KAMELOT - Eternity
Mehr über Kamelot
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Noise
- Eternity
- Black Tower
- Call Of The Sea
- Proud Nomad
- Red Sands
- One Of The Hunted
- Fire Within
- Warbird
- What About Me
- Etude Jongleur
- The Gleeman
Erstaunlich ist die Entwicklung der Band KAMELOT: Seit “Karma“ haben sie einen richtig guten Ruf in der Szene. Dass da aber noch viele gute Alben vorher erschienen sind und dass einmal Ex-CONCEPTION-Sänger Khan nicht am Mikro der melodischen Metaller stand, wissen wohl auch nicht viele. Schon 1995 erschien “Eternity“, damals noch mit dem Line-up Mark Vanderbilt (Gesang), Thomas Youngblood (Gitarre), Glenn Barry (Bass), Dave Pavlicko (Keyboard) und Richard Warner (Schlagzeug). Es hat sich bis heute also einiges getan, nur noch Youngblood, Hauptsongwriter und Kopf der Band, und Glenn Barry, sind noch dabei.
Also eigentlich nicht erstaunlich, dass KAMELOT damals eben noch nicht die bekannten Züge aufwiesen, die sie heutzutage so beliebt machen. Dass diese Platte hier, übrigens das Debüt der Amerikaner, so gut wie unbekannt ist, ist schon verwunderlich. Allerdings: Wie sollen die Songs auch bekannt werden, wenn sie live heutzutage überhaupt nicht mehr gespielt werden? Es ist wirklich zu schade, dass diese Platte irgendwie untergegangen ist, zu viele Perlen sind einfach darauf versteckt...
...aber die muss man erst einmal finden. Kamelot haben in den letzten Jahren wirklich eine Wandlung hinter sich. Die atmosphärischen, meist orientalisch angehauchten Klänge der neuen CDs sind auf den Erstlingswerken nicht wiederzufinden. Deswegen vielleicht auch die Ablehnung der Fans, die die Platten seit Khans Einstieg nicht kennen. Das wichtigste Merkmal dieser CD sind die auffallenden Assoziationen mit dem Mittelalter, allein das Intro zeigt dies sehr deutlich. Schneller als bei einer durchschnittliche Metalband wird hier auch nicht gespielt, eher schleppend und weniger aggressiv geht es instrumental zur Sache. So einen Gesamtsound habe ich bisher trotzdem noch nicht gehört. Wieso die Band KAMELOT heißt, hört man in den ersten Takten. Als sei es eine metallische Burgkapelle...
Die erste Feststellung bei öfterem Anhören der Platte ist sicherlich, dass die Songstrukturen ständig als relativ simpel bezeichnet werden können, zumindest beim Großteil der elf Tracks. Das längste Stück des Albums ist “The Gleeman“ mit nur knapp über sechs Minuten...
Dennoch, die meisten Refrains sind unglaublich verspielt, trotzdem wunderbar eingängig und auch die Chöre gefallen mir sehr gut. Allzu oft werden Letztere aber auch nicht eingesetzt. Um einen weiteren Kritikpunkt auszuführen: Es fehlt manchmal an Gimmicks, die die CD interessanter gestalten würden. Meistens plätschern die Songs einfach nur dahin und man kommt in Versuchung, nicht genau hinzuhören, insbesondere natürlich in den ersten Hördurchgängen. Dabei tun einem Einlagen wie Windrauschen und Meereswellen ('Call Of The Sea') richtig gut, womit wir schon beim ersten Überhammer der Platte sind. Meines Wissens der einzige Song, den der neue Sänger je live gesungen hat. Hat auch seine Gründe: Ein Midtempostampfer mit Ohrwurmrefrain und geradezu prädestiniert für eine Liveperformance. Der zweite Wahnsinnshammer ist einer der besten Kamelot-Songs: 'Red Sands' hat alles, was ein Metalsong braucht. Einen ruhigen Teil, geniale Soli, einen perfekten Refrain, eine schnelle Strophe. Ein Lied, das das Prädikat "Hymne" verdient hat. Nicht zu vergessen den nächsten Kracher in Gestalt des Openers: 'Eternity' ist eben deswegen ein gutes Eröffnungsstück, weil es bei keiner anderen Band als Opener dienen würde.
Ein großes Problem mindert die Freude an den meisten Songs: Bis auf den Refrain bleibt eigentlich bei den Stücken, die bisher noch nicht genannt wurden, nichts im Hirn, und ich höre mir die Scheibe schon seit einigen Jahren an. Auch deswegen, weil es manchmal langweilig ist, wenn die Abwechslung im Tempobereich fehlt. Nur in der Ballade 'What About Me' findet man noch einen Song, der sich aufgrund seines Gefühls von den noch nicht genannten Stücken abhebt.
Im nachhinein kann man immerhin sagen, dass KAMELOT eindeutig aus ihren Fehlern gelernt haben und mittlerweile ja in einem völlig anderen Subgenre zu Hause sind. Trotzdem ist zumindest diese Scheibe Pflichtstoff für alle Headbanger, genauso wie die späteren Alben “Fourth Legacy“, “Karma“ und “Epica“! Zu viele gute Songs sind einfach darauf versteckt!
Anspieltipps: Eternity, Call Of The Sea, Red Sands, What About Me
- Redakteur:
- Christian Hubert