JUD - Generation Vulture
Mehr über Jud
- Genre:
- Psychedelic Post Stoner
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Supermusic
- Blind Society
- Where We Come From
- Summer Of Love
- Find Us, Heal Us
- The Operation
- Humanity The Lie
- How The West Was Lost
Breitwand-Emotionen!
Vorweg muss ich ein Geständnis machen: Obwohl ich das einzige DAMN THE MACHINE-Album sensationell finde, habe ich mich niemals ernsthaft mit der Band JUD beschäftigt, obwohl diese das Betätigungsfeld von Sänger/Gitarrist David Clemmons ist. Völlig unverständlich, wenn ich bedenke, wie sehr ich seinen Gesang und sein Gitarrenspiel bei der verdammten Maschine schätze. Gar nicht zu reden von seinen Beteiligungen bei MINISTER OF ANGER und MURDERCAR, deren sensationelles Album noch immer nicht offiziell veröffentlicht wurde. Eine Schande. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Nach einigen Jahren Pause gibt es JUD wieder und die Mister Clemmons hat mit neuer Besetzung unter der Überschrift "Generation Vulture" sieben Songs aufgenommen.
Irgendwo hatte ich was von Stoner-Rock und KYUSS-Anleihen gelesen, was mich abgeschreckt hat, aber beim Abtauchen in die musikalischen Welten des aktuellen Albums kann ich zum Glück keinerlei Spurenelemente finden, die diesen Vergleich rechtfertigen. Vielmehr höre ich sehr organisch klingende Saitenwälle, die mich manchmal latent an die großen Großtaten von LONG DISTANCE CALLING erinnern. Der riesengroße Unterschied: Der Gesang! David hat nichts von seiner emotionalen Gesangsstimme eingebüßt und ich bin nach wenigen Minuten komplett gefesselt, obwohl ich momentan eher auf regressive Metalklänge stehe. Die Songs von JUD sind Lichtjahre entfernt von typischen Songstrukturen und leben Vielfalt und Detailverliebtheit.
Wer auf herkömmliche Vers-Chorus-Vers-Chorus-Solo-Vers-Chorus-Nummern steht, ist hier eventuell überfordert, denn hier setzt man auf Tiefe, auf Atmosphäre und Ausstrahlung. Das Album funktioniert in seiner Gesamtheit – und vor allem unterm Kopfhörer – ganz ausgezeichnet und entführt den Hörer schnell aus der Realität. Die wohldurchdachten, teils sozialkritischen Texte, addieren sich als weiterer Bonus hinzu. Ganz zu schweigen von dem herrlich warmen und transparenten Klangbild, welches allen Instrumenten den gleichen Freiraum gewährt. Man kommt sich vor wie im Proberaum der Band, so nah am Geschehen scheint man zu sitzen. Ein wunderbares Gefühl, welches heutzutage nicht mehr viele Alben erzeugen können. PHILM wäre auf dieser Ebene eine Vergleichsband, wenngleich dieses Trio musikalisch etwas andere Wege beschreitet.
Aufgrund dieser Kompaktheit ist es mir unmöglich einen einzelnen Song hervor zu heben. JUD ist keine Single-Band, sondern eine musikalische Abenteuerfahrt, auf die man sich gerne immer wieder begibt. Ganz feines Album.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae