JEREMY - The 2nd Advent
Mehr über Jeremy
- Genre:
- Progressive Symphonic Metal
- Label:
- Evolution Music / Korea-Import
- Release:
- 24.11.2005
- Intro
- Beyond Myself
- Rain In The Sun
- Brother
- Escape
- The 2nd Advent
- Kill The Death
- Miracle
- You're My Everything
- Challenge Part 2
Obwohl die koreanische Band JEREMY bereits seit 1995 aktiv ist und mit Sicherheit zu den führenden Metal- und Hardrock-Kapellen ihres Landes zählt, ist der Name in unseren Gefilden noch eher unbekannt, was sich mit ihrem mittlerweile sechsten Studioalbum "The 2nd Advent" hoffentlich ändern wird. Das stark von christlichen Inhalten geprägte Album ist nämlich produktions- und spieltechnisch auf höchstem Niveau anzusiedeln und kommt in einer sehr schönen Digipack-Ausführung, die wirklich einen echten Augenöffner darstellt, so dass man sofort richtig Lust bekommt, sich in das Album zu vertiefen.
Das ist auch ohne weiteres möglich, da sich das Quintett einem sehr melodischen, progressiven Stil mit viel Tiefgang und Liebe zum Detail widmet, dabei seine Kompositionen aber nicht überlädt und auch selten bis nie in kitschige Gefilde abdriftet. Das unbetitelte Intro ist ein dreistimmig-choral gesungenes Gebet mit liturgischem Charakter. In dessen Folge gibt sich 'Beyond Myself' als progressives, aber auch sehr dynamisch rockendes Stück, das sowohl hartes Riffing als auch neoklassische Melodieläufe zu einer funktionierenden Einheit verschmilzt und vor allem vom sehr ausgefeilten Gitarrenspiel von Bandgründer Pil-Sung Cho lebt, das von Mi-Sun Jungs symphonischen Keyboard-Arrangements unterfüttert wird, die zwar sehr präsent, aber nicht zu dominant sind. Das virtuose, aber niemals zu sehr überfrachtete Gitarrenspiel Pil-Sungs ist das Herz der Musik von JEREMY und bekommt als solches stets genug Raum um sich zu entfalten. Das belegen auch die tollen Harmonien im Einstieg zum entspannten 'Rain In The Sun', das darüber hinaus die sehr große stimmliche Bandbreite von Sänger Jung-Gil Mo eindrucksvoll unter Beweis stellt. Er klingt hier bisweilen ein klein wenig nach Andi Deris, kann aber ansonsten meist mit recht hohen und klaren, aber trotzdem kraftvollen und angenehmen Vocals überzeugen, die keineswegs alltäglich klingen und allenfalls ein wenig an Trace Edward Zaber erinnern. Schön ist auch der Solo-Dialog zwischen Pil-Sung an der Gitarre und Mi-Sun am Keyboard, der einen Hauch klassischen Hardrocks der 70er durch das Werk wehen lässt. Mit 'Brother' folgt eine entrückte semi-akustische Halbballade, die von einer sehr eigenwilligen Rhythmik und Sang-Yeol Parks interessantem Schlagzeugspiel lebt. Auch beim erneut progressiv ausgerichteten 'Escape' leistet die Rhythmusgruppe um Sang Yeol und Bassist Sung-Woo Byun ganze Arbeit. Dazwischen streut Pil-Sung ein paar kleine schräge Kabinettstückchen auf der Gitarre, die sich jedoch stets wieder schön harmonisch auflösen, wenn Keyboarderin Mi-Sun hinzutritt. Das Titelstück ist für mich zugleich das Highlight des Albums, das eine leicht doomige Grundstimmung perfekt mit einer gesunden Dosis epischen Bombasts verbindet. Einige speedige Attacken des Synths leiten das dramatisch arrangierte 'Kill The Death' ein, das für JEREMY-Verhältnisse recht disharmonisch und aggressiv ausgefallen ist. Auch der Gesang wirkt hier etwas gequält, was wohl die Thematik des Stückes unterstreichen soll, aber im Kontext des Albums ziemlich gewöhnungsbedürftig wirkt. Doch schon mit 'Miracle' kehren die Koreaner zu ihrer bewährten Mischung aus verspieltem klassischem Hardrock und progressivem Bombast zurück. Die klassische, stark vom Piano dominierte Ballade 'You're My Everything' lässt den Hörer noch mal entspannt durchatmen, bevor die Scheibe mit dem sehr ausladenden Epos 'Challenge Part 2' eindrucksvoll endet.
"The 2nd Advent" ist ein Album, das durch und durch von stimmigen und anspruchsvollen Arrangements geprägt ist, dabei aber das Wesentliche nicht aus den Augen verliert. Die Instrumentalisten agieren songdienlich, legen viel Wert auf gefällige Harmonien und ausgefeilte Melodien. Dabei klingt die Band gerade durch den vielseitigen und dennoch eigenwilligen Gesang von Jung-Gil sehr eigenständig. Dennoch bin ich der Meinung, dass JEREMY für Fans der späten SAVATAGE und ANGEL DUST ebenso von Interesse sein dürften wie für Anhänger orchestral arrangierten, klassischen Hardrocks mit progressiver Note, wie er etwa von Bands der Marke D.S.G. gespielt wird. JEREMY ist eine Band, die nach einer wohl eher kleinen, aber nicht minder feinen Fangemeinde in Europa sucht und selbige mit diesem sehr schönen Album durchaus auch finden sollte.
Anspieltipps: Beyond Myself, Rain In The Sun, The 2nd Advent
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle