JELLYBEAT - Don't Let Us Be Misunderstood
Mehr über Jellybeat
- Genre:
- Indie/Electro Pop
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Pate Recor (Edel)
- Release:
- 29.11.2010
- LIly's In The Kitchen
- Kaleidoscope
- Boy
- Echo
- Trial & Error
- Magnificent Obsession
- Teenage Chase
- Sparks
- 8:30
- Re-Beat V. 2.0.
- Lizzard
Qualitative Kaugummiklänge. Luftige Catchiness done right.
JELLYBEAT. Bei diesem Namen sind Missverständnisse ausgeschlossen. Eine elektronisch angehauchte Indie Pop-Truppe aus Österreich mit einem klar tanzbaren Gutelaunesound. Musik zum Flanieren an der Strandpromenade einer lebendigen Legometropole. Der Soundtrack eines Spielzeugsandbuggyrennsimulators. Quietschbunt und poppig. Ganz klar in den äußersten Randgegenden des Aufgabengebietes unserer powermetallischen Oligarchie, dennoch nicht ohne einen prototypischen Rockanteil.
Wie die Landsmänner und -frauen von MAURACHER baut der Marmeladenschlag auf eingängige Indieklänge mit recht starker Elektroschlagseite, dies allerdings jedoch in größerem und konsistenterem Ausmaß was Pop-Einfärbung angeht. "Don't Let Us Be Misunderstood" besitzt nicht die selben experimentellen, facettenreichen Qualitäten wie die Band um den Tiroler Hubert M. sondern geht weit direkter und polierter zu Werke. Nichtsdestotrotz kann sich das Repertoire der Wiener sehen lassen und umfasst breit grinsende Indiepop-Nummern ('Lily's In The Kitchen', 'Trial&Error', 'Re-Beat V. 2.0'), Surf-Rockesques Liedmaterial ('Echo'), Tanzflächen-Pop ('Boy', 'Sparks'), träumerische Synthsongs a la KOSHEEN ('Magnificent Obsession', 'Lizzard') und auch allgemein zurückgelehnte Tracks ('Kaleidoscope', 'Teenage Chase', '8:30').
JELLYBEATs Soundgemälde ist an allen Ecken und Kanten gründlich abgeschliffen und mit scharfen Konturen umrissen. Die Herangehensweise ist auf jedem Song streng formularisch, manch einem mag dies zu schal Ohr liegen, in meinem Fall wirkt diese Formel aber dennoch. Sängerin Katrin Navessi besitzt eine typische unaufdringliche Catchiness. Sie säuselt und singt glasklar und sympathisch, reißt sich dabei zwar kein Bein aus, fängt die Stimmungen der einzelnen Songs aber gut ein und kann in Party- wie auch Allein-zuhaus-relaxt-im-Wippstuhl-Tonlagen überzeugen. Instrumental ergießt sich der Großteil wenn vielleicht nicht direkt aus dem Synthesizer, dann doch in Klang und Textur aus diesem (auch die luftigen Gitarren auf z.B. 'Echo' und 'Sparks' und Hillbilly-Banjos auf 'Trial&Error) und geht damit natürlich Hand in Hand mit den elektronischen Bestandteilen der Lieder. Beats, Synths, Soundclips, leichtgewichtige Gitarren. Alle diese Elemente fließen relativ nahtlos zusammen und man muss der Band lassen, dass sie in ihrem Metier ziemlich starke Songschreiber sind und wissen, wie man nicht so leicht auslutschbare Stücke in einem allzu schnell ausgelutschtem Genremedium zurechtknetet. KASABIAN mit HOOVERPHONIC auf dem Rücksitz durch das Video von '19-2000' der GORILLAZ düsend. Ohne UFOs, Elche und Raketen.
Die zuckersüße Melodien und Guilty-Pleasure-Hooks dieses Albums liegen einem nicht schwer im Magen, die Musik ist nicht nur auf den ersten Hinhörer verspielt und frohen Mutes, sondern auch in den Nuancen, die sich nach wiederholtem Konsum von "Don't Let Us Be Misunderstood" einstellen und die talentierte Routine mit denen Songs zusammengezimmert werden erkennen lassen.
Was wir hier haben, ist ein Gute-Laune-Album, das man fast immer (den Wacken-Campingplatz u.ä. jetzt evtl. mal ausgenommen) auflegen kann ohne weiter darüber nachzudenken und bei jedem Durchgang mindestens einen belohnenden Teil in die Gehörgänge geschleust bekommt. Ein sehr wolkiges Album, das sich einem aber deswegen nicht minder aufdringlich an die Schulter drückt und den inneren Schweinehund mitwippen lässt. Sehr geradeaus, sehr willkommen dem, der ihm die Tür aufmacht.
Anspieltipps: Lily's In The Kitchen, Kaleidoscope, Echo, Trial&Error, Magnificent Obsession
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Daniel Wimmer