KAELTE - Isolation
Mehr über Kaelte
- Genre:
- Dark Wave / Folk Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- BrachialPop/Upsound
- Release:
- 23.06.2010
- Es ist wie es ist
- Meeresgrund
- Isolation-Ankunft
- Wo liegt die Wahrheit
- Isolation-Aufenthalt
- Offene Fragen
- Lügen
- Isolation-Abschied
Dunkler und melancholischer Mix aus Dark Wave und Folk Rock, der durch seine Schlichtheit besticht.
Nebenprojekte sind ja da, um sich als Musiker bewusst von seiner Stammband abzugrenzen und einfach das zu machen, was man will. Nun ist es bei Sven Löbert, dem Drummer von DIE ART, nicht so, dass er sich musikalisch nicht einbringen kann, doch so manch eine Idee schlummert vor sich hin und will in die Welt hinaus. Eigens dafür hat er mit Gabor Zsitva das Projekt KAELTE gegründet, in dem sich beide seit 2006 nach Herzenslust austoben. "Isolation" ist das vierte Album oder besser gesagt ein Mini-Album, denn es enthält acht Stücke, von denen drei Instrumental-Werke sind. Aber was sagt diese Anzahl schon über die Qualität einer Scheibe aus?
Genauso ist das im vorliegenden Falle und die Redewendung "klein aber fein" trifft den Nagel auf den Kopf. Allerdings machen es die beiden dem Hörer nicht einfach, ihre Musik von Anfang an zu mögen. Es bedarf also schon ein paar Durchläufen, um mit in ihre Welt abzutauchen. Wer den Grundtenor der Melancholie mag, wird es auf jeden Fall einfacher haben als der Rest. Dabei ist der Sound, von den Instrumental-Stücken abgesehen, gar nicht so experimentell geraten. Es ist vielmehr das Zusammenspiel aus Gesang und Musik, das man bewusst konsumieren muss, um den Inhalt richtig zu erfassen.
Den Großteil des Gesangs übernimmt Sven Löbert und mit seiner dunklen Stimme passt das hervorragend zur Musik. Hin und wieder wird er von seinem Kollegen unterstützt, der sich ebenfalls toll schlägt. Gestartet wird mit 'Es ist wie es ist', was mit relativ viel Wut und einer Prise Trotz dem Hörer entgegenschlägt. Wenn die Gitarren die Oberhand gewinnt, wirken diese rockigen Töne jedoch wieder versöhnlich. Passend zum Titel 'Meeresgrund' wirkt der Song wesentlich leichter und friedlicher. Für den Einstieg in die Platte wäre er günstiger gewesen.
Im Anschluss gibt es mit 'Isolation-Ankunft' den ersten Instrumental-Track mit Ambient-Charakter. Hier bedarf es einer guten Portion Sympathie zu diesem Genre, um das Stück wirklich zu mögen. Wer es aber bewusst verinnerlicht, hat eine tolle Filmmusik für sein Kopfkino. Sanft aus seinen Träumereien holt einem danach das ruhige und verspielte 'Wo liegt die Wahrheit'. Ein weiteres Mal geht es auf experimentelle Fahrt mit 'Isolation-Aufenthalt', was sich wesentlich eingängiger und auch spannender präsentiert als sein Vorgänger.
'Offene Fragen' hinterlässt dieser Song keine, dafür einen dunklen, fast schon bedrückenden Gitarrensound im Mid-Tempo und einen starken Refrain. Für mich mausert er sich damit zur Nummer eins der Platte. Wesentlich heller und freundlicher präsentiert sich 'Lügen', das musikalisch ein wenig in die Richtung DIE ART geht, ohne dabei ein gesichtsloser Klon zu sein. Jetzt kann heiter-beschwingt das Tanzbein geschwungen werden. Mit 'Isolation-Abschied' entlassen die beiden Musiker den Hörer aus der KAELTE-Welt. Das ist im Vergleich zu den anderen beiden Stücken wesentlich besser verdaulich ohne dass qualitative Abstriche gemacht werden müssen. Von der Sache her ist es für das Werk der perfekte Ausklang.
Was bleibt also übrig nach rund vierzig Minuten Unterhaltung? Die Erkenntnis, dass die beiden musikalisch bewusst ihren Weg nach "Gegengift" weitergegangen sind, und sich auch weiterentwickelt haben. Ihr Rezept, einen spannenden Mix aus experimenteller und eingängiger Musik zu kreieren, ist definitiv aufgegangen. Das wird sicher nicht die breite Masse ansprechen, doch wer ein wenig Abwechslung jenseits der eingetretenen musikalischen Pfade sucht, wird hier fündig. Dagegen werden andere das sicher als uninteressanten Quatsch auslegen. Es ist eben wie es ist: Geschmackssache.
Anspieltipps: Meeresgrund, Offene Fragen, Isolation-Abschied
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Swen Reuter