JOLLY - Forty Six Minutes, Twelve Seconds Of Music
Mehr über Jolly
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- ProgRock/SPV
- Escape From DJ
- Renfaire
- Peril
- Red Sky Locomotive
- We Had An Agreement
- Downstream
- Carousel of Whale
- Solstice
- Inside The Womb
Großartige Klangflächen, beeindruckende Kunst - und 46:12 Minuten purer Genuss!
Was macht die progressive Rockmusik eigentlich aus? Sind es die technisch versierten Arrangements, die vom Gros der Szene als selbstverständlich erachtet werden? Ist es die Kunst, den Hörer mit raffinierter Performance ins Staunen zu versetzen? Oder geht es in letzter Instanz doch vorrangig darum, mit emotionalen, melancholischen Facetten zu beeindrucken und das Ganze stimmig zu inszenieren? Nun, es ist wohl von allem etwas, nur eben jederzeit anders gewichtet. Bei den New Yorker Newcomern von JOLLY liegt die Priorität jedenfalls ganz klar auf der gefühlsmäßigen Seite. Denn wenn diese Gruppe eines schon nahezu perfekt beherrscht, dann das Klangspiel mit den Stimmungen, das in den neun Tracks des aktuellen Albums jeden einzelnen Musikliebhaber verblüffen sollte.
Dabei entpuppen sich JOLLY als eine enorm introvertierte Combo, die sich immer wieder in der dichten Atmosphäre von Pianos und sanften Gitarren einhüllt. Geprägt von einer dezenten Traurigkeit und einer ergreifenden Melancholie schaffen JOLLY auf "46:12" einen fast schon hypnotischen Klangteppich, der trotz seiner vergleichsweise düsteren Färbung unheimlich viele bunte Nuancen aufweist. Leichte Abstecher in den Blues sind ebenso an der Tagesordnung wie kurze, mit leichtem Mainstream-Rock angereicherte Passagen. Darüber thront Frontmann Anadale mit seiner vereinnahmenden, kaum minder hypnotisierenden Stimme, die gelegentlich in die Nähe von Bands wie THE PINEAPPLE THIEF oder PORCUPINE TREE rückt - und damit in ein Umfeld, das halbwegs vergleichbar ist, als reine Parallele die gesamte Magie, die auf "Forty Six Minutes, Twelve Seconds Of Music" ausgestrahlt wird, aber kaum einzufangen vermag.
Ihre magischsten Momente haben die NY-Mannen besonders in den dramatischen Momenten dieser Platte. 'Peril' ist diesbezüglich ein Sonderfall und baut sich beeindruckend behäbig und doch so entschlossen auf. Das von vielen Breaks gesäumte 'Downstream' wiederum vereint währenddessen so viele unterschiedliche Klangfarben, bleibt aber als stabiles Gerüst durchweg bestehen. In 'Carousel of Whale' und 'Inside The Womb' wiederum widmen sich JOLLY den finsteren Emotionen ihrer Musik, zaubern einige tieftraurige Gitarren-Arrangements aus dem Ärmel und legen darüber eine Pianospur, die mit Gänsehaut kaum aufzuwiegen ist - grandios!
Und grandios ist schließlich auch der komplette Ansatz, den JOLLY auf diesem Album verfolgen. Dezent und trotzdem nicht schmalspurig, zurückhaltend und dennoch so aussagekräftig, still, alles in allem aber unheimlich lebendig: "Forty Six Minutes, Twelve Seconds Of Music" ist ein beachtliches Stück Musik, vielmehr sogar ein Kunstwerk der progressiven, emotionalen Klangmalerei. Selten zuvor hat ein vertontes Werk so deutlich auf den Punkt gebracht, warum in der Ruhe die Kraft liegt!
Anspieltipps: Downstream, Renfaire, Peril, Inside The Womb
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes