KADAVAR (DE) - Berlin
Mehr über Kadavar (DE)
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 21.08.2015
- Lord Of The Sky
- Last Living Dinosaur
- Thousand Miles Away From Home
- Filthy Illusion
- Pale Blue Eyes
- Stolen Dreams
- The Old Man
- Spanish Wild Rose
- See The World With Your Own Eyes
- Circles In My Mind
- Into The Night
- Reich Der Träume (bonus track)
Schnörkellos, hemmungslos, gnadenlos - aber mit Gefühl!
Ach, ja, der Retro-Boom! Die einen nervt er an, die anderen fühlen durch ihn den Rock 'n' Roll-Spirit wie schon lange nicht mehr, und während die Musikfans sich darüber die Münder heiß diskutieren, fällt gar nicht auf, dass dieser Boom schon mehrere Jahre anhält. Man kann ja fast von einer Ära reden. Und so lange Alben wie "Berlin" von KADAVAR veröffentlicht werden, wird der Siebziger-Rock-Sound weiterhin eine schwergewichtige Rolle in der Gunst der Hörer spielen, da bin ich mir sehr sicher!
Der Grund für meine Annahme ist äußerst trivial: Die Band rockt! Schnörkellos, hemmungslos, gnadenlos. Mein Erstkontakt mit den Berlinern war auf dem Hammer Of Doom-Festival 2014, wo die Band den Veteranen von TROUBLE auf sehr souveräne Art mit einer energiereichen Show Paroli geboten hat. Und der gute Eindruck bestätigt sich auf "Berlin": Die Band paart jugendliches Rowdytum mit der nötigen Spur Professionalität und legt ein Album vor, das vom ersten Riff an ins Tanzbein geht.
Ein weiterer Eindruck des Konzertes indes war, dass die Stimme von KADAVAR nicht zu den charakterstärksten zählt. Und genau diese ist es, mit der ich anfangs noch ein wenig zu kämpfen habe. Nun ist aber KADAVARs Musik auch lang keine Sänger-Mucke und schnell sind Highlights der Scheibe ausgemacht, die keineswegs allein dem Siebziger-Sound huldigen. 'Thousand Miles From Home' mag ich wegen seines von einem gewaltigen Riffs getragenen leicht psychedelischen MONSTER MAGNET-Touches. 'Stolen Dreams' knarzt wild rockend durch die Boxen und 'Spanish Wild Rose' hat einfach wahnsinnig viel Charme, ähnlich wie die Dame mit dem Monster-Sonnenbrille auf dem Cover.
Nein, insgesamt wirkt die Musik von KADAVAR lang nicht nur wie für uralte Langbart-Rocker mit STEPPENWOLF- und AC/DC-Aufnähern auf ihren Kutten. Im Gegenteil - sie benutzt nur deren Sound, um etwas ausgesprochen Frisches, Jugendliches und Zeitgemäßes auf Rille zu bannen. Hierbei ist es für mich dann auch leicht zu verschmerzen, dass nicht jeder Song ganz ins Volle trifft. Zumal das große Schmankerl ganz am Schluss kommt: 'Reich der Träume' ist eine faszinierende, auf deutsch gesungene Psychedelic-Ballade und entpuppt sich als ein Cover der deutschen Skandal-Rockerin NICO, die ja bekanntlich in Berlin gelebt hat. Damit schließen Lupus, Tiger und Dragon - so die Pseudonyme der Langbärte - ihre Hommage an ihre Wahlheimat mit viel Gefühl ab und wecken beim Rezensenten Sehnsucht nach Berlin: "Lass mich siegen, lass mich sterben, lass mich lieben, lass mich fliegen…"
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Thomas Becker