finde ich immer wieder angenehme Wendungen wie die Mischung auch verzerrter und unverzerrter Gitarre in 'Maze Of Rats' oder der mitreißende Endteil von 'Haunted' und natürlich das großartige 'Truth And Heresy' zum Abschluss, dass wieder die Kurve nimmt zum harten, metallischen Beginn.
JAMESON RAID präsentiert sich auf "Uninvited Guests" als ungewöhnliche, ja unberechenbare Band. Die Frühwerke, mit denen sie spät zu einigem Ruhm und aus der Nische der "coolen und weitgehend unbekannten Band" ins Rampenlicht gerückt sind, waren Ende der Siebziger außergewöhnlich, aber was wären diese Lieder heute ohne den historischen Kontext? Ich unterstelle den Briten, dass sie in der Lage sind, sich diese Frage zu stellen und im kompositorischen Kontext auch zu berücksichtigen. Denn die Antwort auf die Frage wäre sicher "nichts anderes als eine weitere Retrokapelle mit mehr oder weniger großem Erfolg im Zeitgeist einer vorrübergehenden Mode". Aber was JAMESON RAID anno 1978 auszeichnete, gilt auch heute noch: Die Band ist anders als erwartet. Hat man sich das erst einmal vor Augen geführt, ist "Uninvited Guests" sogar noch besser als es das als Album einer beliebigen Band wäre, denn das Ablegen des Rucksacks von fast vierzig Jahren und der damit zu befriedigenden Erwartungshaltung nötigt zusätzlichen Respekt ab.
Aber davon abgesehen ist das späte echte Debüt JAMESON RAIDs zuvorderst einmal ein starkes Album, das als Eigenproduktion unterstützenswert und jeden Cent wert ist. Jetzt ist JAMESON RAID keine One-Hit-Wonder-Band mehr. Jetzt sind die Musiker angekommen und machen hoffentlich genau hier weiter, denn da könnte uns noch einiges ins Haus stehen. Ich bin jetzt schon freudig gespannt auf das, was da noch kommen mag und auf hoffentlich einige Konzerte, bei denen sie jetzt aus dem Vollen schöpfen können!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger