JAPANISCHE KAMPFHöRSPIELE - Bilder Fressen Strom
Mehr über Japanische Kampfhörspiele
- Genre:
- Grindcore / Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Unundeux (Cargo Records)
- Release:
- 29.01.2010
- Die Schlachtung
- Die Kampagne
- Supermacht
- Milchkrieg
- Minderleister
- Deutschland Sucht Den Superstar
- Sorgsam Durcheinandergebracht
- Tod Im Tank
- Jochbeinbruch
- Everything Is Fine
- Wie Geht Noch Mal Ficken?
- Goldene Mitte
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- Die Reinigung
- Links
- Nachahmer
- Emotionen
Bilder fressen Strom, Töne fressen Zeitgeist, JaKa fressen Gehirn.
So klingt es, wenn man sich nicht um Trends und Konventionen schert. Der Ruhrpott-Sechser mit dem wohlklingenden Namen JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE kommt mit einem neuen Eisen um die Ecke und die feingeistigen Musikkonsumenten und -kritiker suchen reflexartig das Weite. Die Songs machen auf roh und krachig und auch in den Texten ist man nicht gerade bemüht, die Botschaften in elegant formulierten, metaphorischen Phrasen zu verpacken. Hier ist alles direkt und geradeheraus. Damit punkten JAKA seit einigen Jahren in ihrem eigenen Underground recht ordentlich, haben aber natürlich nicht das Zeug dazu, mal zu den ganz Großen in der Branche der Metallarbeiter aufzusteigen. Welche Band mit Stil und Anspruch würde sich denn schon damit brüsten, den Vokalisten von PÖBEL & GESOCKS als Gastsänger auf ihrer neuen Platte zu haben? Eben. Aber dass es JAKA vorzüglich gelingt, die Erwartungen ihres Zielpublikums zufrieden zu stellen, kann man nicht bestreiten und ihnen natürlich ebenso wenig vorwerfen.
Und doch ist das noch nicht die ganze Wahrheit. Denn trotz des omnipräsenten Stinkefingers präsentiert sich die Band in musikalischer Hinsicht auf dem neuen Rundling überraschenderweise vergleichsweise vielseitig, mixt langsame Groove-Passagen, krachige Abrissbirnen und sogar eingängiges Klampfengegniedel zu einem wilden und wuchtigen Mischmasch. Ja, auf "Bilder fressen Strom" gibt's nicht nur stumpfes Gedresche auf die Lauscher, sondern Gemetzel with class. In den ruppigen Cocktail aus Grindcore, Death Metal und etwas Punk verirren sich auch immer mal wieder kurze melodische Passagen, so gibt es sogar drei Instrumentals. Bleibt zu hoffen, dass diese begrüßenswerte Reife für ein Grindpunk-Album niemanden verschreckt, denn trotz allem bleiben JAKA natürlich die dreckigen, ungehobelten Lärmfetischisten, die sie schon immer gewesen sind. Krank - ein gern und nahezu inflationär gebrauchtes Attribut in diesem Zusammenhang - sind sie sicher nicht, dazu erreicht heutzutage ganz andere "Klangkunst" das geplagte Ohr, aber zumindest durchgeknallt und sie agieren mit einer erfrischenden Lässigkeit gegenüber dem eigenen Musikschaffen, das "Bilder fressen Strom" sehr gut zu Gesicht steht. Die teils derben, aber fast immer auch gesellschaftskritischen deutschen Texte sind allesamt im Booklet abgedruckt. Hier schaffen JAKA den Spagat, die Lyrics durchaus mit Inhalt und Aktualität zu füllen, aber auch nicht zu "abgehoben" klingen zu lassen und somit trotzdem in Einklang mit der Mucke zu bringen.
Insgesamt ist es JAKA gelungen, ein Album zusammenzubasteln, das mit seiner grobschlächtigen Art durch ein gewisses, allgegenwärtiges Augenzwinkern nicht nur für die absoluten Genre-Freaks interessant ist, aber eben jene auch nicht durch Anbiederung an Angesagtes vor den Kopf stößt. Der Zeitgeist ist auf Urlaub und dank "Bilder fressen Strom" wird ihn auch niemand vermissen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer