JINJER - Duél
Mehr über Jinjer
- Genre:
- Modern Metal / Metalcore
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 07.02.2025
- Tantrum
- Hedonist
- Rogue
- Tumbleweed
- Green Serpent
- Kafka
- Dark Bile
- Fast Draw
- Someone's Daughter
- A Tongue So Sly
- Duél
Jetzt führt an JINJER im modernen Metal endgültig kein Weg mehr vorbei.
Die Ukrainer JINJER sind mit Sicherheit eine der spannendsten und vielversprechendsten Bands im Modern Metal, die mit großer Sicherheit in Kürze auch die ganz großen Hallen füllen wird. Zu verdanken hat die Truppe um Tatiana Shmayluk ihren rasanten Aufstieg in den letzten Jahren aber nicht nur dem unbestreitbaren musikalischen Fortschritt, der insbesondere seit den Pandemie-Jahren die Musik der Quartetts unheimlich spannend gemacht hat, sondern auch einem ungebrochenen Arbeitsethos und packenden Liveshows, mit denen die Band auch abseits des Erfolgs des Albums "Wallflowers" neue Fans gewinnen konnte. Nun steht mit dem fünften Album "Duél" der Nachfolger der Scheibe aus dem Jahr 2021 in den Startlöchern, was den Vierer natürlich vor die schwierige Aufgabe stellt, den Erfolg und die Klasse des quasi Durchbruchsalbums anno 2025 zu bestätigen.
Ein großer Spoiler dürfte es dabei allerdings nicht sein, wenn ich euch direkt vorweg verrate, dass die Ukrainer natürlich mit den elf neuen Kompositionen an der eigenen Maßgabe nicht gescheitert sind. Diesen Fakt hämmert einem schon der Opener 'Tantrum' schön mit Nachdruck ins Gehirn, bringt der Track doch perfekt die verschiedenen Pole des Bandsounds auf den Punkt und demonstriert gleichzeitig, mit welchen handwerklich großartigen Musikern wir es hier zu tun haben. Alles überstrahlt dabei natürlich wie gewohnt Fronterin Tatiana, die von bitterbösen Growls und Screams, die sich auch in einer Deathcore-Band hervorragend machen würden, bis hin zu wunderschönen Klargesängen ein unheimlich weites Spektrum abdeckt und dabei vor allem im Refrain wieder eine erstklassige Hookline serviert. Vergessen werden sollten darüber aber auch die übrigens Musiker nicht. So ist Roman Ibramkhalilov ein Meister des vertrackten und dennoch einprägsamen Gitarrenriffs, während Eugene Abdukhanov ein wahrer Hexer am Bass ist und hier im Mittelteil mit einem geschmackvollen "Solo" auch ein paar Akzente setzen kann. Zusammengehalten wird der ganze modern krachende Laden schlussendlich von Drummer Vlad Ulasevich, der sich gerne in den Dienst der Songs stellt, aber eben auch immer einen passenden Groove parat hat, um die Köpfe ganzer Menschenmassen in Bewegung zu versetzen.
Ihr hört es schon, ich bin schwer begeistert von "Duél", das über weite Strecken wirklich schlicht und ergreifend ein tolles Album ist. Dabei ist es egal, ob uns das Quartett mit wuchtigen Riff-Attacken wie 'Rogue' oder munter groovend in 'Hedonist' oder 'Tumbleweed' ordentlich einen vor den Latz knallt, die musikalische und auch kompositorische Klasse des Vierers ist immer überdeutlich. Dennoch bleiben die Momente, in denen Aggression gekonnt mit einem Hauch von Popappeal vermischt werden, meine Lieblinge im JINJER-Kosmos. Neben dem bereits erwähnten Opener hinterlässt hier beispielsweise 'Kafka' einen starken Eindruck, das zwischen Melancholie und grooviger Wucht pendelt und von ein paar wirklich tollen Gesangslinien veredelt wird. Nicht minder überzeugend fällt 'Green Serpent' aus, das geschickt die proggig angehauchten Riffs mit feinen Klargesängen versieht und für mich neben 'Tantrum' vielleicht den überzeugendsten Track auf "Duél" markiert. Dass obendrein die Produktion, für die wieder einmal Max Morton verantwortlich war, wunderbar druckvoll und klar ausgefallen ist, ohne sich am Loudness-Krieg mit überdrehter Kompression und Limiting zu beteiligen, versteht sich da fast schon von selbst.
Also alles in Butter bei JINJER, oder? Insgesamt auf jeden Fall, auch wenn mir hinten heraus vielleicht noch ein oder zwei ganz große Höhepunkte gefehlt haben, um das fünfte Album des Vierers zu einem Kracher auf ganzer Linie zu machen. Auch das Artwork passt in seiner Schlichtheit nicht zur überbordenden musikalischen Kreativität. Fans der Band werden dennoch begeistert sein und auch generelle Freunde von modernem Metal müssen spätestens jetzt ein Ohr riskieren, denn an JINJER führt heuer schlicht und ergreifend in diesem Sektor kein Weg mehr vorbei. Einfach eine tolle, talentierte und hochgradig engagierte Band, die man gernhaben muss.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs