KHZ - Reality On A Finer Scale
Mehr über KHZ
- Genre:
- Modern Metal
- Label:
- Propain Wreckords/ H'art
- Release:
- 11.05.2007
- It's Yours
- Let It Go
- Broken (What Could've Been)
- Test My Faith
- It
- Envy
- Breathing Deeper
- Inside
- Rubberhead
- Now It Never Ends
- Empty
- Find Your Way Pt. 1 & 2
- Alone
- Find Your Way Pt. 3
- Stay All Night
Einen extrem modernen Metalbrocken setzen uns die New Yorker KHZ mit ihrem Debütalbum "Reality On A Finer Scale" vor, das bereits im letzten Jahr in Amerika erschien und nun auch endlich in Europa erhältlich ist. Gleich mit fünfzehn Songs kommt das Quartett über den Teich, hat das aktuell erfolgreiche Strickmuster von ihren Kolleginnen und Kollegen der Marke EVANESCENCE perfekt verinnerlicht und besitzt in Raiana Page eine explosive Frontfrau, die auf der einen Seite bei ihren gehauchten Melodien mehr als zerbrechlich wirkt und im nächsten Moment mit ausgestrecktem Mittelfinger in Stöckelschuhen in die erste Reihe springt. Hier sind blaue Flecken vorprogrammiert.
Musikalisch haben KHZ ihre Hausaufgaben gemacht. Das Dynamikspielchen wird fast bis zur Schmerzgrenze praktiziert (ruhige, spärlich instrumentierte Strophen treffen auf brachiale Gitarrenwände im Refrain), so dass man sich schon fast wünscht, sie würden mal aus diesem Schema ausbrechen. Ich weiß auch, dass es viel zu einfach ist, jede Band mit Sängerin und eben jenen modernen Elementen sofort mit Amy Lee & Co. zu vergleichen, aber aktuell verkörpern die Megaseller diese Art von Musik einfach am besten. Und natürlich gibt es Unterschiede: So driftet Raiana ab und an in die punkig-rotzige Ecke ab, schreit und brüllt in bester EXILIA-Manier durch die Gegend und verwendet dabei eine Ausdrucksweise, die sich nur gebürtige Amerikaner erlauben dürfen ohne dabei gleich lächerlich zu wirken ('It's Yours', 'Let It Go', 'Now It Never Ends').
"Reality On A Finer Scale" ist aber kein durchgehender Hassklumpen, sondern ist im Gegenteil mit sehr vielen ruhigen und melancholischen Momenten besetzt. So können Songs wie 'Broken', 'Empty' oder 'Inside' durchaus als moderne Balladen bezeichnet werden, bei denen Raiana ebenfalls eine sehr gute Figur macht. Richtig Gänsehaut kommt dann bei den ruhigen Strophen von 'Find Your Way I+II' und der wirklich depressiven Ballade 'Alone' auf, bei denen Mrs. Page wie eine Mischung aus Tori Amos und Skin klingt. Insgesamt hat man jederzeit das Gefühl, sie würde einem wahlweise schreiend oder säuselnd im Genick sitzen - richtig wohltuend unangenehm.
Einzelne Songs bleiben am Ende nicht wirklich hängen, da den meisten Stücken die ganz großen Refrains fehlen. So wollen sie einfach nicht zünden, denn entweder schreit oder brüllt sich Raiana die Seele aus dem Leib, was spätestens beim zweiten Mal an Wirkung verliert, oder greift auf viele Effekte zurück, die auch noch keine Hookline ersetzen. Ab und an hauen KHZ fette Riffs und Grooves raus ('Let It Go', 'Inside', 'Find Your Way I+II'), beschränken sich aber ansonsten auf das Notwendigste und überlassen dem Gesang ganz eindeutig das Rampenlicht.
Noch ein paar Rahmenfakten: Produziert wurde "Reality On A Finer Scale" von Gitarrist Pull, der auch schon für verschiedene Künstler wie beispielsweise Christina Aguilera tätig war. Eine gute Leistung, die für meinen Geschmack aber im Gitarrenbereich noch etwas mehr Punch hätte haben können. Weiterhin können sich Interessenten auf MySpace einige sehr professionelle visuelle Eindrücke von KHZ zu Gemüte führen, die ebenfalls von Gitarrist Pull beeindruckend in Szene gesetzt wurden - Respekt. Obwohl mir das offensichtliche Zuschaustellen der durchaus vorhandenen Reize von Frontfrau Raiana etwas zu plakativ ist (schaut euch die Videos an und betrachtet die Fotos) und dies zumindest in meinen Augen ein paar Punkte in der B-Note kostet, ist es musikalisch allemal interessant, wenn auch noch mit ein bisschen Luft nach oben.
Anspieltipps: Let It Go, Empty, It
- Redakteur:
- Chris Staubach