KIM? - Die Kinder vom Bahnhof Soho
Mehr über KIM?
- Genre:
- Punk
- Label:
- Loony Groove
- Rock 'n' Roll Nasty Boy
- Alles oder Nichts
- Anruf
- She's Got Balls!
- Nachtflug
- Welt Bewegen
- Ein Schritt zu viel
- Der Mond scheint immer noch
- Geben & Nehmen
- Deanna (aus dem All)
- Opa from Hell
- Stadt der Winde
- Ende eines Traums
- Schläfer
Endlich gibt es KIND IM MAGEN in voller Albumlänge! "Die Kinder vom Bahnhof Soho" nannten die vier Jungs aus Sonthofen passend ihre erste Langspielplatte. Und sie machen genau da weiter, wo sie mit der "Leben leben"-EP aufgehört haben. Aber halt, nicht ohne einen ordentlichen Schritt nach vorn zu machen, sowohl rein soundtechnisch als auch musikalisch. Das wird bereits beim ersten Lied 'Rock'n Roll Nasty Boy' deutlich. Hier zeigt sich auch gleich, dass man das beabsichtigte Stück Naivität in den Texten keineswegs über Bord geworfen hat. Im locker-flockigen Punk-Rhythmus wird einfach erst mal losgerockt.
Ist die erste Erscheinung der Lyrics zunächst eher pubertär, wird bald klar, wie originell KIM so manche Alltagssituation von Ottonormal-Jugendlichen auf die Schippe nimmt. Das trifft vor allem auf das geniale 'Anruf' zu, bei dem man(n) gewillt ist, mit breitem Grinsen zustimmend auf den Tisch zu hauen und zu sagen: "Ja! Genau so ist es!". Um diesen Effekt nicht vorweg zu nehmen, gibt es an dieser Stelle keine weiteren Details zu diesem Stück.
Dass man an Traditionen festhält, macht 'She's Got Balls' deutlich. Schon auf der "Leben leben" ließ man es sich nicht nehmen, einen Track mit englischen Texten einzufügen. Und auch die Fortsetzung dieser Tradition mit dem augenzwinkernden 'She's Got Balls!' kann sich hören lassen.
Trotz makelloser Punkmusik basiert der Unterhaltungswert dieses Album, wie es für Punk üblich ist, zum größten Teil auf den Texten. Diese bewegen sich zwischen pubertär und bitterernst, Satire, Tragödie und Party. Was auf jeden Fall nicht fehlen durfte, ist 'Welt bewegen', das schon vor dem Album-Release auf der Webseite zu genießen war. Erwartungsgemäß ist es eines der besten Lieder des Albums, durch seine Dynamik und eine Lightversion an Rebellion. Besonders ab diesem Lied werden die Wellen auf der Richterskala größer, denn man setzt nun auf einen gekonnten Wechsel zwischen ruhigen und heftigen Liedern. Überraschend ist die Ballade 'Ein Schritt zu viel', die letztlich mit dem Zeigefinger vor Drogenkonsum warnt. Ob es jedoch beabsichtigt war, dass man das Lied anfangs glatt für eine astreine BÖHSE ONKELZ-Ballade halten könnte, ist allerdings unwahrscheinlich. Mit 'Geben & Nehmen' befindet sich sogar noch eine Ballade, von Akustik-Gitarre begleitet, auf dem Album.
Wem "DKVBS" bis zu diesem Zeitpunkt noch zu ernst war, der kann sich gern bei den Fun-Liedern 'Deanna (aus dem All)' und 'Opa From Hell' austoben, die zweifelsohne einfach nur mit jeder Menge Spaß aufgenommen wurden.
Letztes Highlight des Albums ist 'Stadt der Winde', das in etwa mit 'Alles oder Nichts' und 'Nachtflug' in einen Topf fällt. Parts wie ein instrumentenfreier Refraingesang, wie in eben jenen Stück, stehen den Sonthofenern sehr gut und sollten vielleicht viel häufiger verwendet werden.
Mit dem hochmelodischen 'Ende eines Traums' und dem eigentümlichen 'Schläfer' lässt man letztlich die Scheibe ausklingen.
Man muss sich mit den frei dahersingenden Stimmen von El Manu und Trip Tom anfreunden, um die Musik von KIM genießen zu können, sowie mit den eigentümlichen Texten. Dennoch bleibt es dabei, dass diese Band mit ihrer Kombination aus dem sonst so politischen Punk und den naiven jugendfreien Texten eine Nische besetzt, die sie bisher noch weitestgehend allein ausfüllt. Die Lieder wirken durch die Bank weg kompakter als die der "Leben leben"-EP. Schade ist nur beim Sound, dass der feminine Gesang in 'Deanna (aus dem All)' etwas zu leise aufgenommen wurde. Dafür kommt allerdings das Doppel am Mikro von Trip und El allgemein sehr gut zur Geltung. Die Playlist wurde durchdacht zusammengestellt, sodass ein steter Wechsel zwischen "Das ist die Nacht der Nächte"-Liedern, nachdenklichen Balladen und Spaßhymnen entsteht, was wiederum nur möglich ist, wenn man von jedem etwas parat hat.
KIM sind noch immer nicht ganz ausgereift, haben aber einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gemacht. Wichtig ist jetzt, dass sie ihre Unbeschwertheit in die richtigen Bahnen lenken.
Anspieltipps: Anruf, Welt bewegen, Stadt der Winde
- Redakteur:
- Michael Langlotz